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Kommentar zur EM: Druck auf London zeigt das wahre Gesicht der UEFA

Ein Kommentar

Druck auf London zeigt das wahre Gesicht der UEFA

Darf im Wembley nicht mehr so oft gespielt werden wie gedacht?

Darf im Wembley nicht mehr so oft gespielt werden wie gedacht? Getty Images

Das Wort Demut gehört zu jenen Begriffen, die in der Corona-Pandemie Hochkonjunktur hatten und weiterhin haben. Auch der Fußball - richtigerweise: die hohen Herren, die sich für die Vertreter dieser Sportart halten, hatten sich auf die Fahnen geschrieben, sich angesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen nicht mehr so wichtig nehmen zu wollen. Doch in diesen EM-Tagen zeigt sich leider, dass das seitens der UEFA nur hohle Versprechen waren.

Die britische Regierung fürchtet sich angesichts der Delta-Variante vor einer vierten Welle, die vor allem jene treffen würde, die noch nicht geimpft sind. Kinder und Jugendliche zum Beispiel, die Kernklientel des Fußballs. Doch anstatt Rücksicht zu nehmen, setzt die UEFA Großbritannien unter Druck, um unter anderem für Sponsoren, Verbandsvertreter und Medien Ausnahmegenehmigungen von den Quarantäneregeln zu bekommen. Sollte London, das Einheimische streng testet, bei seiner Linie bleiben und die Finalrunde entzogen bekommen, wäre das jedoch an Schäbigkeit nicht zu übertreffen. Erst recht angesichts der Alternative Budapest.

Orban handelt so, als ließe sich die Pandemie einfach beenden

Dort regiert in Viktor Orban ein Mann, der Menschenrechte willkürlich einschränkt, gegen Minderheiten hetzt und sich immer weiter von den Grundsätzen der EU entfernt. Ein Mann also, der so gar nicht zu den vielen Slogans der UEFA zum Thema Offenheit, Toleranz und Antidiskriminierung passen mag. Orban jedoch handelt in seinem Land so, als ließe sich die Corona-Pandemie per Dekret beenden.

Er steht für freien Personenverkehr und volle Tribünen - auf denen sich die Neonazi-Hooligans der "Carpathian Brigade" in Szene setzen dürfen. Diese zweifelhafte Freiheit - die eine des Geldes und der Ideologie ist - scheint der UEFA, die nicht nur wegen der Vorfälle bei den Ungarn-Spielen, sondern kurzzeitig auch gegen den DFB ermittelte, weil Manuel Neuer mit einer Regenbogenbinde auflief, wichtiger zu sein als gesellschaftliche Werte.

Regenbogenfarben? Nicht mehr als ein gutes Zeichen

Ein Münchner Stadion in Regenbogenfarben beim Ungarn-Spiel wäre daher ein gutes Zeichen, mehr jedoch nicht. Denn Gesten reichen nicht aus, wenn statt eines Balles die Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Die Mitgliedsländer müssen den Plänen dringend die rote Karte zeigen. Unverantwortlichkeit darf nicht auch noch belohnt werden.