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US-Masters im Augusta National Golf Club: Gefärbtes Gras, Overalls und Sauerbraten

Kuriositäten des wohl prestigeträchtigsten Master-Turniers

Augusta: Gefärbtes Gras, Overalls und Sauerbraten

Ort vieler Kuriositäten und Einzigartigkeiten: Der Augusta National Golf Club.

Ort vieler Kuriositäten und Einzigartigkeiten: Der Augusta National Golf Club. Getty Images

Für eine Handvoll Auserwählter ertönt der Startschuss für das Major bereits am Dienstagabend vor Turnierbeginn. Am traditionellen "Masters Club", dem Champions Dinner, nehmen die ehemaligen Sieger des Turniers teil und bekommen die Leibspeise des amtierenden Champions vorgesetzt. In diesem Jahr gebührt diese Ehre Patrick Reid, der sich 2018 mit insgesamt 273 Schlägen knapp vor Landsmann Ricky Fowler durchsetzte und sich damit einen Lebenstraum erfüllte.

Nicht nur, dass der 28-Jährige bereits als Kind davon geträumt hatte, den finalen Putt zu setzen, "um das Grüne Jackett zu gewinnen - diesen Putt zum Masters-Sieg". Sein Menü für das Champions Dinner, Rib-Eye-Steak, Makkaroni mit Käse, Mais und Spinat, hatte er bereits als Heranwachsender im Alter von 13 Jahren kreiert.

Rib-Eye, Sushi und auch Schwarzwälder Kirsch

Während in diesem Jahr also Reids Menü kredenzt wird, standen in der Vergangenheit beispielsweise Cheeseburger mit Milchshakes, Sushi, Haggis, Trockenfleisch oder Meeresfrüchte auf der Speisekarte. Bernhard Langer, der das Turnier 1985 und 1993 gewann, entschied sich für die klassisch deutsche Variante und tischte Sauerbraten oder auch Schwarzwälder Kirschtorte auf.

Augusta National Golf Club

Landschaftlich an Perfektion grenzend: Der Augusta National Golf Club. Getty Images

Doch nicht nur im kulinarischen Bereich ist das Turnier in Augusta etwas Besonderes, gar Einzigartiges und Extravagantes: Der 7435 Yards lange Platz, dessen Bahnen nach in Georgia einheimischen Pflanzen benannt sind, erscheint Jahr für Jahr wie aus dem Ei gepellt, die Farben strahlen in einer solchen Klarheit, dass es fast schon surreal erscheint - und auch ist: Saftiges Grün auf den Fairways und Greens, umsäumt von Pinienbäumen, üppigen Magnolien, farbenprächtigen Rhododendren und reinweißem Sand in den Bunkern. Zu schön um wahr zu sein? Zumindest in Teilen: Das Gras wird grün gefärbt, das Wasser blau. Die Greenkeeper haben alle Hände voll zu tun - der Perfektionismus in Augusta reicht sogar hin bis zu Rasenheizungen für die Grüns und UV-Lampen, die schattige Teile des Platzes beleuchten.

Tickets für das Major in Augusta? Nahezu unmöglich

Wer überhaupt in den Genuss kommen will, das erste Major des Jahres auf dem wohl bestgepflegten Golfplatz der Welt als Zuschauer (in Augusta "Patron" genannt) vor Ort zu erleben, braucht entweder Glück - und/oder ein prall gefülltes Konto. Die Master-Tickets gehören mit zu den exklusivsten Eintrittskarten aller Sportevents und kosten teilweise Tausende von Dollar. 2012 verkündete der Augusta National Golf Club, dass ein kleiner Teil des (nicht offiziell bezifferten) Ticket-Kontingents über eine Auslosung veräußert werde. Dies stellte eine fast schon revolutionäre Neuerung dar, denn der Klub setzte und setzt sehr auf Traditionen: Eintrittskarten besaß man entweder seit Jahren, bekam das Recht auf Tickets vererbt oder stand auf einer Warteliste, die aber auf Jahrzehnte überfüllt und dementsprechend vorübergehend auch geschlossen war.

Smartphones und Rennen sind streng verboten

Erhält man eines dieser begehrten Tickets, hat man sich an strenge Verhaltensregeln zu halten. Das Verhalten der "Patrons" ist perfekt inszeniert und bedarf einer fehlerfreien Etikette. So ist das Rennen auf dem Gelände beispielsweise verpönt und kann wie das Nutzen von Smartphones oder elektrischen Geräten gut und gerne mit einem Platzverweis geahndet werden.

Caddies im weißen Overall

Tradition auf dem Platz: Die Caddies tragen weiße Overalls und grüne Mützen. Getty Images

Apropos Traditionen: Eine untrennbar mit Augusta National verbundene Tradition ist die des weißen Overalls. Alle Caddies sind mit diesem Kleidungsstück samt grüner Mütze ausgestattet. Dies geht zurück auf die Zeit vor 1970, als es den Spielern untersagt war, eigene Caddies mit auf den Platz zu bringen. Stattdessen wurden diese vom Golfklub gestellt und stammten in früheren Zeiten vor allem aus der armen und dunkelhäutigen Bevölkerung der Umgebung. Während der 1970er Jahre starb diese Regelung peu à peu aus - in Augusta durften die Profis dann erstmals bei den US Masters 1983 auf ihre eigenen Caddies zurückgreifen. Allerdings setzte das zuständige Komitee durch, dass auch die externen Caddies weiterhin die für den Klub nun so signifikante Uniform tragen - bis heute.

Phil Mickelson und Tiger Woods

Jackett-Übergabe anno 2005: Phil Mickelson (li.), Champion von 2004 überreicht Nachfolger Tiger Woods das begehrte Kleidungsstück. Getty Images

Grünes Jackett als Ziel aller Arbeit

Der weiße Overall ist nicht das einzige für den Augusta National Golf Club typische Kleidungsstück. Mindestens genauso bekannt - wenn nicht gar noch berühmter - ist das grüne Jackett. Ursprünglich diente es den Mitgliedern des Klubs als Erkennungszeichen und Statussymbol zugleich, ab 1949 wurde diese Jacke dann auch an den Masters-Sieger verliehen. Bei der Siegerehrung wird das Jackett vom Vorjahresgewinner an den Champion überreicht und im Anschluss an die Feierlichkeiten in den Katakomben des Klubs verwahrt, während der Sieger eine Replik erhält.

Titelgewinn bringt lebenslange Mitgliedschaft und Startrecht

Wer sich in diesem Jahr das grüne Jackett, das zudem gleichbedeutend mit einer lebenslangen Mitgliedschaft im Klub sowie Startrecht beim Turnier ist, überstreifen darf, bleibt abzuwarten. Vier Turniertage lang messen sich die besten Spieler der Welt - alle mit dem Ziel, am Ende ganz vorne zu stehen. Ob sich nun einer der üblichen Verdächtigen oder gar ein Underdog durchsetzen wird, wird das Wochenende zeigen. Spannung ist bei der Menge an Weltklassespielern, kuriosen Gegebenheiten und Eigenheiten des Augusta National Golf Clubs auf jeden Fall garantiert.

Alexander Kögler