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Dobras im Interview: "Das war für mich komplett unverständlich"

Zurück bei Blau-Weiß Linz

Dobras im Interview: "Das war für mich komplett unverständlich"

Kristijan Dobras spielte bereits im Frühjahr 2021 für Blau-Weiß Linz.

Kristijan Dobras spielte bereits im Frühjahr 2021 für Blau-Weiß Linz. GEPA pictures

Herr Dobras, nach zwei Jahren beim FC Vaduz sind Sie zu Blau-Weiß Linz zurückgekehrt. Warum haben Sie sich für diesen Schritt entschieden?

Ich wollte den Verein schon 2021 nicht verlassen. Wir sind damals Meister geworden, aber trotzdem nicht in die Bundesliga aufgestiegen. Für mich war jedoch klar, dass ich wieder in der ersten Liga spielen möchte. Ich bin dann nach Vaduz gegangen, weil es immer länger und länger gedauert hat und der Verein damals auch eine gute Adresse für mich war. Jetzt bei Blau-Weiß Linz zurück zu sein, ist für mich der schönste Schritt.

Obwohl Sie bei Vaduz zum Stammpersonal zählten, wurde Ihr Vertrag nicht mehr verlängert. Welche Gründe wurden Ihnen dafür genannt?

Ich hatte dort in zwei Jahren vier verschiedene Trainer und habe bei drei davon eigentlich immer gespielt. Bei einem (Jürgen Seeberger, Anm.) durfte ich einfach nicht spielen. Er ist im Winter gekommen und hat mir gleich signalisiert, dass ich nicht zum Einsatz kommen werde - egal, wie oft die Mannschaft verliert. Er war Gott sei Dank nach vier Spielen wieder weg und ich habe danach wieder gespielt. Ich hatte eine schöne Zeit in Vaduz. Man kann dort in Ruhe arbeiten und sich voll auf den Fußball konzentrieren. Das Problem war vielleicht, dass wir in meiner ersten Saison den Sprung in die erste Liga verpasst haben. Im Laufe der zweiten Saison hat mir der Verein dann gesagt, dass er auf frisches Blut setzen möchte. Das war für mich komplett unverständlich, weil ich alle Spiele gemacht habe und fit gewesen bin. Dass gar kein Angebot gekommen ist, hat mich schon ein bisschen enttäuscht.

Wäre es für Sie eine Option gewesen, in Vaduz zu bleiben?

Nein. Ich hätte dort auch nicht unterschrieben, wenn ein neues Angebot gekommen wäre. Das habe ich für mich bereits vorher so entschieden. Im Endeffekt muss ich vielleicht sogar froh sein, dass ich kein Angebot hatte. So musste ich mir nicht den Kopf zerbrechen und konnte den Vertrag bei Blau-Weiß Linz unterschreiben. Sonst wäre ich aktuell vielleicht vereinslos und würde mich ärgern.

Welche anderen Möglichkeiten hätte es für Sie noch gegeben?

Eigentlich hatte ich nur mehr Augen für Blau-Weiß Linz. Ich habe gehofft, dass der Verein aufsteigt und sich dann etwas ergibt. Ich habe mich auch die ersten Wochen im Urlaub nur auf Blau-Weiß Linz fokussiert. Ich habe mir daher auch im Ausland nichts mehr angeschaut. Mein Ziel war wirklich, zurück nach Linz zu kommen und mit Blau-Weiß in der Bundesliga zu spielen. Ich hatte hier schon einmal viel Spaß und möchte jetzt für Furore sorgen. Ich glaube nicht, dass ich in eine schlechte Mannschaft hineingeraten bin.

Ich denke, dass in ihrem Kopf immer der Vergleich zwischen der zweiten Schweizer Liga und der österreichischen Bundesliga war. Da ist es ein absolutes No-Go, auszuscheiden.

Kristijan Dobras über das Duell gegen Rapid

Vaduz erlangte in Österreich durch das Weiterkommen gegen Rapid Wien in der Conference-League-Qualifikation große Bekanntheit. Wie lässt sich diese Sensation fast ein Jahr später erklären?

