Frauen

SC Freiburg, Frauen-Bundesliga: Theresa Merk im Interview

SCF-Coach spricht über Europa-Ambitionen

Freiburg-Trainerin Merk im Interview: "Wir haben die 'falschen' Spiele gewonnen"

"Da überwiegt der Realismus, das ist ein Freiburger Ding": Theresa Merk über internationale Ambitionen im Breisgau.

"Da überwiegt der Realismus, das ist ein Freiburger Ding": Theresa Merk über internationale Ambitionen im Breisgau. IMAGO/Passion2Press

kicker: Platz 7 in der Liga, das Aus im DFB-Pokal - was ist das für eine Saison, die der SC Freiburg spielt? Wie fällt Ihr Fazit bis hierhin aus?

Theresa Merk: Mit Platz 7 ist alles noch drin. Punktemäßig, platzierungsmäßig ist das völlig in Ordnung. Wir sind relativ weit weg von den Abstiegsplätzen, haben aber nach wie vor Anschluss an die Teams vor uns. Von daher ist das eine normale, durchschnittliche Saison - sicherlich immer wieder mit Ergebnissen, die wir uns anders gewünscht hätten, aber auch Ergebnissen, die man so nicht erwartet hat. Ich glaube, dass es die "falschen Spiele" waren, die wir gewonnen haben. Wir müssen uns ankreiden, dass wir gegen die Teams, die in der Tabelle weiter unten stehen, nicht konstant genug die Leistung auf den Platz gebracht haben.

Dass wir gegen Duisburg nur zwei Punkte holen in Hin- und Rückspiel. Aus spielerischer Sicht müssen wir noch besser werden im Risikomanagement, gerade was den Spielaufbau angeht, weil wir darüber die meisten Gegentore kassiert haben. Da haben wir uns in den letzten Spielen schon deutlich verbessert, nachdem wir zur Rückserie personell umgestellt haben, sowohl im Tor als auch auf beiden Innenverteidigerpositionen jetzt mit neuen Spielerinnen agieren.

Janina Minge und Winter-Neuzugang Annie Karich haben zuletzt in der Innenverteidigung gespielt. Ist diese Aufstellung aus der Not geboren oder sind die beiden dort aktuell wertvoller als im Mittelfeld?

Annie Karich hat in der vergangenen Saison in den USA schon Innenverteidigung gespielt, wurde dort auch "Defender of the Year". Wir haben sie bewusst verpflichtet, weil sie beide Positionen spielen kann und klar war, dass sie defensiv gutes Potenzial hat und dort auch erst mal zum Einsatz kommt. Janina Minge hat auch schon oft Innenverteidigung gespielt. Sie hatte zwar zwischenzeitlich ein Hoch auf der Achterposition, zuletzt dort aber nicht mehr so viel Einfluss. Deshalb haben wir uns überlegt, sie noch mal eine Position nach hinten zu ziehen, um mehr Stabilität reinzubekommen. Janina ist auch eine unserer besten Kopfballspielerinnen, was auf dieser Position ja auch nicht ganz irrelevant ist. Es ist also nicht so, dass die beiden aus der Not nach hinten gezogen wurden, sondern das sind zwei Spielerinnen, die das spielen können. Wir erhoffen uns durch sie eine gewisse Stabilität und einen besseren Spielaufbau.

Es gibt vom Verein keinerlei Druck, in naher Zukunft zu sagen, wir möchten unbedingt international spielen.

Theresa Merk

Theoretisch fehlen nur sieben Punkte auf Rang 3 - ist das ein Thema in ihrem Team oder überwiegt da der Realismus?

Da überwiegt der Realismus. Das ist ein Freiburger Ding, das ist bei den Männern nicht anders. Für uns geht es darum, einen guten, gesicherten Mittelfeldplatz zu erreichen. Es gibt vom Verein keinerlei Druck oder auch Bestrebungen, in naher Zukunft zu sagen, wir möchten unbedingt Platz 3 erreichen und international spielen. Wenn das mal so kommt und wir ein super Jahr haben, dann wird das auch voll unterstützt, aber es ist kein ausgewiesenes Ziel.

