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Tennis: Neue US-Spielergeneration macht von sich reden

15 US-Profis in den Top 100

"Es bewegt sich was": Neue US-Spielergeneration macht von sich reden

Aktuell die Nummer neun der Welt: der US-Amerikaner Taylor Fritz.

Aktuell die Nummer neun der Welt: der US-Amerikaner Taylor Fritz. IMAGO/tennisphoto.de

Kürzlich hat sich Andy Roddick noch einmal an das größte Comeback seiner Tenniskarriere erinnert. Es ist im Halbfinale der US Open 2003, als der amerikanische Shootingstar und Turnierfavorit auf einmal mit 0:2-Sätzen hinten liegt - und dann auch einen 0:3-Rückstand im Tiebreak des dritten Satzes gegen den routinierten Argentinier David Nalbandian kassiert.

Roddick aber, der notorische Heißsporn, behält im kritischen Moment kühlen Kopf, wehrt einen Matchball in der Glückslotterie ab, schafft den 1:2-Satzanschluss. Der Rest ist nur noch Formsache: Mit großen Schritten stürmt A-Rod schließlich zum 6:7, 3:6, 7:6, 6:1, 6:3-Triumph, es wirkt, als habe die goldene US-Generation um Pete Sampras, Michael Chang, Andre Agassi und Jim Courier einen würdigen Nachfolger gefunden.

20 Jahre Titel-Notstand

Doch der Erfolg vor 20 Jahren in der Arthur Ashe Arena, dem größten Tennisstadion der Welt, bleibt Roddicks einziger großer Grand-Slam-Moment, in der Ära der Big Three wird ihm mehr als einmal von Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic der Spaß verdorben. Seit Roddicks New Yorker Thronbesteigung herrscht allerdings erst recht Titel-Notstand im amerikanischen Herrentennis, seitdem gab es nämlich keinen weiteren Major-Champion.

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Von einer US-Dominanz wie zeitweise in den 90er Jahren können die Fans inzwischen nur noch träumen, oft schieden die männlichen Profis in der Vergangenheit gesammelt in der ersten New Yorker Turnierwoche aus. Federer, der inzwischen pensionierte Schweizer Maestro, erntete oft bei Duellen mit US-Profis mehr Applaus als die Lokalmatadoren wie etwa Riese John Isner.

Fritz und Tiafoe im erweiterten Favoritenkreis

Aktuell macht aber eine neue Spielergeneration von sich reden, die von den 25-jährigen Top-10-Kräften Taylor Fritz und Frances Tiafoe angeführt wird - Nummer neun und Nummer zehn in der ATP-Bestenwertung. Beide zählen nun zumindest zum erweiterten Favoritenkreis und gehen in jedem Fall mit dem Minimalziel ins Rennen, die prickelnde zweite US-Open-Woche zu erreichen.

Die Zeit des Stillstands ist vorbei, die Vorfreude auf diese US Open ist sehr groß.

John McEnroe

Insgesamt fünfzehn US-Profis stehen aktuell in den Top 100, darunter auch aufstrebende Youngster wie der 20-jährige Ben Shelton. Nicht zu vergessen der 23-jährige Sebastian Korda, Sohn des früheren Australian-Open-Champions Petr Korda, der allerdings bereits in der ersten Runde in Flushing Meadows ausschied. "Endlich bewegt sich wieder etwas in unserem Tennis. Die Zeit des Stillstands ist vorbei", sagt Altmeister John McEnroe (64), "die Vorfreude auf diese US Open ist sehr groß."

Das gilt aus US-Sicht insbesondere für den Frauenwettbewerb, in dem die Weltranglisten-Dritte Jessica Pegula (29) und die frischgebackene Masters-Siegerin von Cincinnati, die 19-jährige Coco Gauff, aussichtsreich in den Titelkampf eingreifen könnten. Auf dem Weg zu ihrem bisher größten Karriere-Erfolg bezwang Gauff erst im Halbfinale Branchenführerin Iga Swiatek (Polen) und dann im Endspiel French-Open-Finalistin Karolina Muchova (Tschechien).

Jörg Allmeroth