Int. Fußball

CR7 bei ManUnited: Ein Comeback mit fadem Beigeschmack

Bei der Rückkehr ins Old Trafford gibt es Gewinner und Verlierer

CR7 bei ManUnited: Ein Comeback mit fadem Beigeschmack

Neue, alte Heimat: Cristiano Ronaldo auf dem Weg zu Manchester United.

Neue, alte Heimat: Cristiano Ronaldo auf dem Weg zu Manchester United. picture alliance / NurPhoto

Okay, seien wir ehrlich. Wäre Bayern oder Dortmund dieser Clou geglückt, wäre der Jubel wohl größer ausgefallen in Deutschland. Von einem Signal der Stärke wäre die Rede gewesen, des Vereins, der Bundesliga. Nun ist es aber England, die Premier League. Deswegen muss keiner neidisch sein. Vielmehr gehört es sich erst mal, Manchester United dazu zu gratulieren, einen der besten Spieler der Welt verpflichtet zu haben. Das ist CR7 immer noch, zweifellos. Und so dürfen da keine zwei Maßstäbe gelten, die Freude sei den Fans in England, speziell denen der Red Devils, ebenso vergönnt, wie sie hierzulande versprüht worden wäre.

Immerhin hat er sein "Herz" nicht an ManCity verloren

Was ist noch gut? Dass zumindest ein Krümelchen Fußball-Romantik erhalten geblieben ist, weil Ronaldo eben zurück wechselt zu Manchester United und nicht plötzlich sein "Herz" für den Rivalen Manchester City entdeckt. Das wäre in der Tat ein Schlag ins Gesicht gewesen für die United-Fans. So aber sind sie es, die sich in den Armen liegen, weil der Messias zurückgekommen ist. Nach Real und Juve nun wieder da, wo die Weltkarriere ihren Lauf nahm. Vielleicht folgt nach dem Rausch aber auch ein Kater?

Ronaldo und Pep - das hätte wohl nicht funktioniert

Zunächst mal ist Ronaldo ein Gewinn für jede Mannschaft, weil er Klasse, Siegermentalität und Erfahrung mitbringt. Weil er trotz seiner 36 Jahre in körperlich guter Verfassung ist. Die Frage ist nur: Passt er zu United? Zunächst mal mehr als zu City. Ob ausgerechnet Pep Guardiola mit Ronaldo gut ausgekommen wäre, ob CR7 das laufintensive Spiel der Citizens mitgemacht und -getragen hätte? Ob dieser Spieler in das nicht unkomplizierte Defensivsystem gepasst hätte? Ohne zu murren? Nicht auszuschließen, dass Ronaldo im Zweikampf der Eigner aus Abu Dhabi (City) und Katar (Messi) nur ein Prestigeobjekt war, um eben mit PSG gleichzuziehen, nachdem die sich den Argentinier aus Barcelona geangelt haben. Dass weder Messi noch Harry Kane noch CR7 noch Kylian Mbappé nun zu Englands Champion gekommen sind, lässt diesen aktuell etwas alt aussehen. Ob das Imperium noch mal zurückschlägt, bis das Wechselfenster schließt?

Das Signal der Bosse ist unmissverständlich - der Meistertitel soll her

Uniteds Konterfußball ist jedenfalls eher kompatibel mit Ronaldo als Citys Ballbesitzorgien. So oder so aber bleiben Talente auf der Strecke. Bei den Skyblues wäre es möglicherweise Phil Foden oder Ferran Torres gewesen, nun dürfen sich aktuell Mason Greenwood und Marcus Rashford nicht als primäre Gewinner des Tages fühlen. Jadon Sancho scheint da als Neuzugang besser dran zu sein. Der Transfer zeigt, dass die Bosse, die Glazers, mit ihrer Geduld am Ende sind. Ronaldo soll endlich den ersten Meistertitel seit 2013, den ersten in der Post-Ferguson-Ära garantieren.

Pogba, Bruno Fernandes - und wer noch?

Stars wie er und Messi sind dafür bekannt, bei Aufstellungen nicht nur mitzureden, sondern zuweilen entscheidend Einfluss zu nehmen. Ein Autoritätsschub für den Coach, in diesem Falle des zwar beim Team beliebten, aber taktisch nicht sonderlich versierten Ole Gunnar Solskjaer, bedeutet der Transfer nicht. Die Glazers würden sich ja kratzen, wenn sie es denn jucken würde. Doch für diese Befindlichkeiten ist kein Platz. Ronaldo aber verdreht gerne mal die Augen, wenn er Mitspieler nicht auf seinem Niveau wähnt. Echte Weltklasse verkörpert bei United an guten Tagen nur Paul Pogba, manchmal Bruno Fernandes. Reicht dem Weltstar das?

Cavani verliert doppelt

Edinson Cavani wird zudem nicht begeistert sein, denn eigentlich wollte er als Oldie mit Tordrang glänzen. Für beide wird’s eng im Team. Und die Nummer 7 dürfte, der Name der Marke verrät es, vom Uruguayer auch zu CR7 wechseln. Genau das ist Ronaldo: Eine Marke, eine Werbelokomotive, ein somit trotz allem wohl überschaubares finanzielles Risiko.

Premier League: Was kostet die Welt?

Dass aber in Zeiten der Pandemie und ihrer Folgen Lukaku und Ronaldo in die Premier League kommen, lässt nicht vermuten, dass da finanziell nachhaltig solche Schäden entstanden sind wie woanders. Von Demut keine Spur, was kostet die Welt? Die Premier League ist allen anderen weit voraus und wird diesen Vorsprung so schnell nicht einbüßen. Ein echter internationaler Wettbewerb ist das nicht mehr.

Nicht nur deshalb ist es ein Comeback im Old Trafford mit fadem Beigeschmack.

Die teuersten Transfers der Welt - und wo sich Kane und Kolo Muani einordnen