WM

Englands Elfmeter-Drama geht weiter - mit breitem Grinsen von Mbappé?

Spurs-Profi als Schütze statistisch die richtige Wahl

Englands Elfmeter-Drama geht weiter - mit breitem Grinsen von Mbappé?

Niedergeschlagen: Harry Kane nach seinem Fehlschuss.

Niedergeschlagen: Harry Kane nach seinem Fehlschuss. AFP via Getty Images

Auch nach 56 Jahren und dem damaligen WM-Titel beim Endturnier 1966 (4:2 nach Verlängerung gegen Deutschland) muss die große Fußballnation England weiter auf den ersehnten nächsten Titel warten. Mit einem 1:2 scheiterten die Three Lions im WM-Viertelfinale an diesem späten Samstag am amtierenden Titelträger Frankreich. Olivier Giroud hatte das entscheidende 2:1 gemacht.

Doch so hätte es nicht enden müssen ...

Kapitän Harry Kane, der bereits in der 54. Minute vom Punkt das zwischenzeitliche 1:1 markiert hatte, trat schließlich in der 84. Minute nochmals aus elf Metern an. Doch hier spielten beim Elfmeterexperten und Torgaranten - mit 53 Länderspieltreffern zusammen mit Wayne Rooney nun Englands Rekordtorschütze - die Nerven nicht mit. Kane legte zu viel Kraft und Höhe rein und schoss deutlich über die Latte. Das Aus der Briten war wenig später besiegelt - und einmal mehr eng mit der seit Generationen anhaltenden Elfmeterschwäche verbunden.

"Harry Pain"

Etabliert hatte sich das schon so oft thematisierte Trauma bei den Welt- und Europameisterschaften der Jahre 1990, 1996, 1998, 2004, 2006, 2012 und 2021. Bei all (!) diesen Turnieren waren die Three Lions im Elfmeterschießen ausgeschieden - letztes Jahr bei der wegen Corona zunächst verschobenen EM im heimischen Wembley Stadium etwa dramatisch mit 2:3 i.E. erst im Finale gegen Italien.

wm-viertelfinale

Die restlichen Resultate der jüngeren Vergangenheit fielen ebenfalls nicht rosig aus: Bei der WM 2010 hatten die Engländer mit 1:4 bereits im WM-Achtelfinale gegen Deutschland die Segel streichen müssen, 2014 hatte es das Aus bereits in der Gruppenphase gesetzt, 2016 war der GAU im EM-Achtelfinale gegen den krassen Außenseiter Island passiert (1:2) und bei der Weltmeisterschaft in Russland 2018 hatte es kein Vorbeikommen im Halbfinale an Kroatien gegeben (1:2 nach Verlängerung).

Haften bleibt aber vor allem Englands kontinuierliche Schwäche vom Punkt - frisch markiert durch den Schuss über die Querlatte von Kane, der von der Boulevard-Presse ("The Sun") als "Harry Pain" tituliert wurde.

"Noooooooooo""

Dabei hätte die von Gareth Southgate trainierte Auswahl keinen besseren Schützen benennen können: Der Profi von Tottenham Hotspur steht in der Premier League bei starken 30 Treffern bei nur vier Fehlschüssen vom Elfmeterpunkt, im Trikot der Nationalmannschaft waren es neben 17 Erfolgen bis zu seinem Schuss drüber nur drei Fehler. Und: Mit seinem zunächst verwandelten Elfmeter zum zwischenzeitlichen 1:1 hatte der 29-Jährige bereits auf vier WM-Tore vom Punkt aufgestockt - kein anderer Akteur der gesamten WM-Geschichte war erfolgreicher aus elf Metern (Elfmeterschießen ausgenommen).

Kylian Mbappé

Kylian Mbappé ist direkt nach dem Schuss über die Latte von Harry Kane breit grinsend gezeigt worden. AFP via Getty Images

Doch es sollte nicht sein, und so erhielt Englands Elfmeter-Geschichte bei Großturnieren ein neues Kapitel mit dem Titel Kane - und auf Twitter kommentiert von Englands Ikone Gary Lineker mit dem gestreckten Wort "Noooooooooo" oder noch auf dem Feld untermalt von Kylian Mbappé, der direkt nach dem Fehlschuss grinsend und voller Schadenfreude eingeblendet worden war - so zumindest der Anschein.

Das Leiden geht weiter

Die restlichen Einträge lesen sich übrigens wie folgt: Bei der EM 2012 scheiterten die Three Lions im Viertelfinale im Elfmeterschießen an Italien, gegen Deutschland unterlag England 1990 ebenfalls vom Punkt, genauso wie gegen Portugal 2004 und 2006 - und gegen Argentinien 1998. Nur gegen Spanien im Viertelfinale bei der Europameisterschaft 1996 und gegen Kolumbien im Achtelfinale bei der Weltmeisterschaft 2018 hatte es geklappt.

Thumbnail Kicker Vor Ort WM

Bittere Pointe für Kane: Fehlschuss kostet auch alleinigen Rekord

alle Videos in der Übersicht

Zu allem Überfluss war das jetzige Ausscheiden gegen die Franzosen bereits das siebte WM-Aus für England im Viertelfinale - Rekord.

Eine Schuld wollten seine Mitspieler Kane gegenüber übrigens nicht aussprechen. "Er hat so viele für uns getroffen", befand etwa Jordan Henderson und ergänzte: "Er wird auf lange Sicht stärker davon zurückkommen. Was wären wir ohne ihn?"

mag