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Friesenbichler: "In der ganzen Region spürt man diese Cup-Euphorie"

Viertelfinal-Duell gegen Bundesligist Altach

Friesenbichler: "In der ganzen Region spürt man diese Cup-Euphorie"

Prominenter Sturm bei Zweitligist Leoben: Kevin Friesenbichler und Deni Alar.

Prominenter Sturm bei Zweitligist Leoben: Kevin Friesenbichler und Deni Alar. GEPA pictures

Der DSV Leoben ist einer von zwei verbleibenden 2.Liga-Klubs im ÖFB-Cup. Dass die Oststeirer bis ins Viertelfinale vordringen werden, war so wohl nicht zu erwarten. Nun erwartet die Mannschaft von Trainer Rene Poms mit Bundesligist SCR Altach die nächste schwierige Aufgabe. Am Samstag (19.15 Uhr, LIVE! bei kicker) will Leoben alles reinwerfen, um die nächste Überraschung feiern zu können.

ÖFB-Cup-VIERTELFINALE

Auf ihrem Weg in die Runde der letzten Acht hat Leoben gleich zwei Bundesligisten ausgeschalten. Gleich in der zweiten Runde bekamen die Donawitzer die WSG Tirol zugelost. Beim klaren 3:1-Erfolg hatte auch Offensivmann Kevin Friesenbichler seine Beine im Spiel. Ihm gelang per Elfmeter der Führungstreffer. Ein Doppelpack von Deni Alar sorgte dann früh für (überraschend) klare Verhältnisse. Im Achtelfinale setzte sich Leoben gegen den Wolfsberger AC im Elfmeterschießen durch.

Friesenbichler, der in seiner Karriere insgesamt 154 Mal in der Bundesliga für die Wiener Austria, Sturm Graz und den WAC zum Einsatz kam, zählt zu den absoluten Leistungsträgern in Leoben. Ob nun auch Altach gewarnt sein muss, im Monte Schlacko ein blaues Wunder zu erleben? "Die Frage darf man gerne nach Altach schicken. Wir haben gezeigt, dass wir es können. Fakt ist, dass so ein Spiel nicht alltäglich ist und eine normale Leistung nicht reichen wird. Wir müssen da als gesamte Mannschaft über die Grenzen gehen und dann schauen wir, was möglich ist. Wir brauchen einen sehr guten Tag und Altach einen nicht so guten, dann ist vielleicht eine nächste Überraschung möglich", erklärt Friesenbichler dem kicker.

Alle Wintertransfers der österreichischen Bundesliga

Fakt ist, dass das Cup-Abenteuer etwas in der zweitgrößten Stadt der Steiermark ausgelöst hat. "Wenn du als Zweitligist noch im Viertelfinale dabei bist, ist das natürlich etwas ganz Großes. Nicht nur bei uns, sondern in der ganzen Region spürt man diese Cup-Euphorie. Ich hoffe, dass einige Leute kommen werden, auch wenn es ein wenig kalt sein wird. Da werden wir umso mehr dafür sorgen, dass das Spiel erwärmend sein wird (lacht). Wir sind bereit und bereiten uns akribisch auf das Spiel vor."

Offensive gezielt verstärkt

In Sachen Wintertransfers ist es in Leoben ruhig geblieben. Großen Handlungsbedarf dürften die Verantwortlichen nicht gesehen haben. Lediglich zwei Offensivspieler sind neu dabei. Cheikhou Dieng, den man durch seine Stationen bei St. Pölten, Wacker Innsbruck und Wolfsberg in Österreich gut kennt, sowie Barry Hepburn, der bei Bayern München ausgebildet wurde, sollen den Tabellensiebenten der 2. Liga verstärken. "Beide haben sich im Training gut präsentiert. Cheikhou Dieng kennt man, der hat schon ein paar Jährchen in Österreich gespielt. Da weiß man, was man bekommt, wenn man so einen Spieler holt. Bei Barry ist es so, dass wir den Spieler noch nicht gekannt haben, er aber einige Qualitäten mitbringt. Wie sie sich in die Mannschaft integrieren werden, wird man im Laufe der Frühjahrssaison sehen, aber bis dato schaut das schon sehr gut aus", meint Friesenbichler.

