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Ausnahmeregelung: Die Stuttgarter Kickers dürfen wieder trainieren

Verband hat Chancengleichheit im Blick

Ausnahmeregelung: Die Stuttgarter Kickers dürfen wieder trainieren

Die Kickers dürfen in ihrem ADM-Sportpark wieder trainieren - eine Ausnahmeregelung macht es möglich.

Die Kickers dürfen in ihrem ADM-Sportpark wieder trainieren - eine Ausnahmeregelung macht es möglich. imago images / Sportfoto Rudel

Training im November - das ist eigentlich nur dem Profifußball vorbehalten. Gefühlt sind die geschichtsträchtigen Stuttgarter Kickers dort nach wie vor zu verorten, de facto heißt die blau-weiße Realität aber Oberliga Baden-Württemberg - Liga fünf. Dennoch: "Wir haben von der Stadt Stuttgart eine Ausnahmeregelung erhalten, dass die 1. Mannschaft, genauso wie unsere U 19 und U 17 ab heute wieder mit dem Training beginnen dürfen", verkündete der aktuelle Tabellenzweite am Dienstagvormittag via Facebook. Während die A-Jugend ebenfalls in der Oberliga eingruppiert ist, kickt die B-Jugend in der Bundesliga. "Es tut gut, dass der Ball im ADM-Sportpark wieder eingeschränkt rollen darf", heißt es weiter. Die geltenden Hygiene-Vorschriften werde man dabei natürlich einhalten.

Aber wie kommt es zu dieser Ausnahme? Nachgefragt beim sportlichen Leiter der Kickers, Lutz Siebrecht: "Wir befinden uns natürlich an der Schnittstelle zwischen Profi- und Amateurbereich. Und aufgrund unserer Strukturen und des ja schon zuvor mit der Stadt ausgearbeiteten Hygienekonzepts wurde es uns nun erlaubt", so Siebrecht, der auch darauf verweist, dass die Kickers ein vom DFB lizenziertes Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) unterhalten.

Im Herrenbereich können sich die Kickers nun auf den Dezember vorbereiten, in dem gegen den Freiburger FC und den SV Oberachern aktuell noch zwei Oberliga-Partien angesetzt sind. Keine Profimannschaften also, sondern Teams, die - und das ist in Sachen Chancengleicheit durchaus heikel - mit Trainingseinheiten wohl bis Dezember warten werden müssen. Ligakonkurrent 1. CfR Pforzheim zumindest hat in einem Statement bereits reagiert. Man werde nun umgehend auf die Stadt Pforzheim zugehen und ebenfalls eine Sondergenehmigung beantragen, heißt es da.

Verband verspricht "angemessene Vorbereitungszeit"

Auch der Württembergische Fußballverband beschäftigt sich mit dem Thema. Es sei Sache der örtlichen Behörden, darüber zu entscheiden, ob eine Mannschaft dem Profisport zugerechnet werde oder nicht, und "in der Oberliga Baden-Württemberg können die örtlich zuständigen Behörden tatsächlich zu unterschiedlichen Ergebnissen für die jeweiligen Oberligisten kommen, worauf wir keinen Einfluss haben. Wir haben auch keine verbandsrechtliche Möglichkeit ein Trainingsverbot auszusprechen", so Verbands-Pressesprecher Heiner Baumeister auf kicker-Nachfrage. "Mit Blick auf einen fairen Wettbewerb werden wir aber darauf achten, die nächsten Spiele der Oberliga Baden-Württemberg so anzusetzen, dass allen Mannschaften eine unter den gegebenen Umständen angemessene Vorbereitungszeit bleibt." Und auch Siebrecht ist sich sicher, dass der Verband die Chancengleichheit im Blick hat. Man hätte "aktuell vielleicht einen kleinen Vorteil, aber letztlich ist es doch noch gar nicht ersichtlich, ob wir überhaupt bald spielen können."

Stolze 42 Spieltage stehen in der Oberliga Baden-Württemberg in der Saison 2020/21 auf dem Programmzettel. Wie es im Winter weitergeht, wird aktuell unter den Vereinen diskutiert. "Das Beste wäre, dass man möglichst ohne Winterpause weiterspielt", so Kickers-Trainer Ramon Gehrmann unlängst in der Stuttgarter Zeitung: "Warum zwei Monate verschenken? Wenn man spielen kann, sollte man spielen." Auch Siebrecht steht hinter der Idee, die auch bei einer Videokonferenz zwischen Vereinen und Verband zur Sprache gebracht wurde. Er spricht von "positiven Signalen". Mehrere Vereine - "rund 13, 14" - könnten sich das vorstellen. Aber auch andere Modelle - wie Play-Offs - stünden im Raum, wenn die Saison nicht regulär mit Hin- und Rückspiel beendet werden könne.

Jan Mauer