Champions League

Drei Punkte, die für Chelsea sprechen

Daten-Analyse der Blues

Drei Punkte, die für Chelsea sprechen

Für Chelseas Spiel immens wichtig: Timo Werner.

Für Chelseas Spiel immens wichtig: Timo Werner. Getty Images

Seit Tuchels Übernahme beim FC Chelsea scheinen die Blues dem Credo von Jupp Heynckes zu folgen: "Der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr Meisterschaften." Die Defensivleistung ist zwar nicht das einzige, was sich in der Ära Tuchel bei den Londonern verbessert hat, doch ist sie herausragend gut geworden. Trotz zuletzt fünf Pflichtspielen in Folge mit Gegentor kassierten die Blues unter Tuchels Führung in 28 Spielen nur 16 Gegentore und blieben 18-mal mit weißer Weste.

Edouard Mendy als wichtiger Rückhalt

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Großen Anteil daran hat der 29-jährige Edouard Mendy, der vor einem Jahr aus Rennes kam. Besonders in der Champions League zeigt er starke Leistungen. In elf der bislang zwölf Spiele stand er zwischen den Pfosten und kassierte dabei insgesamt nur drei Gegentore, wobei die gegnerischen Chancen einen xG-Wert von 6,8 aufwiesen (xGoals - was ist das überhaupt?). Er hat also weniger als die Hälfte an Toren kassiert, als es die Qualität der Chancen hätte erwarten lassen. Mit 1,97 Meter Größe und einem sehr guten Positionsspiel hat der in Frankreich geborene Senegalese auch beste Grundlagen, um starke 91 Prozent aller Bälle aufs Tor zu entschärfen. Kein Torhüter in der Champions League hat mehr Bälle aufs Tor gehalten oder kassierte weniger Tore. Beste Voraussetzungen also, um auch im Dragao in Porto einen wesentlichen Faktor zum Erfolg beizutragen.

Stabile Abwehr

Bleiben wir bei der Abwehrleistung - bislang quasi das Prunkstück der Mannschaft aus dem Westen Londons. In der gesamten Champions-League-Saison hat Chelsea nur einen einzigen Schuss nach Konter zugelassen. Bestwert! Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Die Konterabsicherung ist Tuchel extrem wichtig. Immer mindestens fünf Spieler hinter dem Ball zu haben sein Mantra. Aber Chelsea spielt es auch extrem mutig. Teilweise rund um die Mittellinie stehend, verfolgen die drei Innenverteidiger ihre Gegenspieler teils bis tief in deren Hälfte. Das Gegenpressing funktioniert häufig wie an der Schnur gezogen. Dadurch werden gegnerische Kontersituationen bereits im Keim erstickt. Darüber hinaus sind Tuchels Aufbauspieler weitgehend pressing-resistent.

Zuletzt hatte zwar Mateo Kovacic nach längerer Verletzungspause seine Probleme bei gegnerischem Druck, doch das ist nicht die Regel bei Chelsea, das in der Champions League pro Spiel nur 1,83 Schüsse aufs eigene Tor nach gegnerischen Balleroberungen zugelassen hat. Nur 0,61 xG haben die Blues pro Spiel zugelassen. Lediglich ManCity (0,51) hat unter den Mannschaften, die das Viertelfinale erreichten, noch weniger zugelassen. Einen wesentlichen Teil zu Chelseas gewonnener Stabilität hat Antonio Rüdiger beigetragen, an dem in 833 gespielten Minuten erst einmal vorbeigedribbelt wurde. Bestwert, wäre da nicht John Stones aus Manchester, der kein einziges Mal ausgedribbelt wurde.

Schnelles Umschaltspiel, effektives Pressing

Aus dieser stabilen Defensive heraus kann es dann bei Tuchels Mannschaft schnell nach vorne gehen, was die 1,92 Abschlüsse nach Konter pro Spiel untermauern. Unter allen Viertelfinalisten in der Champions League hat nur Liverpool noch mehr Abschlüsse nach Kontern. Genau hier setzt auch die Wichtigkeit eines Timo Werner ein. Bislang nicht durch Kaltschnäuzigkeit in Erscheinung getreten, ist er immens wichtig für Chelseas Spiel. Aufgrund seiner Schnelligkeit hat er in Umschaltmomenten häufig einen Geschwindigkeitsvorteil und startet tiefe Läufe in den Strafraum, um dann von der Grundlinie als Vorbereiter in Erscheinung zu treten. Darüber hinaus ist Chelseas Pressing und Gegenpressing äußerst effektiv. 3,42 Abschlüsse haben die Blues nach hohen Balleroberungen bereits generiert. Nur Bayern München (4,90) und Manchester City (4,08) erzielten noch mehr Abschlüsse nach Pressing.

Diese interessante Kombination aus äußerst stabiler Abwehr und hohem und erfolgreichem Pressing haben in dieser Champions-League-Saison zwei Mannschaften: Chelsea und ManCity. Das Umschaltspiel könnte jedoch der Trumpf für Tuchels Team werden, das pro Tor nur starke 6,3 Torschüsse benötigt, wobei der Durchschnitt aller Teams bei 10,2 Torschüssen pro Tor lag.

Folgt man allen Werten, geht Manchester zwar als Favorit ins Finale, da City sowohl in der Premier als auch Champions League nach Daten und auf dem Papier eine phänomenale Saison spielt. Chelsea hat jedoch schon zweimal bewiesen, dass sie die Citizens schlagen können. Folglich braucht sich Tuchels Team nicht verstecken. Der defensive Block um die Dreierkette und Keeper Edouard Mendy muss erstmal bezwungen werden. Auf der anderen Seite ist Chelsea über Kontersituationen immer wieder brandgefährlich.

Steffen Geyer