Regionalliga

Die ungewöhnliche Karriere von Duygu Erdogan

Vom Bosporus nach Oberhausen: Türkische Trainerin bei RWO

Die ungewöhnliche Karriere von Duygu Erdogan

Schnupperte bei Galatasaray Istanbul schon in die Königsklasse rein: Duygu Erdogan (mit Trainer Terim und Drogba)

Schnupperte bei Galatasaray Istanbul schon in die Königsklasse rein: Duygu Erdogan (mit Trainer Terim und Drogba) imago

Von Liga 1 bis 4 gibt es bei den deutschen Männern nur diese eine Frau in der Trainerriege und dass wenig über sie geschrieben wird, liegt auch an ihr: Duygu Erdogan ist zwar selbstbewusst, selbstsicher, aber auch ruhig, zurückhaltend und bescheiden. Vor fünf Jahren stand sie ungewollt im Rampenlicht, sogar international. Ihre Chefs bei Galatasaray Istanbul hatten sich unbotmäßig verhalten, wurden vom Verband gesperrt - und die letzte "freie" Co-Trainerin war Duygu Erdogan. Diese als Verantwortliche auf die Bank zu setzen, trauten sich die Klubbosse schließlich doch nicht, sie gaben Torwarttrainer Claudio Taffarel das Kommando. Erdogan lächelt, wenn sie darauf angesprochen wird: "Es war eine tolle Zeit. Wir erreichten sogar das Viertelfinale der Champions League und hatten großartige Spieler wie Wesley Sneijder oder Didier Drogba."

Die 4. Liga in Deutschland ist in mancher Hinsicht gar nicht weit weg von der Süperlig.

Duygu Erdogan
Rot-Weiß Oberhausen - Vereinsdaten
Rot-Weiß Oberhausen

Gründungsdatum

18.12.1904

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Regionalliga West - 22. Spieltag
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Regionalliga West - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
KFC Uerdingen 05 KFC Uerdingen 05
40
2
FC Viktoria Köln FC Viktoria Köln
39
3
Borussia Dortmund II Borussia Dortmund II
34

Unerfahren ist sie also auch mit großen Namen nicht. Warum die Frau, die an der Marmara- und der Istanbul-Universität Sportwissenschaft und Sportwirtschaft studierte und an der Jugendakademie von Besiktas die erste hauptamtliche Trainertätigkeit ausübte, nach den Assistenz-Jobs bei Galatasaray und dem damaligen osttürkischen Süperlig-Klub Elazigspor in Deutschlands 4. Liga gelandet ist, weiß sie wohl: "Ich will internationale Erfahrung sammeln, eine neue Sprache und vom deutschen Fußball lernen. Die 4. Liga in Deutschland ist in mancher Hinsicht gar nicht weit weg von der Süperlig - sieht man mal von den ganz großen Klubs dort ab."

Über Wattenscheid nach Oberhausen

Die Austauschkanäle zwischen deutschem und türkischem Fußball sind verzweigt und so kam sie vor zweieinhalb Jahren nach Wattenscheid ins Team des türkischstämmigen Trainers Farat Toku. Wegen finanzieller Engpässe wurde ihr Einjahresvertrag nicht verlängert, davon hörte man in Oberhausen. RWO-Präsident Hajo Sommers fand: "Ohne Arbeitsvertrag hätte sie zurückgemusst, da haben wir uns gedacht, wir versuchen es mal mit einer Frau in der Männerdomäne. Das kann für das Klima eigentlich nur gut sein."

Rot-Weiß Oberhausen

Lässt die Männer antanzen: Co-Trainerin Duygu Erdogan. imago

Duygu Erdogan startete für Rot-Weiß bei der A-Jugend, Andreas Zimmermann übernahm sie in seinen Stab, auch Mike Terranova baut auf sie. Was sie bis jetzt gelernt hat? Erdogan spricht sehr gut Deutsch, ist in die tägliche Trainingsarbeit integriert und sammelt Eindrücke jeglicher Art.

"Üben! Beobachten! Aufnehmen!"

"Deutsch ist so schwer für uns", gibt sie zwar zu, "aber Deutschland ist einfach toll, besonders der Fußball." Aufgefallen ist ihr die "Ernsthaftigkeit, mit der hier alle ihren Tätigkeiten nachgehen". Seriösität wird auch von ihr verlangt, schließlich ist sie in erster Linie für das Fitnessprogramm innerhalb des Trainingsbetriebs zuständig. Aufwärmübungen, auch die Arbeit mit Rekonvaleszenten gehören dazu. Zudem legt Cheftrainer Terranova großen Wert auf Besprechungen und Analysen. "Das ist sehr gut", findet seine Assistentin, die auch ihren Co-Kollegen Dirk Langerbein lobt: "Er hat große Erfahrung und beobachtet sehr genau." Für sich selbst hat die Liebhaberin klassischer Musik und großer Literatur als Devise über ihre Zeit in Deutschland geschrieben: "Üben! Beobachten! Aufnehmen!"

Zwischendurch gab es schon Angebote aus dem Ausland. Aber erstmal will sie ihren Vertrag erfüllen. Und dann? Am liebsten wäre der gebürtigen Istanbulerin ein Engagement am Bosporus. Es muss nicht Galatasary oder Besiktas sein, die Nationalmannschaft der Frauen täte es wohl auch. Erdogans Weg geht weiter.

Gustav Wentz