WM

Denis Cheryshev: "Es soll noch nicht enden"

Joker nach schwieriger Saison der Matchwinner

Cheryshev: "Es soll noch nicht enden"

Wurde unerwartet zum Matchwinner: Denis Cheryshev.

Wurde unerwartet zum Matchwinner: Denis Cheryshev. Getty Images

Aus Moskau berichtet Jörg Wolfrum

Spieler des Spiels war er für die FIFA dank seiner beiden Tore, und Einwechselspieler Denis Cheryshev konnte es kaum fassen: "Ich habe keine Worte dafür, was ich empfinde. Ich bin so happy, meinem Team geholfen zu haben, das wir gewinnen konnten", sagte der 27-Jährige vom FC Villarreal nach seinen Debüttoren im 12. Spiel für Russland. Er sei lange und oft verletzt gewesen in seiner Karriere "und nun so ein Tag".

Spielersteckbrief Cheryshev
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Cherchesov

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Wo er recht hat, hat er recht: Allein in den letzten zwölf Monaten war der technisch starke Offensivspieler gut 250 Tage ausgefallen: Muskelverletzungen, Knöchel, Infekte. Alles kam zusammen. Und nun so ein Auftritt: tolles Tor zum 2:0, gar ein Supertor zum 4:0, vom Strafraumeck aus. Cheryshev: "Ich hatte gar keine Zeit zu denken, es ging zu schnell, ich schoss einfach."

Spielbericht

Bei beiden Treffern wurde er zwar nicht ausreichend gehindert von der schwachen Abwehr der Saudis, aber der Linksfuß zeigte seine Klasse. Und gab zu: Es sei ein Traum wahrgeworden. "Dabei wollte nur hier sein bei der Mannschaft, bei dieser WM. Allein darüber war ich schon glücklich." So einen Start hätte er sich "nicht in den kühnsten Träumen ausgerechnet".

Als Einwechselspieler früh für den verletzten Alan Dzagoev gekommen, wollte er nach seinem großen Auftritt vor 78.011 Zuschauern im Luschniki dennoch nicht auf den Putz hauen: "Ich respektiere immer die Trainerentscheidungen. Wenn mich der Coach bringt, dann gebe ich 100 Prozent." Stanislav Cherchesov lobte großmütig zurück, lächelte väterlich nach links, wo der Spanien-Legionär saß: "Ich weiß, zu was er in der Lage ist. Er ist dabei, also hat er es verdient." Er, Cherchesov, habe am Vorabend des Spiels mit dem Spieler gesprochen, Psychologie sozusagen - und der offensive Mittelfeldspieler habe es ihm "mit zwei Toren gedankt".

In Spanien nur selten Stammspieler

1990 noch in der Sowjetunion geboren, kam Cheryshev schon als Kind nach Spanien, begann bei Gijon und kam schon mit Zwölf zu Real Madrid in die Jugend. Aus dem vermeintlichen Wunderkind wurde dann zwar ein perfekt Spanisch sprechender Profi, aber kein Weltstar: Sevilla, Villarreal, Valencia hießen die Leihstationen über die Jahre hinweg. 2016 kaufte ihn Villarreal dann endgültig für sieben Millionen Euro. Von 24 Ligaspielen machte der Offensivmann vergangene Saison kaum eines über die volle Distanz, ganze zweimal traf er. So oft wie am Donnerstag in gut einer Stunde im Luschniki. Wenn das mal kein gelungener WM-Auftakt im Geburtsland ist für den Heimkehrer.

Doch Cheryshev will mehr. Jetzt, da er mal wieder zeigen konnte, was er kann, was man sich einst von ihm versprach, da sagte dieser neben Aleksandr Golovin zweite Matchwinner der Sbornaja im Eröffnungsspiel: "Es soll noch nicht enden."

Bilder zur Partie Russland - Saudi-Arabien