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Fechten: Charlan wirft FIE-Präsident Wortbruch vor

WM in Mailand: Vorwurf des Wortbruchs gegen FIE-Präsident

Nach Fecht-Eklat: IOC-Präsident Bach sichert Charlan Quotenplatz zu

Auslöser der Disqualifikation: Olha Charlan (li.) verweigert Anna Smirnova den Handschlag.

Auslöser der Disqualifikation: Olha Charlan (li.) verweigert Anna Smirnova den Handschlag. IMAGO/AFLOSPORT

Olha Charlan hat Weltverbandspräsident Emmanuel Katsiadakis nach ihrer aufsehenerregenden Disqualifikation bei der WM in Mailand öffentlich des Wortbruches bezichtigt. Die Olympiasiegerin aus der Ukraine sagte, der Grieche habe ihr zugesichert, es sei "möglich" auf den verpflichtenden Handschlag nach ihrem Gefecht gegen die Russin Anna Smirnova zu verzichten. "Ich dachte, ich habe sein Wort und bin sicher", sagte Charlan, "aber offensichtlich: nein." 

Charlan, in ihrer unter dem russischen Angriffskrieg leidenden Heimat ein Star, war nach ihrem Sieg über Smirnova vom Weltverband FIE aus dem Wettbewerb genommen worden. Immerhin muss sich die 32-Jährige keine Sorgen um ihre Teilnahme an den olympischen Spielen in Paris 2024 machen, denn IOC-Präsident Thomas Bach sicherte der Ukrainerin einen zusätzlichen Quotenplatz zu, sollte sie sich nicht sportlich qualifizieren. 

"Wir machen diese einmalige Ausnahme auch deshalb, weil das laufende Verfahren in keinem Fall die Qualifikationspunkte ausgleichen wird, die Sie aufgrund Ihrer Disqualifikation verpasst haben", schrieb Bach in einem Brief, den der ukrainische Sportminister Wadym Hutzajt veröffentlichte. 

Bach, 1976 in Montreal selbst Fecht-Olympiasieger mit der deutschen Florett-Mannschaft, sprach der Sportlerin in dem Schreiben sein Mitgefühl aus: "Für mich ist es unmöglich, mir vorzustellen, wie Sie sich in diesem Moment fühlen. Der Krieg gegen Ihr Land, das Leid der Menschen in der Ukraine, die Ungewissheit über Ihre Teilnahme an der Fecht-Weltmeisterschaft in Mailand, die schweren inneren Konflikte, die Sie und viele Ihrer ukrainischen Mitsportler möglicherweise haben, und dann die Ereignisse, die sich gestern zugetragen haben - das alles ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle."

Als Charlan den Handschlag verweigert, wusste sie aber nichts von der IOC-Ausnahme, sie nahm gesunkene Chancen auf ein Ticket für die Olympischen Spiele in Kauf und würde immer wieder so handeln, sagte sie: "Meine Botschaft ist: Wir Athleten aus der Ukraine sind bereit, den Russen auf den Sportplätzen gegenüberzutreten, aber wir werden niemals ihre Hände schütteln."

Sportminister lobt Athletin

Bei der WM dürfen Fechterinnen und Fechter aus Russland und Belarus in den Einzelwettbewerben als neutrale Athleten starten. Die ukrainische Regierung hatte ihren Sportlern als Reaktion auf den Krieg zunächst untersagt, gegen Russen oder Belarussen anzutreten. Am Mittwoch wurde diese Vorgabe jedoch geändert, nun sind nur noch Kämpfe gegen Sportler untersagt, "die die Russische Föderation oder die Republik Belarus repräsentieren". Charlan hatte sich dafür bei Sportminister Wadym Hutzajt, selbst ehemaliger Fechter, eingesetzt.

Hutzajt fand bewundernde Worte für Charlans Haltung. "Das Wichtigste ist, dass sie die ukrainische Position gezeigt hat, dass wir nicht mit unseren Feinden, mit unseren Mördern Hände schütteln können", sagte er: "Sie ist großartig, ich ehre und respektiere sie so sehr und liebe sie wie mein eigenes Kind."

Milliardär Usmanov musste Amt aufgeben

Weltverbandspräsident Katsiadakis war an der Spitze der FIE auf den Russen Alisher Usmanov gefolgt, der sein Amt nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 aufgeben musste. Der Milliardär hatte den Verband seit 2009 ununterbrochen angeführt und den internationalen Fechtsport mit seinem Geld unter Kontrolle gehalten. Die FIE war einer der ersten Verbände, der der "Empfehlung" des IOC zur Wiederzulassung der nach dem Kriegsausbruch gesperrten Russen und Belarussen als "neutrale Athleten", gefolgt ist.

aho, sid, drm

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