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Ecuadors offene Zukunft nach dem WM-Aus

Valencia verpasst neuen WM-Rekord

Ecuadors offene Zukunft nach dem WM-Aus

Der WM-Traum ist vorbei: Enner Valencia.

Der WM-Traum ist vorbei: Enner Valencia. IMAGO/Agencia EFE

Während die Kollegen wie Torschütze Moises Caicedo von Brighton & Hove Albion auf den Rasen sanken und teils bitterlich weinten, blieb Enner Valencia immerhin stehen. Dann kniete er doch irgendwann, am Ende lief der Kapitän nicht nur grußlos vom Platz, sondern auch aus dem Stadion.

Statt einen Weltrekord aufzustellen, hatte der Anführer Ecuadors seine Mannschaft sozusagen abgeführt: Denn mit seiner unglücklichen Vorlage hatte Valencia die 1:2-Niederlage gegen den Senegal und damit das Aus Ecuadors besiegelt. Idissa Gueyes Freistoß prallte in der 70. Minute von seinem Oberschenkel ab, Kalidou Koulibaly traf zum Sieg. Eben jener Verteidiger des FC Chelsea, der nur Minuten zuvor beim Ausgleich Ecuadors durch Caicedo als Abwehrchef nicht ganz so gut ausgesehen hatte.

In diesem Moment waren die Südamerikaner zumindest virtuell für das Achtelfinale qualifiziert, ein Remis hätte ja gereicht, Valencias Weltrekord war zu diesem Zeitpunkt aber schon nicht mehr möglich gewesen. Denn der 21-jährige Caicedo hatte zuvor getroffen statt des 33-jährigen Kapitäns. Die vorherigen sechs Tore der "Tri" bei den WM-Endrunden 2014 und in Katar beim 2:0 gegen den Gastgeber und beim 1:1 gegen die Niederlande hatte allesamt Valencia erzielt. Er hatte damit den gemeinsam von Portugals Eusebio (1966), Italiens Paolo Rossi (1982) und Oleg dem Russen Salenko (1994) gehaltenen Weltrekord eingestellt. Ausbauen konnte Valencia ihn nicht, stattdessen schickte er seine Mannschaft in ein Tal der Tränen.

Auch den Leverkusener Piero Hincapie. Der Innenverteidiger hatte seinen Anteil an der Niederlage, denn der 20-Jährige hatte in der 42. Minute Senegals durchgebrochenen Flügelstürmer Ismaila Sarr im Strafraum umgerannt. Der Stürmer vom FC Watford verwandelte selbst. Es war der Anfang vom Ende für die "Tri".

Wie geht's weiter?

Auch Trainer Gustavo Alvaro war konsterniert, der Vertrag des Argentiniers läuft nun aus, ob er weitermacht, wisse er nicht, sagte der 60-Jährige nach dem Aus. Auch ein gänzliches Karriereende sei denkbar. Tage zuvor nach dem Niederlande-Spiel hatte er noch Sonderlob von Bondscoach Louis van Gaal erhalten: "Ihr wart besser." Doch schon da hatte Alfaro durchblicken lassen, dass sein sportlicher Lebenstraum mit der WM-Teilnahme ohnehin erfüllt sei.

Dass es nicht bis ins Achtelfinale ging, war am Dienstag schnell klargeworden: Alles, was das Team noch Tage zuvor ausgezeichnet hatte, fehlte diesmal: Mut, Zug zum Tor, Zweikampfverhalten, Ecuador war von Beginn an chancenlos gegen den Afrikameister. Man habe nicht gezeigt, für was man steht, meinte der Coach und sprach von einem Lernprozess. Doch ob er den weiter anleiten wolle, bleibt vorerst offen.

Auch, ob Enner Valencia weitermacht im Nationaltrikot. Der Stürmer konnte sein Team nicht anführen wie noch in den ersten beiden Spielen. Offenbar war der Kapitän doch nicht ganz fit, in den vorherigen Auftritten war er jeweils in der Endphase angeschlagen ausgewechselt worden. Rekordtorjäger ist er mit 38 Treffern in 76 Spielen dennoch. Ein schwacher Trost am Dienstag im Khalifa International Stadium von Doha.

Jörg Wolfrum

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