Wenn ich heute neben Christoph Peschek (Geschäftsführer von BW Linz, ehemals bei Rapid, Anm.) sitze, haben wir beide ein Schmunzeln auf den Lippen. Für mich als Österreicher war es noch einmal viel schöner, weil ich durch die Medien mitbekommen habe, was man eigentlich angerichtet hat. Keine Ahnung, wie wir das geschafft haben. Der Zusammenhalt in der Qualifikation war groß, keiner hat mit uns gerechnet und wir haben immer wieder überrascht. Wir haben uns damals mehr auf das internationale Geschäft als auf die Liga konzentriert. Das war auch der Grund, warum wir in der Liga so schlecht waren. Aber das wird mir nie jemand wegnehmen. Auch, als ich zu Blau-Weiß gekommen bin, habe ich mit den Jungs darüber gesprochen. Es macht schon Spaß, wenn man das hört (lacht).

Sie haben in Ihrer Karriere auch selbst für Rapid gespielt und kennen daher die Erwartungshaltung. War der Druck an diesem Tag für die Mannschaft einfach zu groß?

Ja, zu 100 Prozent. Man weiß ganz genau, dass im Allianz-Stadion im Block West einige Menschen stehen. Daher muss man bei Rapid einfach liefern. Wenn man bei Rapid ein schlechtes Jahr hat, ist man schnell wieder weg. Sie hatten schon bei uns Probleme. Ich denke, dass in ihrem Kopf immer der Vergleich zwischen der zweiten Schweizer Liga und der österreichischen Bundesliga war. Da ist es ein absolutes No-Go, auszuscheiden. Rapid plant auch sicher immer mit den Einnahmen der UEFA und daher war der Druck natürlich enorm. Wenn man mit Druck und Angst spielt, kommt so etwas dabei raus.

Sie wurden 2021 mit BW Linz Meister, der Verein verzichtete damals aber auf den Lizenzantrag für die Bundesliga. Zwei Jahre später spielen Sie nun in einem neuen Stadion in der höchsten Spielklasse des Landes. Wie viel hat sich in dieser Zeit getan?

Von der Leistung her nicht viel, weil es auch nach meinem Abschied gleich gut weitergegangen ist. Das waren drei unglaublich gute Jahre mit den Plätzen eins, drei und eins. Der Verein hat sich das einfach verdient. Es gibt nichts Schöneres, als das Stadion direkt in der Bundesliga einzuweihen. Wir spüren einen extremen Hype in Linz und freuen uns auf die neue Saison. Neu ist natürlich der Trainer (Gerald Scheiblehner, Anm.). Er hat einen Plan und weiß, was er will. Ich bin von ihm nach den ersten Gesprächen sehr positiv überrascht. Mir gefällt, wie er arbeitet. Auch die Ergebnisse unter ihm zeigen, dass es passt.

Die Sommertransfers der österreichischen Bundesliga im Überblick

Ihr Vertrag in Linz läuft nur bis 2024. Eine bewusste Entscheidung?

Wir haben länger diskutiert, aber für mich war wichtig, dass der Trainer und der Sportdirektor (Christoph Schösswendter, Anm.) schon beim ersten Gespräch gesagt haben, dass sie das unbedingt machen wollen. Das war für mich auch so. Ich kann nicht genau sagen, warum der Vertrag jetzt nur ein Jahr lang läuft. Es war schon auch Thema, ein zweites Jahr dazuzugeben. Schlussendlich habe ich mich für das eine Jahr entschieden - warum auch immer.

Das heißt aber nicht, dass es nach einem Jahr bereits wieder vorbei sein muss?

Nein, das überhaupt nicht. Ich hoffe, dass ich nach diesem Jahr einen Dreijahresvertrag bei Blau-Weiß unterschreiben kann (lacht). Ich fühle mich jetzt schon wohl und denke, dass sich daran auch nichts ändern wird. Das eine Jahr ist zum Reinkommen super. Danach können wir sicher über eine weitere Zusammenarbeit sprechen.

Auf die Linzer Fans wartet nun auch wieder ein echtes Stadtderby. Wie wichtig ist dieser Umstand für den oberösterreichischen Fußball?

