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"Besonders" und "emotional": Gündogan spielt erstmals gegen die Türkei

Tiefe Verbundenheit zum Heimatland seiner Eltern

"Besonders" und "emotional": Gündogan spielt erstmals gegen die Türkei

Steht vor einem ganz besonderen Länderspiel: Ilkay Gündogan.

Steht vor einem ganz besonderen Länderspiel: Ilkay Gündogan. picture alliance/dpa

Das Testspiel gegen die Türkei in Köln im Oktober 2020 hatte Ilkay Gündogan wegen Corona verpasst. Und so kommt es, dass der 33-Jährige am Samstag (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker) tatsächlich erstmals gegen die Türkei, das Heimatland seiner Eltern, spielen wird. "Wenn ich so darüber nachdenke, hat es jetzt ganz schön lange gedauert", sagte er der dpa. "Es wird ein sehr besonderes Spiel für mich - gar keine Frage."

Im ausverkauften Berliner Olympiastadion werden zehntausende Fans der Türkei erwartet, es werde "emotional", sagte der in Gelsenkirchen geborene Barça-Profi, der wie kein Spieler vor ihm beweist, dass sich das schwarz-weiße deutsche Nationaltrikot und die tiefe Verbundenheit zum Land der eigenen Eltern nicht ausschließen. Auch - oder insbesondere - weil seine DFB-Karriere nach dem 13. Mai 2018 anders hätte ausgehen können.

Vorschau

Im Gegensatz zu Mesut Özil hatte sich Gündogan nach dem Eklat-Foto mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan vor fünfeinhalb Jahren ausführlich erklärt, er ordnete den Auftritt ein. Kein Jahr später führte er die DFB-Auswahl erstmals als Kapitän an, damals noch aushilfsweise. Bundestrainer Julian Nagelsmann übernahm im September ohne jeden Zweifel die Entscheidung von Hansi Flick, den technisch starken Mittelfeldlenker dauerhaft zum Anführer zu bestimmen.

Anfeindungen deutscher Fans hatte Gündogan erleben müssen, auch lange nach dem Foto mit Erdogan. Wie die türkischen Anhänger am kalten Samstagabend im Olympiastadion auf Ballkontakte des deutschen Kapitäns reagieren, ist schwierig vorherzusehen. Gündogan ist im Heimatland seiner Eltern sozial stark engagiert. In "schwierigen Momenten" wie bei den Waldbränden 2021 oder dem Erdbeben dieses Jahr habe er "jeweils vor Ort mit Charity-Projekten unterstützt und ausgeholfen", sagte der Mittelfeldspieler.

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Gündogans tiefe Verbundenheit

"Ich versuche, jedes Jahr mindestens einmal in die Türkei zu reisen. Istanbul ist eine meiner absoluten Lieblingsstädte auf der Welt und ich liebe das türkische Essen", erzählte Gündogan weiter. "Meine Großeltern, Eltern und weitere Verwandte leben nach wie vor in der Türkei in Izmir, und ich habe natürlich auch viele Freunde dort." Im Atatürk-Stadion der riesigen türkischen Metropole hatte Gündogan im Juni Manchester City als Kapitän zum Triumph in der Champions League geführt. In der Arena jubelten etliche Familienmitglieder.

In politischen Fragen hielt sich Gündogan in diesen schwierigen Zeiten zurück. Er ist kein Fußball-Profi, der sich vorschnell, unüberlegt äußert. "Ich hoffe auf ein großartiges Fußballfest", sagte er. Auf eines, das er auch genießen kann.

Erdogan zu Gast bei Scholz

Am Freitag ist Erdogan zu Gast bei Bundeskanzler Olaf Scholz, der türkische Staatspräsident hatte zuletzt Israel im Gaza-Krieg "Staatsterror" vorgeworfen und auch die Legitimität des Landes infrage gestellt. Am Spieltag wollen tausende Kurden für die von der Türkei verbotene Arbeiterpartei PKK und gegen die Politik Erdogans demonstrieren. Dass ein Besuch des Türkei-Spiels nicht auf Erdogans Agenda steht, hat der DFB mit Erleichterung zur Kenntnis genommen. Der Konflikt könnte dennoch ins Stadion getragen werden.

cfl

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