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Die Demontage der Ethiker - Kochs Antwort auf die harsche Kritik

Rücktritte und Vorwürfe gegen Koch und Osnabrügge

Die Demontage der Ethiker - Kochs Antwort auf die harsche Kritik

Der Deutsche Fußball-Bund braucht eine neue Ethikkommission.

Der Deutsche Fußball-Bund braucht eine neue Ethikkommission. imago images

Sowohl die Betrugsermittlerin Birgit Galley, der bis zum Mittwoch kommissarische Vorsitzende Rechtsanwalt Bernd Knobloch als auch der Theologe Dr. h.c. Nikolaus Schneider erklärten, dass sie ihren Hut nehmen. Die Vorkommnisse der vergangenen Tage haben das Trio ganz augenscheinlich tief verärgert. Was war passiert?

Nach dem Tod des Chefethikers und früheren Bundestags-Vizepräsidenten Thomas Oppermann im Oktober 2020 hatte Knobloch die Kommission interimistisch geführt. Angesichts eines ohnehin Anfang 2022 anstehenden, doch noch final zu terminierenden außerordentlichen Bundestags, waren Knobloch und Co. davon ausgegangen, dass dieser Schwebezustand bleibt. Doch nach beinahe neun Monaten der Interimslösung brach plötzlich in der Verbandsspitze Betriebsamkeit aus. Am Mittwoch sollte das DFB-Präsidium bei seiner Sitzung in München über die Neubesetzung der Spitze der Ethikkommission abstimmen - einen entsprechenden Tagesordnungspunkt hatte es bereits im Frühjahr gegeben, als Fritz Keller den Verband noch führte. Damals verschwand er wieder von der Agenda.

Nun tauchte er zu einem heiklen Zeitpunkt wieder auf. Denn die Ethiker führten aktuell eine Untersuchung mit Sprengkraft für Dr. Rainer Koch. Es geht um ein mögliches Fehlverhalten des 1. Vizepräsidenten gegenüber Bibiana Steinhaus-Webb im Zusammenhang mit der Fraueninitiative "Fußball kann mehr", was der Multifunktionär zurückweist. Koch führt den Verband mal wieder interimistisch, diesmal im Tandem mit Peter Peters.

Kummert das einzig verbleibende Mitglied

Knobloch war von einer formalen Bestätigung des Vorsitzes ausgegangen für die in den vergangenen Monaten im Machtkampf sehr umtriebige Kommission. Da sah sich der gute Mann getäuscht. Am Mittwoch teilte der DFB mit: Dr. Irina Kummert, Präsidentin des Ethikverbandes der Deutschen Wirtschaft, habe in geheimer Wahl sieben von zwölf Stimmen auf sich vereinen können. Nach den Rücktritten Galleys, Schneiders und Knoblochs ist Kummert das einzig verbliebene Mitglied der Kommission, sie ist fürs Erste nicht mehr handlungsfähig. Kummert und Ulrich Schulte-Bunert, Büroleiter des Gremiums, sollen nun Nachfolgekandidaten vorschlagen.

Vorwürfe gegen Osnabrügge

Speziell Knoblochs Rücktrittserklärung birgt Sprengstoff. Nach seiner Darstellung hatte DFB-Schatzmeister Dr. Stephan Osnabrügge, der im Machtkampf mit Keller klar an Kochs Seite zu verorten ist, bereits Ende März einen Befangenheitsantrag gegen Knobloch gestellt. Das von der Ethikkommission angerufene DFB-Sportgericht erklärte laut Knobloch den Befangenheitsantrag für nichtig. Zudem erhebt Knobloch weitere Vorwürfe gegen Osnabrügge. Der Schatzmeister habe "auch in anderem Zusammenhang den Mitgliedern der Prüfungskommission angedroht, diese persönlich haftbar zu machen, wenn sie nicht ihre bisherigen Ermittlungsergebnisse abändern. Diese Verhaltensweise, Druck auf Mitglieder unabhängiger Kommissionen auszuüben, entspricht nicht üblichen Ansprüchen an eine ordnungsgemäß geführte Organisation".

Zudem sei er, veranlasst von Koch, aufgefordert worden, eine virtuelle Vorstandssitzung im April zu verlassen, obgleich er noch im Dezember 2020 in seiner Funktion als Interimschef der Ethiker als neues Vorstandsmitglied begrüßt worden sei. "Ein derartiges Verhalten, das im zeitlichen Zusammenhang mit dem Befangenheitsantrag von Herrn Osnabrügge stand, war Rufschädigung und sollte den Weg bereiten, den Vorsitzenden der Kommission zu demontieren", glaubt Knobloch.

Koch reagiert und kontert Kritik

Koch hält nun dagegen: Da Knobloch nie zum Vorsitzenden der Ethikkommission berufen worden sei, habe er zu keinem Zeitpunkt dem DFB-Vorstand angehört. "Seine entsprechenden gegenteiligen Behauptungen sind zweifelsfrei falsch", sagt Koch. Er habe am 23. April festgestellt, dass Knobloch zu Unrecht bei der Vorstandssitzung des DFB anwesend war und deshalb den Chefjustiziar des DFB, Dr. Jörg Englisch, kontaktiert. Englisch habe von einem Fehler gesprochen, der bereits im Dezember passiert sei, weshalb Knobloch an dieser Vorstandssitzung teilgenommen habe. Daher "habe ich davon Abstand genommen, seine satzungsmäßig formal unberechtigte Teilnahme an der Vorstandssitzung am 23. April weiter zu beanstanden. Herr Knobloch konnte deshalb am 23. April an der Sitzung teilnehmen, obwohl er dazu eigentlich nicht berechtigt gewesen war", erklärt Koch.

Weitere Hintergründe zur Demontage der DFB-Ethikkommission lesen Sie im am Donnerstag erscheinenden gedruckten kicker oder im eMagazine.

Benni Hofmann