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"Besondere Klub-Kultur": Berlin huldigt Union

Eiserne feiern Aufstiegsparty - Parensen verlängert

"Besondere Klub-Kultur": Berlin huldigt Union

Bootstour durch Berlin: Die Union-Spieler feiern den Aufstieg.

Bootstour durch Berlin: Die Union-Spieler feiern den Aufstieg. imago images

Schon bei der ersten Etappe des Feier-Marathons, dem Empfang im Roten Rathaus in Berlin-Mitte, musste der Regierende Bürgermeister Michael Müller einräumen, dass "es noch sie so ein Interesse gab". Müller würdigte Union als nicht alltäglichen Verein, "was viele Leute in der Stadt spüren, das ist die besondere Atmosphäre und die besondere Klub-Kultur Union Berlin". Der Regierende Bürgermeister äußerte den großen Wunsch an die Eisernen, dass sie sich ihre Identität auch als Erstligist bewahren mögen. Union-Präsident Dirk Zingler gab in dieser Hinsicht ein Versprechen ab. "Ich verspreche nicht, dass wir wie in der abgelaufenen Saison in der Hinrunde ungeschlagen bleiben werden. Aber ich kann versprechen, dass der 1.FC Union Berlin der 1. FC Union Berlin bleibt."

Emotionale Bootstour nach Köpenick

Was das an Rückdeckung und Hingabe seitens der Anhängerschaft bedeutet, erlebten Mannschaft und Offizielle bei der anschließenden Fahrt mit dem Partyschiff auf der Spree. Was sich von der Ablegestelle an der East Side Gallery in Berlin-Friedrichshain bis in den Südosten der Hauptstadt nach Köpenick abspielte, überwältigte Spieler und Verantwortliche gleichermaßen. Während der gut zweistündigen Fahrt wurde das Mannschafts-Schiff von etwa 50 Booten in allen Größen begleitet. Von jeder Brücke auf der etwa 15 Kilometer langen Tour grüßten Fans, die Ufer waren bisweilen dicht gesäumt mit Anhängern, die den Eisernen mit Sprechchören, Transparenten und Feuerwerken huldigten.

Als sich der Dampfer schließlich dem Köpenicker Hafen und der Anlegestelle unweit des Bezirks-Rathauses näherte, war es mit der Contenance mancher Union-Funktionäre endgültig vorbei. Sie wurden von ihren Gefühlen übermannt angesichts Tausender Anhänger, die den Kai und die Anlegestelle säumten und die den Aufsteiger frenetisch bejubelten. Für den anschließenden Weg vom Anleger in das etwa 100 Meter entfernte Rathaus Köpenick brauchte die eiserne Entourage 15 bis 20 Minuten, um durch die Fanmassen ins Innere des Gebäudes zu gelangen.

Als es dann geschafft war, zeigte sich das Team von Trainer Urs Fischer schließlich auf dem Rathaus-Balkon den Fans, die auf dem Vorplatz und in den angrenzenden Seitenstraßen der Köpenicker Altstadt ausgeharrt hatten. "Ihr seid jetzt schon Legenden", würdigte der Köpenicker Bezirks-Bürgermeister Oliver Igel die vom Feier-Marathon sichtlich gezeichneten, aber ausgelassen feiernden Spieler, die sich schließlich im offenen Bus vom Rathaus zum Stadion an der Alten Försterei aufmachten.

Von der Bühne aus: Parensens Vertragsverlängerung verkündet

Dort warteten mehr etwa 20 000 Fans, die in tosenden Jubel ausbrachen, als die Spieler von Medienchef und Stadionsprecher Christian Arbeit einzeln auf die Bühne gebeten wurden. "Den Grundstein haben andere gelegt", rief Mittelfeldakteur Manuel Schmiedebach der begeisterten Menge mit Blick auf die einstigen Union-Helden Torsten Mattuschka, Karim Beynamina und Ronny Nikol zu, die - ebenso wie Urs Fischers Co-Trainer Sebastian Bönig - vor zehn Jahren den Aufstieg in die 2. Liga vollzogen hatten. Das Trio war bereits auf dem Schiff dabei gewesen, und auch sie erlebten einen weiteren denkwürdigen Tag mit dem 1. FC Union.

Zu den Grundstein-Legern gehörte auch Michael Parensen, der im Januar 2009 nach Köpenick kam und seitdem zum Zweitliga-Rekordspieler der Eisernen aufstieg. Mit am lautesten wurde der Jubel, als der mittlerweile 32 Jahre alte Verteidiger auf die Bühne gebeten wurde und Medienchef Arbeit Parensens Vorstellung mit den Worten "ein Jahr mehr" begleitete. Heißt übersetzt: Der Routinier bleibt Union erhalten, er hat seinen auslaufenden Vertrag bis 2020 verlängert. Oliver Ruhnert schwor schließlich noch die Anhänger von der Bühne aus auf die erste Bundesliga-Saison ein. "Wenn wir das in der 1. Liga machen, was wir am vergangenen Montag hier gemacht haben", so der Geschäftsführer Profifußball mit Blick auf die ekstatische Stimmung beim entscheidenden Spiel, "dann werden sich viele hier schwer tun."

Andreas Hunzinger

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