Das sind natürlich die Spiele, auf die sich die Fans am meisten freuen. Jedes Derby ist herrlich. Wenn man sich in Wien Rapid gegen die Austria oder in Graz die Cup-Partie Sturm gegen den GAK ansieht, sind das einfach Riesenspiele. Man freut sich umso mehr darauf. Das LASK-Stadion ist jetzt auch nicht so schlecht (lacht). Da passen einige Zuschauer hinein. Wir werden sicher extra heiß sein, wenn wir zu den Fans rausgehen. Wir freuen uns aber auf jedes Bundesligaspiel, weil das einfach die höchste Spielklasse ist und wir uns an jedem Wochenende beweisen können.

Mit Klagenfurt und Lustenau spielten die beiden letzten Aufsteiger in ihrer ersten Saison eine gute Rolle. Ist Ähnliches auch für BW Linz möglich?

Logisch ist, dass das vorrangige Ziel der Klassenerhalt ist. Man konnte in den vergangenen beiden Jahren beobachten, dass im unteren Play-off immer Unglaubliches passieren kann. Man ist erst dann sicher, wenn es sich rechnerisch nicht mehr anders ausgeht. Das hat man vor zwei Jahren bei der Admira gesehen. Ich habe mir aber auch die Statistik angesehen, dass der Aufsteiger immer Gas gibt und recht souverän die Klasse hält. Natürlich ist das für uns auch ein Thema - wir wollen für ein paar Überraschungen sorgen.

Bei mir war es gleich nach den ersten Gesprächen mit dem Trainer so, dass seine Spielidee in meinem Kopf angekommen ist.  

Kristijan Dobras

Schon in rund zwei Wochen startet die neue Saison. Inwieweit konnte die Mannschaft in der sehr kurzen Sommerpause gewisse Abläufe bereits verinnerlichen?

Bei mir war es gleich nach den ersten Gesprächen mit dem Trainer so, dass seine Spielidee in meinem Kopf angekommen ist. Natürlich wird es ein bisschen dauern, bis wir das auf dem Platz umsetzen können. Es sind ja doch ein paar neue Spieler dabei, die sich erst an das neue System gewöhnen müssen. Aber wir spielen schon alle etwas länger Fußball und daher dürfte es eigentlich nicht so lange dauern, bis es dann wirklich klappt. Sicher gibt es am Anfang ein paar Probleme, aber dafür gibt es ja die Vorbereitungsspiele.

Die Ausgangssituation ist für Blau-Weiß Linz nun natürlich eine gänzlich andere als noch in der 2. Liga. Auf welche Art von Fußball dürfen sich die Fans einstellen?

Das ist eine gute Frage. Es stimmt, dass es einen Riesenunterschied zwischen der zweiten und ersten österreichischen Liga gibt. Das betrifft unter anderem das Tempo und die Intelligenz der Spieler. Gegen Salzburg können wir nicht 90 Minuten lang pressen (lacht). Wir werden uns auch an die Gegner anpassen. Dafür haben wir ein paar Taktikfüchse im Verein, die das sicher richtig analysiert werden.

Die Cup-Saison beginnt für Blau-Weiß Linz bei der Spielgemeinschaft Wallern/St. Marienkirchen. Wie sieht die Erwartungshaltung in diesem Bewerb aus?

Die Zielvereinbarungen werden wir erst kurz vor Saisonstart besprechen. Ich kenne Wallern sehr gut, da spielen sogar zwei Freunde von mir. Es ist immer schwierig, gegen Underdogs zu bestehen. Wir haben in Liechtenstein zweimal den Cup geholt, aber hatten auch dort immer Probleme mit Verlängerungen oder Rückständen. Der Cup hat seine eigenen Gesetze, aber im Endeffekt ist das der kürzeste Weg nach Europa. Wenn man das gut macht, ist man in kurzer Zeit international dabei. Man muss hoffen, dass die stärkeren Gegner vielleicht gegen kleinere Vereine ausrutschen und der Weg somit ein bisschen leichter wird. Aber wenn man den Cup gewinnen will, muss man sowieso jeden Gegner schlagen. Das Ziel ist einfach, immer eine Runde weiterzukommen.

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