Europa League

Wie Atalanta Bergamo sich einen Namen machte

Vom Fahrstuhlteam zum Dauergast in Europa

Casa del Giovane, Percassi, Gasperini: Wie Atalanta sich einen Namen machte

Dirigent bei Atalanta: Gian Piero Gasperini.

Dirigent bei Atalanta: Gian Piero Gasperini. IMAGO/Mark Jacobs

Sie waren so ein wenig Brüder im Geiste. Bayer Leverkusen und Atalanta Bergamo, diese beiden Teams kennen die Tragik des "ewigen Zweiten". Die Werkself konnte diese Geister in dieser Saison vertreiben. Und Atalanta?

Europa-League-Finale

Die Generalprobe ist schon mal misslungen. Vergangenen Mittwoch stand Bergamo gegen Juventus Turin im Pokalfinale und verlor gegen die formschwache Alte Dame mit 0:1. Es wäre der erste Titel seit 61 Jahren gewesen. Dabei war es schon der dritte Finaleinzug in den vergangenen sechs Spielzeiten, auch 1987 und 1996 ging das Finale verloren. Dabei macht man doch eigentlich so viel richtig in Bergamo.

Von der "Casa del Giovane" zur "Atalanta Akademie"

Zum Beispiel in puncto Jugendarbeit. Mit Titeln sammeln hat der Klub dort so gar keine Probleme, 23 sind es seit 1991. Zurück geht der Erfolg auf ein Jugend- und Scoutingmodell, das schon Ende der Vierziger Jahre in die Bahn gebracht wurde. 1977 errichtete der Verein im Vorort Zingonia das Jugendhaus "Casa del Giovane", vor einigen Jahren ernannte das Verbandszentrum in Coverciano die Bergamo-Schule zur besten der Republik. Kommenden Sommer eröffnet die "Atalanta Akademie" mit weiteren modernisierten Einrichtungen. "Hier fällt selbst ein Zehnjähriger nicht durchs Raster. Das kreierte Zugehörigkeitsgefühl ist wirklich einzigartig", sagte einst Emiliano Mondonico, ehemaliger Profi und Trainer in Bergamo.

Percassi und Gasperini sorgen für Konstanz

Dennoch galt Bergamo lange als Fahrstuhlmannschaft. 2010 stiegen die Lombarden zum zehnten Mal ab, mit Antonio Percassi kam allerdings Konstanz in die Sache. Der ehemalige Bergamo-Verteidiger wurde Klub-Eigner, sein Sohn Gianluca später CEO. Den Percassis gelang es, den Klub schuldenfrei zu bekommen, das Stadion ist gekauft und modernisiert. Percassi zahlte selbst 14 Millionen Euro für die Übernahme, 2022 verkaufte er 55 Prozent der Anteile für 350 Millionen an eine US-Investmentgruppe.

Mit Gian Piero Gasperini fand man 2016 auch den richtigen Trainer, in der kommenden Saison spielt der Klub seit 2017 zum siebten Mal im Europapokal. Auch der Förderung Gasparinis ist es zu verdanken, dass Bergamo immer wieder günstig eingekaufte Spieler teuer verkauft. Siehe Robin Gosens, Dejan Kulusevski oder Cristian Romero. 2022 kam etwa Rasmus Höjlund zwar für satte 20 Millionen Euro aus Graz, ging ein Jahr später aber für das Vierfache zu Manchester United.

Aktuell wird der Niederländer Teun Koopmeiners als Abgang für rund 60 Millionen gehandelt (Kaufpreis 14 Mio.), der Ex-Leipziger Ademola Lookman würde nach einer exzellenten Saison ebenfalls weit mehr als die gezahlten 15 Millionen einbringen. Derweil lieferte die Jugendschule mit Giorgio Scalvini und Matteo Ruggeri schon wieder Nachschub.

Atalanta hat an Bayer gute Erinnerungen

Offensive Stützen: Gianluca Scamacca und Charles De Ketelaere (re.).

Offensive Stützen: Gianluca Scamacca und Charles De Ketelaere (re.). IMAGO/Buzzi

Aufpassen sollte Leverkusen auch auf zwei Offensivakteure. Milan-Leihgabe Charles De Ketelaere wusste im Saisonverlauf zu gefallen, Torjäger Gianluca Scamacca traf in den jüngsten sieben Europa-League-Spielen sechsmal. Dass Atalanta im Pokalfinale gegen Juve kein Tor gelang, war sicherlich auch seiner Sperre geschuldet.

Wie man gegen Leverkusen in der Europa League gewinnen kann, weiß der bereits für die Königsklasse qualifizierte Tabellenfünfte der Serie A übrigens. In der Saison 2021/22 schalteten die Lombarden die Werkself im Achtelfinale mit zwei Siegen aus. Allerdings war das, und das wissen sie auch in Bergamo, noch ein ganz anderes Leverkusen. "Das Team und seine Erfolge sprechen für sich selbst", sagte Gasperini, der Begehrlichkeiten geweckt hat - unter anderem in Neapel. Ein Abschied nach der Saison ist nicht ausgeschlossen.

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