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Benatelli im Gespräch: "In Deutschland hat man ausgewogenere Paarungen"

Ex-St.-Pauli-Profi nun in Kärnten

Benatelli im Gespräch: "In Deutschland hat man ausgewogenere Paarungen"

Rico Benatelli hat seinen Platz bei Austria Klagenfurt gefunden.

Rico Benatelli hat seinen Platz bei Austria Klagenfurt gefunden. GEPA pictures

Vor drei Spielen rutschte Rico Benatelli in die Startformation von Austria Klagenfurt und prompt feierten die Kärntner drei Siege in Folge. Nach dem verpatzten Frühjahrsstart schafften die Waidmannsdorfer durch die jüngsten Erfolge die Trendwende und befinden sich im Kampf um die restlichen Plätze für das obere Play-off nun in der Führungsposition. Der Benatelli-Effekt? "Ich denke mal eher nicht", lacht der 30-jährige Mittelfeldspieler im Gespräch mit dem kicker. "Ich freue mich natürlich, dass ich in den drei Spielen der Mannschaft mit guten Leistungen helfen konnte, aber um Spiele zu gewinnen, reicht nicht nur ein Spieler."

Bundesliga - 22. Spieltag

Der ehemalige Jugendprofi von Borussia Dortmund scheint bei den Kärntnern genau das Puzzlestück zu sein, welches man in den ersten Partien des Frühjahrs so schmerzlich vermisst hatte. Er strahlt Ruhe, Organisation und Sicherheit aus. Faktoren, die der Mannschaft sichtlich guttun. "Das ist schon wichtig für das eigene Spiel", so Benatelli. "Vor allem, wenn man auch aktiv ist, selbst den Ball hat und etwas kreieren möchte. Ich bin ein Spieler, der den Ball haben will, der für das Aufbauspiel zuständig ist und ich denke, dass ich das in den letzten Spielen gut umgesetzt habe."

Lob für die österreichische Liga

Für den 30-Jährigen ist es ein verspäteter Startschuss beim aktuellen Tabellenfünften, nachdem er in seinem ersten Halbjahr nicht über die Rolle des Ergänzungsspielers hinausgekommen war. Dabei war Benatelli mit einer ordentlichen Vita von 189 Spielen in der zweiten deutschen Bundesliga nach Österreich gekommen. "Ich hatte schon die eine oder andere knifflige Situation in meiner Karriere, daher war das nichts Neues. Es war dennoch keine leichte Situation und ich hätte mir auch mehr Einsätze erhofft. Da ist es aber trotzdem wichtig, immer dranzubleiben und auf seine Chancen zu warten, um sie dann zu nutzen", erklärt der Routinier.

Du hast einerseits die Topvereine mit Salzburg und Sturm Graz, die schon eine viel höhere Qualität als die Mannschaften, die unten stehen, haben. Da hat man in Deutschland ausgewogenere Paarungen.

Rico Benatelli

Denn mit der Liga an sich kann sich der Mittelfeldspieler gut anfreunden: "Es ist halt eine zweigeteilte Liga. Du hast einerseits die Topvereine mit Salzburg und Sturm Graz, die schon eine viel höhere Qualität als die Mannschaften, die unten stehen, haben. Da hat man in Deutschland ausgewogenere Paarungen. Das Niveau ist aber sehr hoch und es macht Spaß, hier Fußball zu spielen." Dass auch immer mehr Profis aus Deutschland nach Österreich wechseln, versteht Benatelli daher nur allzu gut: "Es ist eine attraktive Liga. Vor allem auch, weil man die Möglichkeit hat, schneller international zu spielen, wenn man eine gute Saison hinlegt. Zudem ist es auch ein guter Schauplatz für jüngere Spieler, sich hier zu zeigen und für höhere Aufgaben zu empfehlen. Die Liga ist schon gut."