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Das Dreisamstadion wurde in der vorigen Saison noch als wichtiger Teil der Entwicklung genannt, in dieser Saison gab es bislang aber nur einen Heimsieg. Woran machen Sie diese Heimschwäche fest?

Das ist schwer zu sagen. Zu Hause ist es sicher ein Faktor, dass jede Spielerin noch mal besonders zeigen möchte, was in ihr steckt. Dass man den eigenen Fans eine gute Performance bieten möchte. Ich glaube, man steht zu Hause mehr unter Beobachtung, man steht ein bisschen mehr unter Druck.

Die Möglichkeit, so eine Spielerin hervorzubringen, gibt es immer.

Theresa Merk über die Möglichkeit, Janina Minge zu ersetzen

Gibt es eine Spielerin in ihrem Kader, die Sie in dieser Saison überrascht hat, z. B. mit ihrer Entwicklung?

Für mich ist Selina Vobian da eine Kandidatin. Sie ist jetzt seit anderthalb Jahren bei uns, kam im ersten Jahr aber mit einer Verletzung von der U-20-WM zurück und war dann noch mal ein halbes Jahr an ihren Heimatverein MSV Duisburg verliehen. Sie ist jetzt das erste Jahr so richtig bei uns und hat eine super Entwicklung genommen. Sie hat einen Riesenschritt nach vorne gemacht und gegen Bremen (3:0) zuletzt ihr Startelfdebüt gefeiert. Das hat sie sich wahnsinnig verdient.

Der Wechsel von Janina Minge zu Wolfsburg ist schon eine Weile bekannt. Glauben Sie, dass es für den SC Freiburg die Möglichkeit gibt, noch einmal eine Spielerin wie sie hervorzubringen oder alternativ auch einzukaufen?

Die Möglichkeit, so eine Spielerin hervorzubringen, gibt es immer. Entweder ist es eine Spielerin der Region oder eine Spielerin, die man frühzeitig an sich bindet, zu sich holt. So eine Spielerin einzukaufen auf dem Stand, auf dem sie jetzt ist, das sehe ich ehrlich gesagt nicht. Das sind Sphären, die für uns schwierig zu erreichen sind, in denen wir über andere finanzielle Möglichkeiten reden und in denen die Spielerinnen schon längst bei großen Klubs im Fokus sind.

Ich bin wenig überrascht, dass Leverkusen eine ganz gute Rolle spielt.

Theresa Merk

Wie sieht es denn mit Ihrer eigenen Vertragssituation in Freiburg aus?

Da sind wir gerade noch in Verhandlungen, aber mehr kann ich dazu noch nicht sagen.

Dann blicken wir noch auf das nächste Bundesligaspiel gegen Bayer Leverkusen, das gerne als Überraschungsteam der Saison bezeichnet wird. Was macht Bayer derzeit besser als Freiburg und was können Sie aus der 0:3-Niederlage im Hinspiel mitnehmen?

Ich bin relativ wenig überrascht, dass Leverkusen eine ganz gute Rolle spielt. Sie haben sich kadermäßig sehr gut verstärkt. Ich könnte mir auch vorstellen, dass sie künftig generell weiter vorne in der Tabelle agieren wollen. Im Hinspiel waren wir die erste halbe Stunde die dominante Mannschaft, aber mit dem 0:1, das aus dem aus dem Nichts kam, sind wir ein bisschen eingebrochen. Hintenraus haben wir uns durch zwei eigene Fehler noch die anderen beiden Tore eingehandelt. Wir hatten einfach zu viele Ballverluste. Was es zu stoppen gilt, ist ganz klar dieses Leverkusener Kombinationsspiel durchs Zentrum, gegen das wir mit einem guten Pressing agieren und zielstrebig unsere Aktionen nach vorne spielen müssen. Dann haben wir auch gegen Leverkusen eine gute Chance.

Dieses Interview erschien in gekürzter Form erstmals in der Donnerstagsausgabe des kicker am 29. Februar.

Interview: Susanne Müller

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