Champions League

Familie und Keramik: Wie sich das kleine Villarreal seit Jahren behauptet

Die Markenzeichen des Bayern-Gegners

Familie und Keramik: Wie sich das kleine Villarreal seit Jahren behauptet

Der Macher und zwei seiner besten Pferde im Stall: Villarreals Präsident Fernando Roig mit Gerard und Yeremy (v.li.).

Der Macher und zwei seiner besten Pferde im Stall: Villarreals Präsident Fernando Roig mit Gerard und Yeremy (v.li.). imago images (3)

Mit Blick auf die letzten acht Mannschaften in der diesjährigen Champions-League-Saison ist der FC Villarreal fraglos der krasse Außenseiter. Das verrät auch ein Blick auf den Kader. Dass der La-Liga-Siebte bei einem Etat von 138,7 Millionen Euro keine Weltstars verpflichten kann, erklärt sich ohnehin. Es würde aber auch nicht ins familiäre Ambiente der 50.000-Einwohner-Stadt passen.

Der Kader ist in dieser Saison deshalb bisweilen auch überfordert. Im Pokal flog Villarreal früh gegen Zweitligist Gijon raus - und auch in der Liga läuft es eher holprig, die Qualifikation für das internationale Geschäft ist offen. Seit Anfang März verlor das "Gelbe U-Boot" gegen die noch kleineren Klubs Osasuna, Cadiz (je 0:1) und bei der Generalprobe fürs Bayern-Spiel bei UD Levante (0:2).

Sein Champions-League-Gesicht - wie beim eindrucksvollen 3:0 bei Juventus Turin - müsste Villarreal öfter auch in der Liga zeigen. Fernando Roig bringen allerdings nicht mal diese Ausrutscher wirklich aus der Ruhe. Villarreals Präsident ist Hauptaktionär und einer der reichsten Spanier überhaupt, er kaufte den 1923 gegründeten Provinzklub zur Saison 1997/98 - als der noch in der 2. Liga spielte.

Roig machte "seinen" Verein mit nachhaltigen Investitionen zu einer führenden Kraft in Spanien. Villarreal hat eine der modernsten Sportstätten und eine der besten Jugendabteilungen des Landes, Roig amtiert seit 24 Jahren und damit länger als jeder andere in La Liga. Nach dem Abstieg 2012 gelang sofort der Wiederaufstieg. Bei der letzten Aktionärsversammlung versprach er: "Wir werden weiter in Infrastruktur, die Jugend und damit in die Zukunft investieren. Wir sind wirtschaftlich gesund und werden das auch bleiben."

Für Roig ist es ein Familienunternehmen

Den Klub führt der 74-Jährige wie ein Familienunternehmen, sein Sohn Fernando Roig Negueroles agiert als geschäftsführender Verwaltungsrat. Und Geschäfte zu führen ist ohnehin die Leidenschaft der Roigs: Das Unternehmen "Pamesa", das auch als Hauptsponsor firmiert, ist der größte Fliesenproduzent Europas. Roigs Privatvermögen wird auf rund 1,5 Milliarden Euro geschätzt. Das kleine Stadion, in dem die Bayern am Mittwoch (21 Uhr, LIVE! bei kicker) gastieren und das nur 23.500 Zuschauer fasst, heißt so sachlich wie liebevoll "La Ceramica". Keramik eben.

"Es gibt außer uns wohl kaum einen so kleinen Verein, der so erfolgreich ist", schreibt Marcos Senna, Ex-Profi und heute Direktor bei Villarreal, stolz in seiner kicker-Kolumne vom Montag: "Weil wir durchdacht arbeiten. Es gibt viele Investoren im Fußball, wo dies anders ist und es daher nicht so läuft. Wir sind für unsere Verhältnisse immer oben dabei, qualifizieren uns fast immer für Europa, zahlen pünktlich die Gehälter. Der Klub ist in der Balance, vor allem auch, weil wir gut nach innen investieren."

Nicht nur Sennas Motto lautet daher: "Geld für Nachhaltigkeit statt für Stars." Mit Pau, Yeremy, Manu Trigueros oder Samu Chukwueze gingen etliche Profis aus der eigenen Jugend hervor. Innenverteidiger Pau (25) und Stürmer Yeremy (19), der jüngst beim 5:0 gegen Island traf, schafften es an Bord des "Gelben U-Boots" gar bis in die spanische A-Nationalmannschaft.

Senna über Gerard: "Er ist unser Lewandowski"

Aushängeschild abseits von Erfolgstrainer Unai Emery, wenn es denn überhaupt eines braucht, ist sicherlich Torgarant Gerard. "Er ist unser Lewandowski", zieht Senna einen großen Vergleich. "Wenn er nicht dabei ist, was durch Verletzung in dieser Saison leider öfter der Fall war, ist die Mannschaft eine andere. Er macht den Unterschied." Der 29-jährige Spanier ist Villarreals erfolgreichster Torschütze aller Zeiten - obwohl er erst seit 2018 im Klub ist. 94 Tore in 207 Pflichtspielen sprechen für sich.

Selbst mit einem bestens aufgelegten Gerard und dessen in der Königsklasse bemerkenswert starken niederländischen Nebenmann Arnaut Danjuma (fünf Tore in acht Spielen) bliebe Villarreal der krasse Außenseiter. "Es gibt keine Schwäche in ihrer Startelf", schreibt Senna über den FC Bayern: "Ich hatte einst noch die Chance, gegen einige zu spielen, darunter Müller. Er ist ein Star, dessen Talent nie versiegt. Er schien am Boden, jetzt fliegt er wieder. Versuchen wir einfach, die Spiele zu genießen."

Bayerns Achtelfinalgegner Salzburg gelang das nur im Hinspiel.

psm/msc

Die meisten Siege in der Champions League: Bayern bald alleiniger Zweiter?