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Das Sabbatjahr als letzte Chance - Arsenal im Check

Premier-League-Vorschau, Teil 3

Das Sabbatjahr als letzte Chance - Arsenal im Check

Vor allem sie sind gefordert: Abwehrchef Ben White (li.) und Trainer Mikel Arteta.

Vor allem sie sind gefordert: Abwehrchef Ben White (li.) und Trainer Mikel Arteta. imago images (2)

Auch bei Arsenal herrscht eine ganze Menge Konjunktur, das haben die Gunners mit den Meisterkandidaten in der Premier League, zu denen sie schon eine Weile nicht mehr gehören, gemeinsam. Sonst hätten sie für einen Ben White - bei allem Respekt - nicht knapp 60 Millionen Euro ausgeben können. Bei Arsenal herrscht aber vor allem eine ganze Menge Konjunktiv.

Die neue Nummer 10

White könnte der Mannschaft im Stile von Virgil van Dijk oder Ruben Dias - zumindest so ähnlich - neue Stabilität und Souveränität verleihen. Thomas Partey, aktuell allerdings verletzt, könnte das Gleiche im Mittelfeld bewerkstelligen. Bukayo Saka und Emile Smith Rowe, inzwischen immerhin mit den prestigeträchtigen Rückennummern 7 und 10 ausgestattet, könnten den nächsten Schritt machen und Pierre-Emerick Aubameyang zu alter Stärke zurückfinden.

Man könnte dieses Spiel noch eine ganze Weile weiterspielen, was etwa die Entwicklung von Rekordtransfer Nicolas Pepé oder ganz generell den Erfolg der Spielidee Mikel Artetas betrifft. Vor allem für den Trainer gilt nach einer normallangen Sommerpause aber: Aus den Konjunktiven muss greifbare Realität werden - es gibt keine Ausreden mehr.

Vergangene Saison hat der schleichende, aber stete Niedergang des Champions-League-Finalisten von 2006 einen neuen Tiefpunkt erreicht: Die Gunners, jahrelang als Stammgast auf Champions-League-Platz vier belächelt, qualifizierten sich nicht einmal mehr für die Europa League. Ein internationales Sabbatjahr. Schwindendes Ansehen und Häme sind ja die eine, wertvolle Einnahmen, die spürbar fehlen, aber die andere Seite einer glanzlosen Medaille.

Der "neue Vieira"?

Das Projekt Umbruch muss 2021/22 fruchten, mindestens mit der Qualifikation für das internationale Geschäft. Personell, wenn auch erneut mit einigen Konjunktiven behaftet, nimmt dieses Projekt bereits Konturen an. Abwehrchef White ist 23, mit Linksverteidiger Nuno Tavares und Mittelfeldspieler Albert Sambi Lokonga (manche bemühen gar Vergleiche mit Patrick Vieira) kamen außerdem zwei 21-Jährige. Älter sind auch Smith Rowe und Saka nicht.

Albert Sambi Lokonga

Von Albert Sambi Lokonga verspricht sich der Arsenal-Anhang einiges. imago images/PRiME Media Images

Weiterhin ausstehend ist die Rückkehr von Leihspieler Martin Ödegaard (22) wie auch ein Transfer von Leicesters Spielmacher James Maddison (24). Transfers, die durchaus noch passieren könnten. Da ist er wieder, der Konjunktiv.

Auf dem notwendigen Weg vom Hoffen zum Umsetzen hat sich Arsenal, dessen Eigentümer-Familie Kroenke ein lukratives Kaufangebot von Spotify-Chef Daniel Ek im vergangenen Mai ablehnte, erfolgreiche Vorbilder ausgesucht: Ob White nun ein neuer van Dijk werden kann oder nicht, wollen sich Arteta und Co. an Liverpool und Chelsea orientieren.

Eine neue Transferpolitik

Was nicht bedeuten soll, dass die Gunners diesen Vereinen noch weitere alternde Brasilianer wie David Luiz oder Willian abnehmen, sondern sich vielmehr darauf bezieht, nach dem Verpassen des internationalen Geschäfts (Reds und Blues erlebten das 2016/17, Chelsea spielte 2018/19 Europa League) die Kräfte zu bündeln und durch die geringere Belastung gestärkt aus dieser Situation herauszugehen. Die Spieler für einen solchen Wandel wären da.

Vielleicht will Arsenal - letztmals gelang das 2004 - auch mal wieder Meister werden, noch greifen da jedoch selbst Konjunktive zu kurz. Aber auch um mittelfristig zumindest mal wieder Champions League zu spielen, können sich die Londoner eine weitere Saison außerhalb der Top Six nicht erlauben. Jetzt gilt’s. Das ist ausnahmsweise mal ein Indikativ.

Platzierung 2020/21: 8.

Wer ist neu: Ben White (Brighton and Hove Albion, ca. 58 Millionen Euro), Albert Sambi Lokonga (RSC Anderlecht, ca. 17 Millionen), Nuno Tavares (Benfica, ca. acht Millionen)

Niklas Baumgart

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