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Bald-Leipziger Sesko meldet sich mit historischem Hattrick zurück

Bei 4:2-Sieg über Rapid Wien

Bald-Leipziger Sesko meldet sich mit historischem Hattrick zurück

Benjamin Sesko wurde gegen Rapid zum Salzburger Matchwinner.

Benjamin Sesko wurde gegen Rapid zum Salzburger Matchwinner. FC Red Bull Salzburg via Getty Images

Es ist Benjamin Sesko kaum anzusehen, dass er gerade einen Hattrick erzielt hat, der RB Salzburg doch noch einen klaren 4:2-Sieg bei Rapid Wien beschert hat. Geduldig beantwortet der 19-Jährige in der Mixed Zone die Fragen der Journalisten. Seine Antworten sind zurückhaltend. "Ich versuche, immer mein Bestes zu geben." "Ich weiß, was ich tue." "Langsam wächst das Selbstvertrauen wieder."

Bundesliga - 20. Spieltag

Dem jungen Slowenen, der vor der Saison auserkoren war, endgültig in die Fußstapfen des vor drei Jahren abgewanderten Erling Haaland zu treten, ist anzumerken, dass die vergangenen Monate nicht die einfachsten für ihn waren. Seit im vergangenen August sein Wechsel nach Leipzig zum Saisonende verkündet wurde, sind Sesko-Tore Mangelware geworden.

Nach nur fünf Herbst-Toren ist er im vereinsinternen Stürmerranking zwischendurch auf Nummer fünf abgerutscht. Gegen Rapid kam er erst zur Pause für Noah Okafor ins Spiel. Ansprüche stellt er auch nach seinem Sieben-Minuten-Hattrick nicht. "Wenn ich das nächste Mal nur zehn Minuten spiele, werde ich trotzdem 200 Prozent geben."

Anders als Haaland

Erst als ihn der kicker an Haalands Hattrick-Usancen erinnert, kann Sesko endlich lachen. Nein, als seine neue Freundin, wie Haaland das in seinen Salzburger Tagen getan hat, würde er den Matchball, den er für seinen Hattrick mit nach Hause nehmen darf, nicht bezeichnen. "Aber er bedeutet mir schon sehr viel. Er ist jetzt in der Kabine und bekommt daheim einen speziellen Platz."

Die kicker-Elf des 20. Spieltags

Nach einem Vierer- und Dreierpack für Liefering wird er ihn an seinen ersten Hattrick für RB Salzburg erinnern. Noch dazu in sieben Minuten. Erling Haaland hat ihn nie schneller als in 38 Minuten geschafft. Selbst Rekordtorjäger Jonatan Soriano, der in der Bundesliga acht Multipacks fabrizierte, hatte einst für seinen schnellsten Dreierpack 15 Minuten gebraucht.

Schnellster Hattrick der Salzburger Geschichte

Auch kein anderer Salzburger hat je so schnell drei Tore in einem Bundesligaspiel erzielt. Der Brasilianer Alan, der später für China stürmte, erledigte im Dezember 2014 bei einem 4:2-Sieg gegen die Wiener Austria als erster RB-Profi den Hattrick in acht Minuten. Am Ostersonntag 2021 tat es ihm Patson Daka gleich. Der heutige Leicester-Stürmer hatte seine drei Tore beim 3:0-Sieg gegen Sturm Graz schon nach elf Spielminuten im Kasten.

So früh im Spiel hatte das nicht einmal Hans Krankl geschafft, der seit mehr als 45 Jahren den Bundesliga-Rekord für den schnellsten Hattrick inne hat. Beim 11:1-Rekordsieg Rapids gegen den GAK schoss der spätere "Goleador" drei seiner sieben Tore in den Minuten 58, 59 und 61. Als er vor wenigen Wochen bei seiner 70er-Feier von Rapid-Gratulant Andy Marek daran erinnert wurde, schlug er ungläubig die Hand vor die Augen und schüttelte den Kopf, als wollte er sagen: "Bist du deppert, was ich als junger Bua alles aufgeführt habe."

Union-Kapitän Trimmel gelang ein noch schnellerer Hattrick

Nur ein weiterer Spieler schob sich in der Bundesliga-Geschichte noch zwischen den Drei-Minuten-Hattrick von Krankl und das Sieben-Minuten-Kunststück von Sesko. Einer, dem man es heute kaum noch zutrauen würde: der Kapitän des 1. FC Union Berlin, Christopher Trimmel. Der Rechtsverteidiger war am 2. August 2009 noch grün-weiße Stürmerhoffnung, als er zur Pause des Spieles gegen Austria Kärnten beim Stand von 0:1 eingewechselt wurde und in einem Sechs-Minuten-Furioso (85., 87. und 91.) der damaligen Pacult-Truppe noch einen 5:1-Sieg herausschoss.

Dass aus Sesko in Leipzig ein Außenverteidiger wird, ist nicht anzunehmen. Schon eher, dass er beim obligaten "Tankstellen-Halt" der Salzburger auf der Heimfahrt diesmal er zur Kasse gebeten wurde. Aber auch dagegen hätte der 19-Jährige nichts einzuwenden gehabt. "Die ganze Mannschaft hat es sich verdient."

Horst Hötsch