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Balic im Interview: "Das ist wie ein Teufelskreis"

Von Linz nach Altach - und retour?

Balic im Interview: "Das ist wie ein Teufelskreis"

Im ersten Pflichtspiel mit Altach traf Husein Balic ausgerechnet auf den LASK.

Im ersten Pflichtspiel mit Altach traf Husein Balic ausgerechnet auf den LASK. GEPA pictures

Herr Balic, Ihr vorübergehender Wechsel nach Altach kam für viele überraschend. Warum haben Sie sich für diesen Schritt entschieden?

Ich hatte mehrere Optionen. Ich wollte wieder einmal Spielpraxis bekommen, weil es im Herbst in Linz diesbezüglich sehr mager ausgesehen hat. Das war auch ein, zwei Verletzungen geschuldet, aber ich bin einfach nicht in Tritt gekommen. Deswegen habe ich mich für den Schritt nach Altach entschieden. Zudem kenne ich die Liga. Im Endeffekt zählt im Fußball das Wochenende - und nicht die Trainingseinheiten. Ich will hier unbedingt wieder spielen. Nur so kann ich zeigen, was ich draufhabe.

Sie haben von mehreren Optionen gesprochen. Hätten Sie auch ins Ausland wechseln können?

Ja, da gab es auch Optionen. Aber ich hätte mich dann für ein halbes Jahr an eine andere Liga und an einen ganz anderen Ort gewöhnen müssen. Das hätte auch kontraproduktiv sein können. Deswegen habe ich mich für Altach entschieden. Ein großer Faktor war auch Miroslav Klose. Wir haben uns auf Anhieb super verstanden und ich habe sofort gewusst, was er von mir sehen will. Daher hatte ich schnell ein super Gefühl.

Klose ist bei Altach zweifellos der Star des Vereins. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit einem ehemaligen Weltmeister?

Es ist extrem einfach, mit ihm zusammenzuarbeiten. Er sagt klipp und klar, was er haben will und gibt vor allem mir als Stürmer irrsinnig viele Tipps. Das bezieht sich zum Beispiel auf meine Bewegungen und Laufwege. Außerdem ist er trotz seiner Erfolge sehr am Boden geblieben. Ich will nicht sagen, dass das überraschend war, weil ich das bereits in den ersten Gesprächen mit ihm so wahrgenommen habe, aber er ist einfach ein ganz normaler Kerl. Es macht sehr viel Spaß mit ihm.

Altach liegt aktuell auf Platz zehn, Klose will von der Mannschaft dennoch gepflegten Ballbesitzfußball sehen. In der vergangenen Saison stieg die Admira unter Andreas Herzog mit einer ähnlichen Herangehensweise ab. Haben Sie diese Befürchtung auch bei Altach?

Nein, davor habe ich überhaupt keine Angst. Der Kern in Altach besteht aus kämpferischen Typen. Wir haben eine gute Mischung. Natürlich ist es etwas anderes, mit Ballbesitzfußball gegen den Abstieg zu kämpfen. Aber man hat ja im Herbst gesehen, dass das funktionieren kann. Wir brauchen in der jetzigen Phase einfach ein Erfolgserlebnis. Denn mit Selbstvertrauen funktioniert der Ballbesitzfußball noch besser. Wir spielen zwar auch jetzt gut, sind vorne aber ab und zu nicht konsequent genug.

Natürlich ist die individuelle Qualität beim LASK extrem hoch - auch höher als hier in Altach.

Husein Balic

Trotz der 0:3-Niederlage bei Rapid zeigte sich Klose mit der Vorstellung der Mannschaft nicht unzufrieden. Was fehlt der Mannschaft aus Ihrer Sicht noch zum ersten Punktgewinn im Frühjahr?

Natürlich haben wir gegen Rapid eine gute Leistung gezeigt, aber das 0:1 war der Knackpunkt. Wir sind dann von unserem Spiel weggegangen und wollten auf Biegen und Brechen den Ausgleich erzielen. Wichtig wäre für uns, einmal nicht in Rückstand zu geraten. Solange es 0:0 steht, sind wir sehr gut unterwegs. Meistens bricht uns das erste Gegentor. Da verlieren wir das Selbstvertrauen, das wir für unseren Ballbesitzfußball brauchen. Deswegen wäre eine Führung für uns mit Sicherheit ein Schlüsselerlebnis. Das würde uns sehr weiterhelfen.

Bei Altach gab es im Winter einen relativ großen Umbruch, im ersten Pflichtspiel des Jahres standen fünf Neuzugänge in der Startelf. Welchen Eindruck haben Sie von der Mannschaft nach den ersten beiden Spielen verglichen mit jener beim LASK?

Natürlich ist die individuelle Qualität beim LASK extrem hoch - auch höher als hier in Altach. Das spielt aber nicht so eine große Rolle. Denn für den Spielstil, den der Trainer von uns sehen will, ist die Qualität bei uns hoch genug. Wir haben gestandene Bundesligaspieler, die das schon über mehrere Jahre gut machen. Sicher ist es für uns etwas schwierig, weil wir zuvor noch nicht zusammengespielt haben und wir vor dem ersten Spiel gegen den LASK nur eine gemeinsame Trainingswoche hatten. Es ist nicht so einfach, dass die Abläufe dann gleich stimmen. Man kennt die unterschiedlichen Spielstile und Laufwege der einzelnen Spieler noch nicht so gut. Das benötigt etwas Zeit. Wir haben es in den ersten beiden Spielen trotzdem gut gemacht. Das sieht man auch an unseren starken Ballbesitzphasen. Deswegen mache ich mir überhaupt keine Sorgen. Wir haben auf jeden Fall genügend Qualität.

