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WM 2022 | Deschamps: "Ihm reicht eine Chance"

Lloris auf dem Weg zum Rekordmann

Deschamps: "Ihm reicht eine Chance"

Warnt vor Polen: Didier Deschamps.

Warnt vor Polen: Didier Deschamps. IMAGO/PanoramiC

Aus Katar berichtet Jörg Wolfrum

Nun gilt es so richtig für den Titelverteidiger: "Jetzt beginnt ein neuer Wettbewerb, was kommt, ist nicht zu vergleichen mit den Gruppenspielen", sagt Didier Deschamps. Und der Weltmeister-Trainer muss es wissen, zum vierten Mal nimmt er an einer Endrunde Teil, zum dritten Mal in Folge als Coach der "Equipe Tricolore", 2014 war, heute kaum mehr vorstellbar, im Viertelfinale gegen Deutschland Schluss, 2018 folgte die Krönung. Und nun als Titelverteidiger?

Als Profi hatte der heute 54-Jährige ein WM-Turnier gespielt: Als Kapitän bekam er 1998 nach dem 3:0 über Brasilien vom damaligen Präsidenten Frankreichs, Jacques Chirac, den WM-Pokal überreicht.

Alle sind gut vorbereitet.

Didier Deschamps

Jetzt also wieder K.-o.-Phase, für Frankreich geht es an diesem Sonntag gegen Polen, als Favoriten will der Coach seine Weltmeister aber nicht sehen, es werde schon so schwer genug. Zumal es nicht ausgeschlossen sei, dass es "weitere Überraschungen gibt" bei dieser Endrunde wie etwa die Niederlage Argentiniens zum Auftakt gegen Saudi-Arabien. "2014 bei meiner ersten WM als Trainer gab es noch einige schwächere Mannschaften. Diesmal sind keine solchen dabei. Alle haben es verdient, alle sind gut vorbereitet." Auch ein Titelverteidiger könne daher jederzeit in Probleme geraten.

    Understatement? Nicht unbedingt, eher gebranntes Team: Vor einem Jahr war der Weltmeister bei der EM im Achtelfinale an der Schweiz gescheitert, wenn auch erst im Elfmeterschießen. Es fußt daher auf noch relativ präsentem Erleben, wenn Deschamps sagt: "Jetzt gilt nur das Gewinnen."

    Deschamps will seine Spieler nicht stressen

    Die Ansprache an oder Vorbereitung mit seiner von Kylian Mbappé angeführten Startruppe will er aber nicht ändern, nur weil es jetzt um Alles oder Nichts geht: Das könne "die Spieler stressen".

    Und Stress könne es ja auch so schon genug geben aufgrund von Robert Lewandowski auf der Gegenseite: Der Barça-Profi sei "einer der besten Stürmer der Welt, ein „klinisch" sauberer wie sicherer Angreifer. "Wir müssen versuchen, seinen Einfluss auf das Spiel so gering wie möglich zu halten." Wie das gehen soll, ist die Frage, denn "wir müssen versuchen, ihn auszuschalten, ohne sich zugleich nur auf ihn zu konzentrieren". Das werde schwierig, zumal der 34-Jährige ein "cleverer Stürmer" sei, technisch stark, seinen Körper einsetze und vor allem: "Ihm reicht eine Chance."

    Lloris auf dem Weg zum Rekordmann

    Am Samstag hatte auch Kapitän und Keeper Hugo Lloris den Polen gelobt: "Er ist seit Jahren einer der besten Stürmer der Welt." Lloris wird mit seinem 142. Länderspiel Lilian Thuram als Rekordhalter einholen, in einem möglichen Viertelfinale gegen England oder Senegal würde er dann alleiniger Erster.

    Dazu muss aber zunächst Polen bezwungen werden: "Sie verteidigen gut, es macht ihnen wohl auch Spaß, und sie haben auch über Lewandowski hinaus gute Spieler mit Erfahrung", lobte Deschamps und nannte den beim 0:2 gegen Argentinien großartigen Keeper Wojciech Szczesny, Abwehrspieler Kamil Glik, die Mittelfeldakteure Grzegorz Krychowiak und Piotr Zielinski. Trotz der Chancenlosigkeit gegen Lionel Messi und Co. "müssen wir respektieren, was sie geschafft haben. Meine Spieler wissen, dass sie 100 Prozent geben müssen. Doch wenn wir 100 Prozent geben, haben wir eine gute Chance, zu gewinnen".

    Auf dass Lloris Rekordspiel nicht nur für den Keeper ein Grund zur Freude werde. "Alle Rekorde sind dazu da, gebrochen zu werden. Und das ist ein wichtiger Rekord, weil er Zeuge einer langen Karriere ist", lobte der Weltmeistertrainer seinen Weltmeisterkapitän.