Nations League

Hollands Nationaltrainer Frank de Boer und Italien? Da war doch was!

Der damalige Kapitän und heutige Trainer scheiterte 2000 gleich zweimal

De Boer und Italien? Da war doch was ...

Pure Enttäuschung: Niederlande-Kapitän Frank de Boer sitzt nach dem EM-Halbfinale 2000 fast auf dem Hosenboden.

Pure Enttäuschung: Niederlande-Kapitän Frank de Boer sitzt nach dem EM-Halbfinale 2000 fast auf dem Hosenboden. imago images

Es ist der 29. Juni 2000, das weltweit groß gefeierte Millenium ist erst wenige Monate alt - und in der Amsterdamer Arena trifft unter der Leitung des deutschen Schiedsrichters Markus Merk Gastgeber Niederlande im EM-Halbfinale auf Italien. Ein Duell zweier Großmächte im Fußball, ein Duell voller großer Namen wie Edwin van der Sar, Edgar Davids, Marc Overmars, Dennis Bergkamp oder Patrick Kluivert hier, Fabio Cannavaro, Alessandro Nesta, Paolo Maldini, Alessandro del Piero, Filippo Inzaghi oder Joker Francesco Totti dort.

Und vor allem ein Privatduell von Hollands Kapitän Frank de Boer mit Italiens Schlussmann Francesco Toldo, der hinterher die kicker-Note 1 bekommen sollte. Warum? Weil der damalige Fiorentina-Torwart (später zu Inter Mailand gewechselt) an einem Abend, den die Squadra Azzurra nach der Gelb-Roten Karte gegen Gianluca Zambrotta (34. Minute) lange in Unterzahl bestreiten musste, zum Helden aufstieg - und allen voran Hollands Kapitän de Boer verzweifeln ließ.

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De Boer blickt nur noch ungläubig drein

Zwar sollte auch Stürmer-Star Kluivert in der 62. Minute einen zugesprochenen Elfmeter an den Pfosten setzen, doch der größte Unglücksrabe wurde de Boer. Der Abwehrchef hatte zunächst in Minute 39 schon vom Punkt vergeben (Toldo parierte) - und sollte nach 120 Minuten, in denen eine drückend überlegene Elftal gegen nur noch mauernde Italiener mit über 20 Torschüssen keinen Treffer zustande bekommen hatte, auch im dramatischen Elfmeterschießen an Toldo verzweifeln. Der Schlussmann, der im Übrigen nur aufgrund einer Verletzung des noch immer aktiven Gianluigi Buffon (damals Parma, seither ausgenommen eines PSG-Jahres dauerhaft bei Juventus) ins Tor gerückt war, parierte außerdem noch gegen Paul Bosvelt, während zuvor Abwehrrecke Jaap Stam über die Latte gedroschen hatte.

Bei all diesen Fehlschüssen konnte sich auch Azzurri-Legende Maldini einen Fauxpas vom Punkt leisten, am Ende zog Italien mit einem 3:1 i.E. ins am Ende mit 1:2 nach Golden Goal verlorene EM-Finale gegen Frankreich ein. Am Boden zerstört war dagegen die mit Stars gespickte und als absoluter Titalkandidat ins Turnier gestartete Niederlande. Vor allem die Bilder vo de Boer, wie er fast auf dem Hosenboden saß und nach zwei vergebenen Elfmetern ungläubig dreinblickte, füllten in den Tagen danach die holländischen Gazetten.

Toldo hatte de Boer & Co. studiert

In diesem Jahr, genauer gesagt Anfang April 2020, äußerte sich Italiens damaliger Held Toldo nochmals zu den Geschehnissen. Der Ex-Fiorentina- und Ex-Inter-Profi sagte: "Sie (die Holländer; Anm.d.Red.) wussten damals nicht, was passierte - obwohl sie vom Schiedsrichter als Ausrichter klar bevorzugt wurden und wir in eine Falle liefen. Doch ich dachte schon am Abend zuvor daran, dass es ein Elfmeterschießen geben würde. Also saß ich noch nachts da und sah mir auf dem PC Disketten von ihren Elfmeterexperten an."

Frank de Boer scheitert hier an Italiens Torwart Francesco Toldo.

Gleich zweimal an Francesco Toldo verzweifelt: Frank de Boer denkt sicherlich nicht gern an die EM 2000 zurück. imago images

Der Rest ist bekannt - und verfolgt de Boer, der laut eigener Aussage sich später mal selbst im Auto deswegen anschrie, bis heute. "Ich hätte einfach wie sonst auch in meine favorisierte Ecke schießen sollten", sagte der Verteidiger damals, wovon unter anderem das Fußballmagazin "The Blizzard" schreibt. "Doch ich dachte dann, dass Toldo bestimmt meine Elfmeter gesehen hat - und entschied mich kurzfristig um." Auch das Training am Vortag, als de Boer in alle Ecken schoss und sogar einmal blind abzog, half nicht. Er hätte sich im Nachgang vielmehr gewünscht, beim Training einfach viermal ins präferierte Eck geschossen zu haben - und das dann beim Spiel genauso zu tun. Doch es kam eben anders an einem Abend, an dem er und seine Kollegen ganze fünfmal vom Punkt vergaben - und dabei in 120 Minuten plus Thriller dreimal an Toldo verzweifelten.

De Boers Ergebnisse lassen noch auf sich warten

Nun, über 20 Jahre später, tritt de Boer im Zuge der Nations League erneut gegen Italien an - genauer gesagt in Bergamo an diesem Mittwoch (14. Oktober, 20.45 Uhr, LIVE! bei kicker). Und damals wie heute lastet Druck auf ihm, der seit kurzer Zeit erst Nationaltrainer von Oranje ist. Denn einerseits liegen die Niederländer mit nur vier Punkten aus drei Partien auf Rang drei und haben zudem das Hinspiel in Amsterdam verdientermaßen mit 0:1 verloren (noch unter Interimscoach Dwight Lodeweges). Andererseits lastet auch auf dem ehemaligen Trainer von Ajax, Inter, Crystal Palace und Atlanta United schon Druck. Der 50-jährige Nachfolger von Ronald Koeman (FC Barcelona) bringt es bislang schließlich nur auf ein 0:1 gegen Mexiko (Testspiel) und ein 0:0 in Bosnien (Nations League).

Immerhin kann es beim neuen Vergleich mit den Azzurri nicht zum Elfmeterschießen kommen, wenngleich de Boer sicherlich für seine Schützlinge ein paar wichtige Tipps zur Hand hätte.

mag

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