Zum Abschluss des Jahres setzt der FC Bayern noch ein starkes Ausrufezeichen. Mit dem 8:0 beim SC Sand gewinnt der Tabellenführer auch das zwölfte Spiel der Saison. Die Bayern gehen mit einem komfortablen Vorsprung von fünf Punkten auf den VfL Wolfsburg in die Winterpause. So deutlich hatte ich das nicht erwartet, wenngleich schnell klar wurde, dass die Bayern dieses Jahr endlich richtig gut aufgestellt sind.
Zwölf Siege in zwölf Spielen, dazu nur ein Gegentor und den Abo-Meister Wolfsburg mit 4:1 in die Schranken gewiesen: Die Statistik spricht für sich. Die Mannschaft wirkt trotz eines erneuten Umbruches im Sommer gefestigt, hat die nötige Sicherheit und Siegermentalität dazugewonnen. Mit Sarah Zadrazil und Marina Hegering wurden zwei Spielerinnen verpflichtet, die auf wichtigen Positionen für Stabilität sorgen.
Auch die französische Nationalspielerin Viviane Asseyi hat sofort eingeschlagen. Dazu hat man mit Klara Bühl eines der größten deutschen Talente nach München geholt. Der Schlüssel zum Erfolg ist aber das funktionierende Gesamtkonstrukt.
"Bayern lässt sich den Titel nicht mehr nehmen!"
Der VfL Wolfsburg hat in dieser Saison erstmals sichtbare Probleme. Dem Doublesieger sind wichtig Führungs- und Unterschiedsspielerinnen weggebrochen, Pernille Harder und Sara Gunnarsdottir lassen sich kaum ersetzen. Das große Verletzungspech von Alexandra Popp oder Ewa Pajor trägt auch seinen Teil bei, dazu kommt ein Trainer, der am Ende der Saison auf eigenen Wunsch den Klub verlassen wird. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass ein solcher Schritt für Unruhe neben dem Platz sorgt. Meine Prognose: Bayern lässt sich den Titel nicht mehr nehmen!
Potsdam und Hoffenheim kämpfen um den wichtigen dritten Rang in der Liga, der erstmalig zur Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation berechtigt. Am Sonntag hat die TSG 1899 dazu einen immens wichigen 5:0-Sieg gegen Potsdam eingefahren.
Beide Teams wechselten im Sommer ihre Trainer. Die Turbinen profitieren von der Kooperation mit Hertha BSC und konnten mit Sofian Chahed einen ehemaligen Profi als Trainer gewinnen.
Hoffenheim hat sich nach holprigem Start zum Ende der Vorrunde stabilisiert: Sechs Siege in den letzten sechs Partien sprechen für sich.
Ich vermisse im Kampf um Platz drei ehrlich gesagt Eintracht Frankfurt, die sich vor der Saison durch die Fusion medial stark platziert haben. Sportlich fehlt unter Trainer Niko Arnautis noch die Durchschlagskraft.
Die Liga hinter Bayern und Wolfsburg muss sich dringend weiter verbessern. Was sagt es über unsere Top-Klasse aus, wenn die beiden Spitzenteams aus München und Wolfsburg 21 ihrer 22 Spiele gegen die hinter ihnen platzierten Mannschaften gewinnen? Einzig Freiburg konnte mit einem späten Ausgleichstreffer einen Punkt gegen Wolfsburg erkämpfen.
Verena Schweers beleuchtet für den kicker die Lage im Frauen-Fußball. imago images
Herausforderer der Spitzenteams? Es braucht wohl etwas Zeit und Geduld
Der VfL Wolfsburg und der FC Bayern haben international absolut konkurrenzfähige Mannschaften zusammengestellt. Ich kenne beide Klubs aus meiner aktiven Zeit und weiß um den jeweils eigenen Anspruch und die hochgesteckten Ziele. Es ist noch viel zu tun, um zukünftig auch die ganz großen Mannschaften anzugreifen, aber der eingeschlagene Weg sieht für mich vielversprechend aus. In Frankfurt, Potsdam und Hoffenheim sind neue Strategien erkennbar, sowohl auf als auch neben dem Platz. Deshalb lässt sich eine gute Entwicklung der Liga erhoffen, es braucht wohl aber noch etwas Zeit und Geduld mit den Mannschaften.
Ich wünsche mir, dass auch in Bremen, Freiburg oder Leverkusen zeitnah (wieder) die richtigen Signale gesetzt und neue Ziele attackiert werden, im Sinne eines spannenden Wettkampfs in unserer Flyeralarm Frauen Bundesliga.
Verena Schweers
Verena Schweers hat in der Bundesliga für den SC Freiburg und die Top-Klubs VfL Wolfsburg und Bayern München gespielt. Unter anderem gewann sie je zweimal die Champions League und die deutsche Meisterschaft. Die Verteidigerin absolvierte zudem 47 Länderspiele für die DFB-Auswahl. Im Sommer 2020 beendete sie ihre aktive Laufbahn.