Lediglich zweimal gehörte Benatelli in der Herbstrunde zur Startformation. Nun dürfte er seinen Platz gefunden haben, nachdem er im Rückspiel gegen den Wolfsberger AC (0:3) zur Halbzeit eingewechselt worden war und seitdem dreimal über 90 Minuten randurfte. "Ich bin froh, dass ich jetzt endlich zeigen kann, was in mir steckt", stellt Benatelli klar.

Benatelli hebt Mannschaftsleistung hervor

Ein klärendes Gespräch mit Coach Pacult zum Start der Frühjahrsvorbereitung half dabei. Der Cheftrainer der Kärntner war es auch, der trotz der kurzen Negativserie mit vier Pflichtspielniederlagen in Folge für die notwendige Ruhe sorgte: "Auf seine Art und Weise hat er versucht, eine Lockerheit reinzubringen mit dem einen oder anderen Scherz im Training und hat auch beim System sinnvolle Änderungen vorgenommen." Und musste dabei nicht einmal laut werden: "Nein. Wenn es schlechter läuft, ist er eher ruhiger. Wenn es besser läuft, dann wird er lauter (lacht)."

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Benatelli weiß, warum die Mannschaft in den letzten Runden viel gefestigter auftritt: "Alle helfen defensiv mit und auch unsere Offensivkräfte sind sich da nicht zu schade, um hinten beim Verteidigen mitanzupacken. Das hilft enorm. Zudem haben wir mit Phillip Menzel einen ausgezeichneten Torhüter, der uns immer wieder im Spiel hält. Der Mix macht es aus."

Vor allem der 2:1-Überraschungssieg gegen Sturm Graz verlieh den Klagenfurtern zum richtigen Zeitpunkt den notwendigen Push. "In solchen Spielen hat man als krasser Außenseiter nichts zu verlieren", sagt Benatelli. "Da konnten wir natürlich frei aufspielen und haben alles in die Waagschale geworfen. Wir haben ein echt gutes Spiel gezeigt, auch wenn wir natürlich das Glück auf unserer Seite hatten und uns über ein Unentschieden nicht beschweren hätten dürfen. Aber über so eine Mannschaftsleistung haben wir wieder in die Spur gefunden."

Respekt vor Lustenau

Damit hat man sich aus der Rolle des Jägers wieder zum Gejagten nach vorne katapultiert. Am letzten Spieltag im Duell gegen Austria Lustenau haben es die Klagenfurter nun selbst in der Hand, zum zweiten Mal in Folge an der Meistergruppe teilzunehmen. Für Benatelli war es auch entscheidend, dass sich die Mannschaft nicht mit Rechenspielen befasst hat: "Ich bin ganz klar der Meinung, dass man sich mehr von den Ergebnissen lösen und sich mehr auf sein eigenes Spiel konzentrieren sollte. Wenn man das alles umsetzt, was wir uns vornehmen, kommen die Punkte von ganz alleine. Das hat man in den letzten Partien gesehen", erklärt der 30-Jährige.

Es ist auf jeden Fall noch nicht erledigt und wir tun gut daran, uns konzentriert auf Lustenau vorzubereiten.

Rico Benatelli

Sollten die Kärntner auch den vierten Streich landen, hätten sie das Ziel Klassenerhalt wieder einmal vorzeitig erreicht. Doch mit verfrühten Spekulationen will man sich im Süden Österreichs nicht auseinandersetzen, denn Benatelli und Co. wissen um die Schwere der abschließenden Prüfung: "Wir sollten uns wenig Gedanken darüber machen, was passieren könnte, sondern sollten uns einfach nur darauf konzentrieren, dass wir ein gutes Spiel abliefern. Wenn das der Fall ist, werden wir auch in die Meistergruppe reinrutschen. Es ist auf jeden Fall noch nicht erledigt und wir tun gut daran, uns konzentriert auf Lustenau vorzubereiten. Das ist eine gute Mannschaft, die guten Fußball spielt und das wird auf jeden Fall keine leichte Aufgabe für uns."

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