Beim LASK standen Sie in den letzten sieben Bundesligaspielen vor der Winterpause nur einmal im Kader. Weshalb lief es für Sie im Herbst nicht mehr nach Wunsch?

Am meisten hatte das sicher mit meinen Verletzungen zu tun. Ich habe mir in der vergangenen Saison im Play-off gegen die WSG ja einen Muskelbündelriss zugezogen. Daher habe ich die Vorbereitung im Sommer verpasst. Das wirft einen natürlich zurück. Man kommt in keinen Rhythmus und absolviert nur wenig Spiele. Das ist wie ein Teufelskreis, aus dem man nicht mehr herauskommt. Im Endeffekt wurde mir dann auch die Trainingsintensität zu hoch, weil ich die Basis aus der Vorbereitung nicht hatte. Das hat mich immer wieder eingeholt. Zudem hat die Mannschaft super performt. Daher ist es noch schwieriger, da hineinzukommen. Und gerade als ich dann bei 100 Prozent war, habe ich mir einen Muskelfaserriss zugezogen. Somit habe ich wieder drei Wochen verpasst. Der Wechsel nach Altach war daher sicher die richtige Entscheidung, um wieder mehr Einsatzzeiten zu bekommen. So kann ich auch schneller wieder in meinen Rhythmus kommen. Was ich kann, habe ich beim LASK ja schon bewiesen - sei es international oder in der Liga.

Der LASK präsentiert seine neue Heimstätte

Sind Sie jetzt wieder voll fit?

Ja, auf jeden Fall. Ich habe die Vorbereitung beim LASK ohne Probleme mitgemacht und bin daher hundertprozentig fit.

Wenn wir etwas in die Vergangenheit blicken, wollte Didi Kühbauer Sie bereits während seiner Zeit bei Rapid verpflichten. Wie würden Sie das Verhältnis zu ihm beschrieben und warum gelang es Ihnen nicht, ihn beim LASK vollständig von sich zu überzeugen?

Das war eine klassische Spieler-Trainer-Beziehung. Also nichts Besonderes und ganz normal. Ich habe ihn ja bereits aus St. Pölten gekannt und daher gewusst, was auf mich zukommt. Ich kenne seine Philosophie und seinen Stil schon lange. Aber es ist natürlich schwer, jemanden von sich zu überzeugen, wenn man nicht ganz fit ist - vor allem bei meinem Spielstil. Ich spiele "Vollgas-Fußball" und benötige dafür hundertprozentige Fitness.

Der LASK absolvierte am Freitag sein erstes Pflichtspiel im neuen Stadion. Wie sehr schmerzt es, da nicht dabei gewesen zu sein?

Ich würde nicht sagen, dass das sonderlich wehtut. Natürlich war ich als LASK-Spieler immer mit dem neuen Stadion konfrontiert, weil das super und überragend ist. Es wäre schön gewesen, beim ersten Spiel dabei zu sein, aber ich sehe es dann eh im Sommer (lacht). Es ist also nicht so, dass ich nie die Möglichkeit bekommen werde, in diesem Stadion zu spielen. Wäre ich dauerhaft gegangen, wäre das natürlich schon schade gewesen, weil ich doch lange beim Verein war. Ich bin jetzt aber bei Altach und will hier meine Aufgabe so gut wie möglich erledigen. Ich möchte meinen Teil zu erfolgreichen Zeiten beitragen.

Ich habe mich in Linz immer sehr wohl gefühlt. Wenn nicht, hätte ich jetzt vielleicht sogar einen anderen Weg gewählt.

Husein Balic

Sie haben Ihre Rückkehr zum LASK im Sommer soeben angedeutet. Ihr Vertrag dort läuft bis 2024. Ist für Sie schon in diesem Jahr ein endgültiger Abschied vorstellbar?

Das habe ich gar nicht in meinem Kopf. Mein Fokus liegt derzeit auf Altach. Ich will hier meine Spielzeit bekommen und der Mannschaft so gut wie möglich weiterhelfen. Auf alles andere habe ich jetzt eh noch keinen Einfluss. Fix ist, dass ich im Sommer zum LASK zurückkehren werde. Was dort passieren wird, kann ich jetzt noch nicht beurteilen.

Hegen Sie grundsätzlich den Wunsch, beim LASK zu bleiben?

Ich habe mich in Linz immer sehr wohl gefühlt. Wenn nicht, hätte ich jetzt vielleicht sogar einen anderen Weg gewählt. Dass ich mich für eine Leihe ohne Kaufoption entschieden habe, sagt in diesem Fall schon alles (lacht).

Zurück zu Ihrer aktuellen Aufgabe: Am Sonntag trifft Altach zuhause auf die WSG Tirol. Worauf wird es aus Ihrer Sicht in diesem Spiel ankommen?

Wir müssen so auftreten wie in den vergangenen beiden Spielen. Wir haben genügend Chancen kreiert. Diese müssen wir am Sonntag einfach verwerten. Wir müssen konsequent sein und daran glauben, dass der Ball einmal ins Tor fällt. Dafür haben wir vorne genügend Qualität. Außerdem sollten wir die Null halten. Es ist - wie gesagt - sehr schwer, immer einem Rückstand hinterherzulaufen. Deswegen müssen wir hinten dichtmachen und alles in die Zweikämpfe reinhauen.

Interview: Nikolaus Fink