Trainer Poms hat nun in der Offensive die Qual der Wahl. Neben Friesenbichler, Alar, Dieng und Hepburn stehen noch Winfried Amoah und Thomas Hirschhofer zur Verfügung. Es ist also davon auszugehen, dass Leoben auch im Frühjahr die eine oder andere Defensive vor Probleme stellen wird.

Wenn man so etwas mitbekommt, ist das natürlich ein Thema in der Kabine.

Kevin Friesenbichler über die Vorwürfe gegen den DSV Leoben

Abseits des Rasens musste sich Leoben vor wenigen Wochen schweren Vorwürfen stellen. Im Raum stehen der Verdacht der Geldwäsche und schwarze Kassen. Die Wiener Kriminalpolizei soll Hausdurchsuchungen an mehreren Standorten in der Steiermark und Kärnten durchgeführt haben und beim DSV zahlreiche Datenträger beschlagnahmt haben. Obmann Mario Bichler wies sämtliche Vorwürfe zurück. Und die Spieler? An ihnen ging das Thema nicht spurlos vorbei. "Wenn man so etwas mitbekommt, ist das natürlich ein Thema in der Kabine. Aber wir Spieler wissen, dass da nichts dran ist und wir konzentrieren uns darauf, unsere Aufgaben zu erledigen."

Mit Leoben in die Bundesliga? "Warum nicht?"

Den Fokus hat man in Leoben ohnehin rasch wieder dem Sportlichen zugewandt. Nicht nur im Cup, sondern auch in der 2. Liga möchte der Klub die nächsten Schritte gehen. Auch wenn der Meisterkampf angesichts des großen Vorsprungs des GAK auf die Konkurrenz wohl kein Thema mehr ist, bleibt der Aufstieg in die Bundesliga ein langfristiges Ziel. Deshalb hat man in Leoben auch die "Mission 2028" ausgerufen. "Warum nicht? Bis 2028 sind noch gute vier Jahre, da bleibt noch einiges an Zeit. Der Verein hat sich in den letzten Jahren sehr schnell entwickeln müssen, weil er zwei Mal hintereinander aufgestiegen ist. Das geht oft nicht so schnell, aber der Verein ist auf einem sehr guten Weg."

Andi Ulmer als achter Spieler vor 60. ÖFB-Cup-Einsatz

Der Bundesliga hatte Friesenbichler vor einigen Jahren den Rücken zugekehrt, als es ihn nach Riga zog. Dort feierte er mit RFS prompt das Double. Die Chance, um Titel zu spielen, spielte in Friesenbichlers damaligen Überlegungen eine Rolle. "Das war schon auch ein Grund für den Wechsel. Man darf aber nicht vergessen, dass RFS davor noch nie Meister geworden ist." Wesentlich höher einzustufen war laut Friesenbichler aber die Qualifikation für die Conference-League-Gruppenphase: "Ich glaube, das hat es davor 30 Jahre nicht gegeben. Ich möchte das Double in Lettland gar nicht klein reden, aber Europacup war doch noch einmal eine andere Nummer."

Prägende Stationen im Ausland

In seiner Karriere hat Friesenbichler schon einiges gesehen. Bei den Bayern kämpfte er sich aus dem Nachwuchs bis zur zweiten Mannschaft hoch. Der Durchbruch wollte ihm bei den Münchnern aber ebenso wenig gelingen, wie bei Benfica Lissabon, wo er über Jahre "geparkt" wurde und nach einigen Leihgeschäften bei der Wiener Austria endgültig von den "Veilchen" fest verpflichtet wurde. Abstecher machte Friesenbichler aber auch bei Lechia Gdansk und Osnabrück. Welche Auslandsstation denn die beste war? "Es ist schwierig, etwas rauszupicken. Es hatte jede Station und jedes Land einige prägende Dinge mit sich gebracht. Wenn ich an die jüngste Vergangenheit und meine Erlebnisse in Riga denke, war das natürlich etwas ganz Tolles. So manche Stationen können sehr prägend und aufregend sein, es kann aber auch in die andere Richtung gehen."

Als prägend und aufregend soll sich letztlich auch die Zeit in Leoben erweisen. Da würde ein mögliches ÖFB-Cup-Halbfinale oder gar -Finale durchaus Abhilfe schaffen. Ob es soweit kommt, wird sich am Samstag gegen Altach zeigen.

Michael Chudik