Die frühe Auswechslung von Niclas Füllkrug in Bremen hatte Hansi Flick etwas barsch mit dem Hinweis darauf erklärt, er könne ja an der Heimspielstätte des 30-Jährigen keine Rücksicht darauf nehmen, "dass er Bremer ist“. Es hätte auch sportliche Gründe gegeben, den zentralen Angreifer auf dem Feld zu belassen.
IHRE MEINUNG AUCH ZUR NATIONALELF ...
Füllkrug hatte zwar sein bislang schwächstes Länderspiel bestritten, war aber präsent und vor dem Tor erfolgreich. Er selbst relativiert seinen Führungstreffer gegen die Ukraine auch im Rückblick auf den gesamten Juni. "Wenn man ehrlich ist, dann wurde ich angeschossen." Dann macht er eine kurze Pause und schiebt nach: "Aber immerhin wurde ich angeschossen." Selbst das gelang nach dem 3:3 vor eineinhalb Wochen keinem Nationalspieler mehr, und auch Füllkrug gibt zu bedenken: "Danach sind wir zwei Spiele komplett ohne Tor geblieben."
Es waren zwei Partien in Polen (0:1) und gegen Kolumbien (0:2), in denen der Bundesliga-Torschützenkönig erst spät als Joker kam - und das obwohl gerade am Dienstag in Gelsenkirchen das Spiel mit den zwei Flanken-Spezialisten Marius Wolf und Robin Gosens eigentlich auf ihn zugeschnitten war.
Füllkrug: Gesamter Lehrgang "wahnsinnig enttäuschend gelaufen"
Das weckt Erinnerungen an die Tage von Katar, als Füllkrug spätestens vor dem letzten Gruppenspiel gegen Costa Rica derart Eigenwerbung betrieben hatte, dass ganz Fußball-Deutschland mit seiner Startelf-Nominierung gerechnet hatte, Flick aber anders entschied. Ein Indiz, dass er eigentlich einen anderen Stürmertypen bevorzugt? Wie auch jetzt, da er ihn trotz Top-Quote draußen lässt, obwohl sich kein Konkurrent aufgedrängt hat.
Ich bin stolz auf jedes Länderspiel, ich liebe es, für Deutschland zu spielen und bin immer mit Stolz und 100 Prozent dabei.
Niclas Füllkrug
Es ist ein Rätsel um Füllkrug. Dieser antwortet auf die Frage nach seinem persönlichen Empfinden entwaffnend ehrlich. "Ich bin stolz auf jedes Länderspiel, ich liebe es, für Deutschland zu spielen und bin immer mit Stolz und 100 Prozent dabei. Aber natürlich hätte ich gern mehr gespielt." Dann schiebt er ohne einen Anflug von Trotz nach: "Trotzdem kann man sich immer auf mich verlassen, dass ich alles gebe, egal ob ich 90, 60 oder 30 Minuten spiele."
Ähnlich offen bewertet er auch die zurückliegenden drei Partien im Gesamtkontext: "Wenn man den gesamten Lehrgang resümiert, dann ist das zu wenig, weil die Resultate komplett ausgeblieben sind. Es ist wahnsinnig enttäuschend gelaufen." Auch für Füllkrug persönlich - obwohl alles mit einem erneuten Tor von ihm begonnen hatte.