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Finkes vielfältige Probleme

Buntes vom Afrika-Cup

Finkes vielfältige Probleme

Unruhiger und ungewisser Job: Volker Finke, Nationalcoach Kameruns.

Unruhiger und ungewisser Job: Volker Finke, Nationalcoach Kameruns. Imago

Vom Afrika-Cup in Äquatorialguinea berichtet Hardy Hasselbruch

Fliegender Wechsel im Hotel Sofitel Presidente von Malabo. Die einen müssen gehen, die anderen kommen. Eintreffen werden heute Abend die "Black Stars" aus Ghana, die ihr Viertelfinale in Malabo bestreiten. Abreisen müssen die "unzähmbaren Löwen" Kameruns.

Seit Stunden ist alles eingepackt. Die Taschen der Spieler liegen aufgestapelt vor dem Hoteleingang. Das ganze Material der Betreuer ist in Kartons und Kisten verstaut. Die Niederlage am Vorabend gegen die Elfenbeinküste macht die Heimreise zwingend. Weil die Profis am Freitag, zwei Tage nach dem Spiel, wieder ihren Klubs zur Verfügung stehen müssen.

"Schalke macht schon Druck"

"Schalke macht schon Druck", verrät Eric Maxim Choupo-Moting kurz, um sich dann mit seinem Vater Just zurückzuziehen. "Vater Choupo" ist ein netter Mensch, der sich um die Belange seines Sohnes kümmert. Er ist immer für einen angenehmen Smalltalk zu haben. In seiner aktiven Zeit soll er Nationalspieler Kameruns im Basketball gewesen sein – die Größe hat er jedenfalls dafür. Und die Athletik auch.

Aufbruch der "Löwen". Belagerungszustand durch die Journalisten aus Yaoundé und Douala. Mit dem Vorrunden-Aus der Kameruner sind ihre Erwartungen nicht erfüllt. Zum Teil jedenfalls. Aber es gibt auch moderatere Töne. Man sei im Neuaufbau und könne die Messlatte nicht so hoch anlegen, sagt ein Kollege, schließlich sei die Mannschaft sehr jung und müsse erst die entsprechende Erfahrung in solchen Turnieren sammeln.

Begehrte Souvenirs

Heilig sind den Kollegen aus Kamerun die Souvenirs von den Spielern. Sie greifen gerne in die Taschen und schenken ihre Trikots und T-Shirts her. Da hellen sich Augen der enttäuschten Journalisten wenigstens etwas auf. Ein echtes Trikot der "Löwen" ist in Kamerun schon wichtig, damit kann man in der Heimat vor die Haustür gehen. Immer noch, trotz des Ausscheidens in der Vorrunde.

Um 16 Uhr sollte es eigentlich Richtung Flughafen gehen. Doch die Abfahrt verzögert sich. Sie ist "auf 17.15 Uhr verschoben", signalisiert mir Trainer Volker Finke, der gemeinsam mit seinem Assistenten Ibrahim Tanko (ehemals Dortmund und Freiburg) auf die Abreise wartet. "Der Bus ist nicht da und die Pick-ups fürs Gepäck auch nicht", stöhnt der Sorgen geplagte Trainer. Auf dem Weg zum Flughafen sind nur die Velos für die angeschlagenen Spieler. Die hatte Finke selbst besorgt...

Hoteldirektion blockiert Abreise

Angeblich blockierte die Hoteldirektion die Abreise, weil die Delegation noch nicht alle Rechnungen bezahlt haben soll. Schließlich hätten die Kameruner zehn Zimmer mehr für sich beansprucht. Bezahlt wor-den seien aber nur sechs. So meldete es jedenfalls eine Internet-Seite.

Jetzt geht's erst mal nach Yaoundé, in die Hauptstadt Kameruns. Der Empfang wird vielleicht nicht der freundlichste sein. Es gibt genügend Kritiker im Land. Mit Wortführern wie Roger Milla oder vor allem Samuel Eto'o. Der Ex-Kapitän wird jetzt wieder seine willfährigen und zum Teil von ihm gesponserten Journalisten auf die Gleise setzen. Am 28. Februar sind dann endlich die Wahlen zum neuen Verbandspräsidenten, den man seit fast zwei Jahren nicht hat. Erst dann wird sich eventuell das Schicksal von Volker Finke entscheiden – ob er bleiben darf oder nicht. Aber vielleicht will er auch gar nicht mehr.

Hardy Hasselbruch