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Wolfsburg-Frauen: Kader reicht nicht für größte Ambitionen

Kommentar

Dieser Wolfsburger Kader reicht nicht für größte Ambitionen

Noch in der Halbzeit sahen die Wölfinnen wie die baldigen Siegerinnen aus - doch es kam anders.

Noch in der Halbzeit sahen die Wölfinnen wie die baldigen Siegerinnen aus - doch es kam anders. imago images

Als die Siegerehrung begann, standen die Spielerinnen des FC Barcelona Spalier für den VfL Wolfsburg. Nach einer 2:0-Halbzeitführung hatten die Wölfinnen tatsächlich die europäische Krone noch aus der Hand gegeben. Das lag zum einen an einer klar verbesserten Leistung der neuen Titelträgerinnen aus Katalonien. Aber nicht nur.

In der 2. Halbzeit, als Barça das Spiel an sich riss und so dominierte, wie es sich das gewünscht hatte, besaß der VfL kein Mittel, um die Richtung zurückzudrehen. Die Art, wie Trainer Tommy Stroot wechselte, sagte äußerst viel über die Kaderbreite des deutschen Vize-Meisters aus. Zwei der drei Eingewechselten (Lena Lattwein und Marina Hegering) waren Defensivspielerinnen, bei Pauline Bremer hoffte Stroot offenbar darauf, dass diese ihren Schwung aus dem Halbfinale gegen Arsenal mitnehmen konnte.

Sie konnte nicht. Währenddessen blieben Nationalspielerinnen wie Jule Brand und Tabea Waßmuth, beide seit Längerem im Formtief, über die komplette Spielzeit auf der Bank. Stroot hielt es für besser, die ausgepumpte Flügelspielerin Sveindis Jonsdottir bis zum Ende drin zu lassen und zwei Wechseloptionen zu verwerfen.

In diesem Sommer kommen vor allem Perspektivspielerinnen

Zur Erinnerung: Der VfL hatte den Abgang von Bremer in diesem Sommer schon vor einigen Wochen kommuniziert. Eine, die zukünftig nicht mehr gut genug sein soll, muss im größten Spiel der Saison die Kohlen aus dem Feuer holen.

Mit einem Kader, in der also Bremer im Moment die einzige echte offensive Option von der Bank darzustellen scheint, lässt sich schwer ein Champions-League-Titel gewinnen. Jedenfalls nicht mehr im Jahr 2023, gegen diese starke europäische Konkurrenz, gegen diesen FC Barcelona.

Der Kader der Wölfinnen ist für größte Ambitionen zu dünn. Und obwohl der Sportliche Leiter Ralf Kellermann wie schon im Vorsommer extrem früh die Transfers für die neue Saison eingetütet hat, bleibt es fraglich, ob sich ab Juli so viel ändert. Perspektivspielerinnen wie Riola Xhemaili (Freiburg), Vivien Endemann (Essen) oder Camilla Küver (Frankfurt) werden wohl auch in einem möglichen CL-Finale 2024 (noch) nicht den Unterschied machen können. Nur Chantal Hagel (Hoffenheim) und Fenna Kalma (Enschede) dürften direkt eine Chance auf einen Stammplatz besitzen.

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Zum Vergleich: Barça-Trainer Jonatan Giraldez konnte sich an diesem sommerlichen Samstag in Eindhoven den Luxus leisten, die aktuelle Weltfußballerin Alexia Putellas in der 90. (!) Minute aufs Feld zu schicken. Ingrid Engen, die vor zwei Jahren noch Stamm in Wolfsburg war, wechselte Giraldez ebenfalls erst kurz vor Abpfiff ein. Wohl dem, der diese Auswahl hat.

Was Wolfsburg aus seinen Möglichkeiten gemacht hat, ist aller Ehren wert

Tommy Stroot hat die nicht, und deswegen steht am Ende auch "nur" der DFB-Pokal. Dazu der 2. Platz in der Bundesliga hinter einem FC Bayern, der zurzeit Spitzenklasse-Qualität dazukauft. Und der 2. Platz in der Champions League, der nun bitte wirklich nicht geringgeschätzt werden sollte. Die komplette englische Liga, dazu die beiden französischen Top-Teams Lyon und PSG, sie alle hatten es nicht bis nach Eindhoven geschafft.

Was der VfL Wolfsburg aus seinen Möglichkeiten gemacht hat, ist aller Ehren wert. Um noch größere Ambitionen zu verfolgen, muss er aber seinen Kader in der Breite zwingend verbessern.

Bilder zur Partie FC Barcelona gegen VfL Wolfsburg