Champions League

BVB gegen Malaga 2013: Was der VAR vielleicht verändert hätte

Nicht nur zwei Abseits-Tore waren umstritten

Dortmunds Comeback gegen Malaga 2013: Was der VAR (vielleicht) verändert hätte

Jede Menge Emotionen: Borussia Dortmund gegen Malaga 2013.

Jede Menge Emotionen: Borussia Dortmund gegen Malaga 2013. Getty Images (3)

Von "Gefühlen, wo man schwer beschreiben kann" berichtete nach Deutschlands EM-Titel 1996 Kapitän Jürgen Klinsmann, und viele Fußballfans sind sicherlich in der Lage, sich in den ehemaligen Angreifer hineinzuversetzen. Etwa die von Borussia Dortmund, als es im Jahr 2013 bis ins Finale der Champions League ging.

Der viel diskutierte VAR beugt einigen dieser Gefühle gegenwärtig vor. Jubeln, das trauen sich manche erst dann, wenn das Spiel auch wirklich wieder angepfiffen wurde. Neben dem Bedauern von rohen Emotionen, die nach minutenlangem Warten aufgewärmt werden müssen, stellt sich beim Blick auf Spiele vor der VAR-Ära auch die Frage, welche besonderen Partien denn möglicherweise ganz anders verlaufen wären, hätte es den Videoschiedsrichter schon früher gegeben.

Zwei Tore waren eigentlich Abseits

Ein Beispiel aus Dortmunds CL-Saison 2013 wäre hier etwa das hochemotionale Viertelfinal-Rückspiel gegen den FC Malaga. Zu Beginn der vierminütigen Nachspielzeit im Signal-Iduna-Park hatte der BVB nach dem 0:0 im Hinspiel noch mit 1:2 zurückgelegen und brauchte - weil es damals noch die Auswärtstorregel gab - zwei Tore, um das Halbfinale zu erreichen. Marco Reus und Felipe Santana sorgten schließlich dafür - und für einen der denkwürdigsten Fußballabende der Dortmunder Vereinsgeschichte.

Dortmund gegen Malaga 2013

Der VAR hätte diesem womöglich einen Strich durch die Rechnung machen können. Sind etliche Handspiel-Entscheidungen selten wirklich deckungsgleich einzuordnen und zu akzeptieren, hat der Videobeweis in Abseitsfragen eine klare Linie. So wäre Santanas Siegtor zweifelsfrei einkassiert worden. Der aufgerückte Verteidiger hatte den Ball aus wenigen Zentimetern über die Linie gestochert - aber eben auch aus dem Abseits. Schon Sekunden vorher hatten bei der Flanke von Robert Lewandowski gleich vier Dortmunder in der verbotenen Zone gestanden (90.+2).

Allerdings hätte der BVB im Zeitalter des VAR in den Schlussminuten keinem Rückstand hinterherlaufen müssen, weil Eliseu das 2:1 für Malaga in der 82. Minute ebenfalls aus knapper Abseitsposition erzielt hatte. Zwei wegen Abseits zurückgepfiffene BVB-Tore in Hin- und Rückspiel hatten übrigens tatsächlich nicht zählen dürfen.

Angesichts von je einer Fehlentscheidung pro Verein sprach man damals von ausgleichender Gerechtigkeit, heute hätten beide Tore eben nicht gezählt. Doch schon die Aberkennung des ersten Treffers hätte ja gewaltigen Einfluss genommen - was es deshalb natürlich müßig macht, über einen alternativen Verlauf dieser Schlussphase zu spekulieren.

Über einen Platzverweis hätte sich Schmelzer nicht beschweren dürfen

Spannender ist da eigentlich eine Szene aus der 62. Minute, als Malagas Rechtsverteidiger Jesus Gamez zu Boden ging. Auch hier liegt nämlich die kicker-Note 6 für den schottischen Schiedsrichter Craig Thomson begründet. Denn während Gamez in diesem Moment wegen angeblich übertriebener Theatralik die Gelbe Karte gesehen hatte, hätte Dortmunds zwei Minuten zuvor verwarnter Linksverteidiger Marcel Schmelzer für einen frustrierten Wischer in Gamez' Gesicht eigentlich Gelb-Rot sehen müssen.

Eine zweite Gelbe Karte wäre dann zwar kein Fall für den VAR gewesen. Dessen Existenz hätte Thomson aber auf die durchaus auch als Tätlichkeit - also glatt Rot - zu interpretierende Szene mindestens aufmerksam machen können. Und zu zehnt in den letzten 30 Minuten - beim Stand von 1:1, was Malaga gereicht hätte -, wäre das Erschaffen einer besonderen Europapokalnacht für Borussia Dortmund sicherlich nicht leichter geworden. Aber da prägt der Konjunktiv den Fußball mindestens so sehr wie der VAR.

Niklas Baumgart

13 verschiedene Klubs, zwei deutsche: Alle Champions-League-Sieger seit 1993