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Feste Größe in Saudi Arabien: Hack hat Mainz auch aus der Ferne fest im Blick

Stammspieler in der 2. Liga

Feste Größe in Saudi Arabien: Hack hat Mainz auch aus der Ferne fest im Blick

"Positiv überrascht" vom neuen Arbeitgeber: Alexander Hack.

"Positiv überrascht" vom neuen Arbeitgeber: Alexander Hack. IMAGO/Martin Hoffmann

"Bis auf ein Spiel habe ich vermutlich alle Mainz-Spiele gesehen und auch oft die Samstagskonferenz aufgrund unseres Terminkalenders. Ich habe noch viel Kontakt gerade mit Silvan Widmer, Robin Zentner und Karim Onisiwo sowie mit den Jungspunden, die in der Kabine immer neben mir saßen und manchmal um Rat gefragt haben", erzählt Hack.

Er ist auch voll im Bilde, was die Personalnot in der Innenverteidigung betrifft, wo bei den 05er Maxim Leitsch, Andreas Hanche-Olsen und Josuha Guilavogui mit Verletzungen ausfallen sowie Sepp van den Berg und Dominik Kohr, der beim 0:0 in Darmstadt hinten aushalf, wegen Gelbsperren fehlen. Für die Dreierkette stehen Trainer Jan Siewert lediglich Edimilson Fernandes und Stefan Bell, der nach Achillessehnenproblemen wieder im Mannschaftstraining ist, zur Verfügung. Am Sonntag in Sinsheim gegen die TSG Hoffenheim (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker) müssen vermutlich Anthony Caci oder Widmer in die Dreierkette zurückgezogen werden. "Ich freue mich, wenn alle wieder auf die Beine kommen, es sind gute Jungs. Ich würde auch gerne helfen, aber ich bin vertraglich gebunden", sagt Hack, der sich mit seinem Klub Al-Qadisiya im Trainingslager in Dubai befindet. Das nächste Zweitligaspiel des Klubs aus Saudi-Arabien steht erst am Dienstag an.

Ex-Real-Spieler Michel auf der Trainerbank

Am Persischen Golf ist der 30-Jährige eine feste Größe in einem ambitionierten Team, das der größten Erdölfördergesellschaft der Welt Saudi Aramco gehört. Nach dem 10. Spieltag belegt Al-Qadisiya FC Tabellenrang drei, der nach dem 34. Spieltag zum Aufstieg reichen würde. Zufrieden ist die sportliche Leitung mit dem bisherigen Abschneiden jedoch nicht, weshalb seit zwei Spieltagen Michel auf der Trainerbank sitzt. Der ehemalige Spieler von Real Madrid, der mit vollem Namen José Miguel Gonzalez Martin del Campo heißt, löste den ehemaligen englischen Nationalspieler Robbie Fowler ab, der erst zu Saisonbeginn gekommen war.

Hack ist seit seiner Ankunft Stammspieler. Nachdem er zum Ligaauftakt noch nicht spielberechtigt war, verpasste er eine Partie wegen Erkrankung, achtmal stand er 90 Minuten auf dem Feld. "Ich wollte einfach wieder zum Spielen kommen, das ist aufgegangen. Die Rückrunde in Mainz ist natürlich nicht so verlaufen, wie ich es mir gewünscht hätte. Für meine Karriere war der Wechsel ein guter Schritt, um nach meiner Leistenoperation in der Sommerpause fußballerisch wieder auf Touren zu kommen", betont der Abwehrspieler.

Hack wohnt in Gated Community mit Privatstrand

Zu den Heimspielen von Al-Qadisiya in der 400.000-Einwohner-Stadt Khobar kämen 6000 bis 8000 Zuschauer, "darunter sind ein paar junge Leute, die Stimmung machen und 90 Minuten singen, aber es ist natürlich eine ganz andere Stimmungskultur als in Deutschland". Die Weltstars, die in der Saudi Pro League spielen, seinen ein Mitgrund gewesen, "weshalb ich das Abenteuer eingegangen bin". Khobar habe in den vergangenen Jahren eine unglaubliche Entwicklung genommen. "Ich habe es mir ganz anders vorgestellt, ein bisschen mehr Wüste. Es hat mich positiv überrascht", so Hack, der mit seiner Freundin in einer Gated Community, einer abgeschlossenen Wohnanlage, wohnt. "Dort ist vieles auf europäischen Standards, wir haben einen Supermarkt, ein Restaurant, einen Pool und einen Privatstrand. Man gewöhnt sich so langsam daran", erzählt er.

"Ich verdiene ein Vielfaches"

"Ich will gar nicht groß drumrum reden, dass auch das Finanzielle einer der ausschlaggebenden Gründe war. Ich verdiene ein Vielfaches von dem, was ich in Deutschland bekommen hätte. Dafür bin ich sehr dankbar und es ist nicht selbstverständlich. Der Verein will etwas aufbauen und unbedingt zu den Spitzenvereinen von Saudi-Arabien gehören. Davon bin ich ein Teil. Ich bin sehr gespannt, wie die Entwicklung weitergeht", bekräftigt Hack, der einen Zweijahresvertrag unterschrieben hat.

Die Klubs in Saudi-Arabien haben durchaus eine längere Historie, so gewann Al-Qadisiya 1994 den Asienpokal, bevor es 2008 in die 2. Liga abstieg. "Hier sind die Leute fußballverrückt, zwei unserer internationalen Spieler kommen von Al-Hilal, das ist der FC Bayern von Saudi-Arabien, da wollen alle Kids immer Fotos machen. Man sieht die Kinder auf der Straße Fußball spielen. Wahrscheinlich hätte es die internationalen Spieler gar nicht gebraucht, aber sie sind vielleicht das i-Tüpfelchen, um das Land für den Fußball bekannter zu machen", glaubt der Ex-Mainzer. Gleichzeitig lässt die gesellschaftliche Situation in Saudi-Arabien Hack nicht kalt: "Was die Menschenrechtsdebatte betrifft, informiere ich mich natürlich. Ich helfe, wo ich kann, wie ich es auch in meiner Heimat machen würde."

Michael Ebert