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Asiens Maradona

Iran: Star der Mannschaft freut sich auf das Duell gegen die Klinsmann-Elf

Asiens Maradona

Oft auch von zwei Gegenspielern nicht zu bremsen: Irans Superstar Ali Karimi, hier gegen Jordanien.

Oft auch von zwei Gegenspielern nicht zu bremsen: Irans Superstar Ali Karimi, hier gegen Jordanien. Kicker

Fußball im Iran? Wer kennt schon Saipa aus Karaj? Wer hat schon mal von Bargh Shiraz oder gar Saba Batry in Teheran gehört? Nun, das sind drei Mannschaften des Oberhauses im iranischen Fußball; insgesamt gehören der ersten Liga 16 Klubs an, fünf davon sind in der Hauptstadt Teheran beheimatet. Pirouzi (ehemals Persepolis), Esteglal und der Pas-Klub sind die bekanntesten.

Fußballer aus dem Iran sind in Deutschland schon eher geläufig. Immerhin sieben iranische Spieler gaben in der Bundesliga ihre Visitenkarte ab (siehe Infofläche). Mit der Verpflichtung von Ali Daei und Karim Bagheri betrat Arminia Bielefeld 1997 Neuland, holte die ersten persischen Profis in die Liga. Im gleichen Jahr gönnte sich der 1. FC Köln den Flügelflitzer Khodadad Azizi. Diese drei waren dann auch ein Jahr später in Montpellier dabei, als es während der WM-Vorrunde zum bisher einzigen Länderspiel zwischen Deutschland und dem Iran (2:0) kam.

Mittlerweile sind sechs Jahre vergangen und am Samstag kommt es im Teheraner Azadi-Stadion zum erneuten Aufeinandertreffen. Für den Iran ein ganz besonderes Spiel. Eine Prestige-Angelegenheit. Erstmals nach der "Revolution" vor 25 Jahren taucht mit Deutschland wieder eine der führenden Nationen aus der westlichen Welt auf, immerhin amtierender Vize-Weltmeister. "Das wird ein sehr wichtiges Spiel, für die Fans ist es das größte Fußball-Event seit über 30 Jahren", weiß Irans kroatischer Trainer Branco Ivankovic (50). Für den ehemaligen Zweitliga-Coach von Hannover 96 (1999/2000), der ursprünglich als Co-Trainer seines Landsmanns Miroslav Blazevic in den Iran kam, ist das Spiel eher ein zweischneidiges Schwert: "Meine Spieler sind gegen Deutschland natürlich sehr motiviert, aber ich muss sie ein wenig bremsen, weil vier Tage später ein entscheidendes WM-Qualifikationsspiel in Dohar gegen Katar ansteht."

Einer, den er vielleicht besonders "bremsen" muss, ist Ali Karimi, der Star des iranischen Fußballs schlechthin. Er gilt als der "Maradona Asiens" - und das nicht zu Unrecht. Der 26-jährige Offensivspieler, der 2001 von Pirouzi in Teheran zu Al-Ahli nach Dubai wechselte, ist beidfüßig stark, technisch extrem beschlagen, schnell und kopfballstark. Ein Typ, der aufgrund seiner Wendigkeit alles schwindelig spielt, was sich ihm in den Weg stellt, der mittlerweile sogar ausgesprochen torgefährlich geworden ist. So war er zuletzt bei der Asien-Meisterschaft in China mit fünf Treffern der erfolgreichste Spieler, und auch in den Emiraten trifft Karimi regelmäßig.

"Für mich ist es ein Wunder, dass der noch nicht in Europa spielt", staunt Reiner Hollmann (55), deutscher Trainer von Al- Wahda, der die Szenerie in den Vereinigten Arabischen Emiraten seit Jahren kennt. "Ali Karimi kann einfach alles, ist im Strafraum supergefährlich und kaum ausrechenbar. Er hat den Blick für den besser postierten Mitspieler oder schließt selber eiskalt ab. Solche Spielertypen wachsen nicht auf den Bäumen. Ich wollte, ich hätte ihn in meiner Mannschaft", schwärmt Hollmann in höchsten Tönen vom Star der Iraner.

Doch längst sind auch die europäischen Topklubs auf dieses Juwel aufmerksam geworden. Und nach dieser Saison wird's für eventuelle Käufer interessant. 2005 läuft der Vertrag Karimis bei Al-Ahli aus. Vor zwei Jahren lockte Atletico Madrid, doch Al-Ahli lehnte den Verkauf ab. Mittlerweile stehen andere Kaliber vor der Tür des iranischen Superstars: Real Madrid soll ebenso ein Auge auf den Dribbelkünstler geworfen haben wie Olympique Marseille. Selbst bei Bayern München soll der Hobby-Golfer im Gespräch sein.

Kein Wunder, dass sich Ali Karimi auf das Deutschland-Spiel freut. "So ein Gegner ist eine besondere Herausforderung", gesteht der Mann, der selbst in schweren Spielen keinem Kabinettstückchen abgeneigt ist ("da will man beweisen, was man draufhat"). Nach dem Spiel weiß dann wohl auch das deutsche Publikum mehr über Irans Fußball und über Ali Karimi.

Mohammad Soroush/ Hardy Hasselbruch