Regionalliga

Ein Urteil auf schmalem Grat

Der Kommentar von Patrick Kleinmann

Ein Urteil auf schmalem Grat

kicker-Redakteur Patrick Kleinmann

kicker-Redakteur Patrick Kleinmann kicker

Er und seine Kollegen bewegten sich beim Urteil auf einem schmalen Grat. Auf der einen Seite musste die Strafe für Waldhof Mannheim deutlich genug sein, um das Signal an Vereine und deren Anhänger zu senden, dass die Nachlässigkeiten des Klubs und das Verhalten der Fans nicht toleriert werden. Auf der anderen Seite aber durfte das Urteil auch nicht so drastisch sein, dass Mannheim dadurch keine Alternative bliebe, als in der Berufung nach dem DFB-Bundesgericht auch ein ordentliches Gericht anzurufen – denn das will der DFB erfahrungsgemäß vermeiden.

Dazu kam erschwerend, dass ein beliebtes Werkzeug der Bestrafung seit einem Jahr nicht mehr zum Einsatz kommt. Seitdem DFB-Präsident Reinhard Grindel als Entgegenkommen gegenüber den Fangruppierungen die Kollektivbestrafung ausgesetzt hatte, wurden keine Teilausschlüsse oder Geisterspiele mehr verhängt. So musste das Sportgericht fast zwangsläufig neue Wege gehen.

Das Urteil ist angesichts dieses Spannungsfelds nur logisch: Drei Punkte Abzug tun dem SV Waldhof zwar weh, sind angesichts von 34 Meisterschaftsspielen aber durchaus kompensierbar – zumal der Strafantrags ja sogar neun Zähler Abzug befürchten ließ. Die Verantwortlichen des Regionalligisten werden sich gut überlegen, ob sie gegen dieses Urteil angehen, weitere Kosten kämen auf den Verein zu. Zudem wahrte der DFB sein Gesicht, die Kollektivstrafen sind weiter ausgesetzt – das Dekret des obersten Bosses Grindel wurde befolgt. Allerdings muss die Frage erlaubt sein, ob so viele sportpolitische Überlegungen einem Urteil guttun.

Spannend wird jetzt sein, zu sehen, welche Auswirkungen das Urteil hat. Wirkt es auf vorsätzlich randalierende Fangruppen wirklich abschreckender als Geisterspiele oder höhere Geldstrafen? Es ist durchaus möglich, dass das Sportgericht bald die nächste Gratwanderung zu bewältigen hat.