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Arweiler im Interview: "Ich bin ein Spieler, der in der Startelf stehen sollte"

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Arweiler im Interview: "Ich bin ein Spieler, der in der Startelf stehen sollte"

Jonas Arweiler stürmt seit Sommer für Austria Klagenfurt.

Jonas Arweiler stürmt seit Sommer für Austria Klagenfurt. GEPA pictures

Herr Arweiler, die WM befindet sich aktuell in der entscheidenden Phase. Wie blicken Sie als Spieler auf das Turnier?

Ich muss ehrlich sagen, dass ich relativ wenig geschaut habe, weil mein Interesse diesmal nicht so groß war. Wieso, kann ich nicht so genau sagen. Ich hatte einfach andere Dinge zu tun, die mir wichtiger waren.

Die deutsche Nationalmannschaft schied bereits in der Vorrunde aus. Was waren aus Ihrer Sicht die Gründe dafür?

Ich hatte das Gefühl, dass der Fokus extrem auf der Politik war. Man hat sich mehr darauf konzentriert als auf Fußball. Das war bei den Spielern wahrscheinlich auch in den Köpfen drin. Zumindest konnte man das ja lesen. Auf der anderen Seite hatte ich auch nicht das Gefühl, dass sich seit der WM in Russland im deutschen Fußball etwas grundlegend verändert hat. Es ist aber nicht meine Aufgabe, das zu beurteilen. Dafür bin ich zu weit weg. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass es ähnlich wie in Russland laufen könnte. Es ist schade, dass es so gekommen ist.

Sie haben 2016 und 2017 insgesamt sieben Spiele für die U-20-Nationalmannschaft absolviert. War zu diesem Zeitpunkt schon absehbar, dass eine schwierige Zeit auf den deutschen Fußball zukommen würde?

Nein. Aber wenn man sich unseren Kader anschaut, hat keiner den Sprung in die A-Nationalmannschaft geschafft.

Ich hatte schon die realistische Einschätzung, dass ich es bei Dortmund nicht schaffen werde.

Jonas Arweiler

Sie haben in Ihrer Jugend für Borussia Dortmund gespielt. Wie sehen Ihre Erinnerungen an diese Zeit aus?

Sowohl extrem positiv als auch negativ. Ich hatte dort eine sehr schöne Zeit, die fünf Jahre haben mich sehr geprägt. Zum Schluss wurde es schwieriger, weil mich eine schwere Erkrankung aus der Bahn geworfen hat. Großteils habe ich aber sehr gute Erinnerungen an die Zeit in Dortmund.

Wie schwer war es zu verdauen, dass Sie den Durchbruch bei Dortmund nicht geschafft haben?

Man muss schon realistisch bleiben. Es war extrem schwierig, den Sprung zur Kampfmannschaft zu schaffen. Das haben nur die absoluten Toptalente geschafft. Zu denen habe ich damals nicht gehört - wie fast jeder. Ich hatte also schon die realistische Einschätzung, dass ich es bei Dortmund nicht schaffen werde. Das war aber auch nicht schlimm. Mir war klar, dass ich einen anderen Weg gehen muss. Das habe ich dann ja auch gemacht. Und es hat funktioniert!

Zwischenzeitlich waren Sie für Den Haag, Utrecht und Almere City in den Niederlanden tätig. Inwieweit erlangten Sie dort einen neuen Blick auf den Fußball?

Man bekommt dort mehr Freiheiten und es wird auch viel im technischen Bereich gearbeitet. Das hat mich schon sehr geprägt. Ich konnte in Holland freier aufspielen als noch in Deutschland. Dort wird man mehr gezwungen, ein bestimmtes Schema abzuspulen. In den Niederlanden konnte ich mehr das machen, was ich wollte. Natürlich mit einer Idee auf der jeweiligen Position, aber trotzdem mit einer gewissen Freiheit.

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Nun spielen Sie bei Austria Klagenfurt. Wie bilanzieren Sie Ihr erstes Halbjahr?

Rein auf meine Leistung bezogen bin ich sehr zufrieden. Ich kann aber natürlich nicht damit zufrieden sein, dass ich hauptsächlich auf der Bank Platz genommen habe. Ich habe gewusst, dass das passieren kann, weil ich erst spät in der Vorbereitung gekommen bin. Ich bin davon überzeugt, dass ich mir schon längst einen Startelfplatz verdient hätte. Ich konnte während der Saison aber nicht so viel dazu sagen, weil es einfach sehr gut gelaufen ist. Wir sind im Rennen um das obere Play-off dabei und es ist dann natürlich schwer zu sagen, dass ich in der Startelf stehen muss. Meiner Meinung nach bin ich aber ein Spieler, der in der Startelf stehen sollte. Ich bleibe jedenfalls dran und gebe weiter Gas. Ich bin mir sicher, dass im nächsten Jahr der Punkt kommen wird, wo ich von Anfang an gebraucht werde. Ich arbeite hart dafür, dass ich der Mannschaft dann helfen kann.

Klagenfurt absolvierte in der Bundesliga bislang 16 Spiele, Sie wurden 16-mal eingewechselt. Was sagen Sie zu dieser Statistik?

Ich hätte mir viel mehr Spielzeit gewünscht und bin sicher, dass ich mir diese auch verdient hatte. Wenn ich von Anfang an spielen würde, könnte ich der Mannschaft noch mehr bringen. Davon bin ich überzeugt. Ich habe nach meinen Einwechslungen immer wieder gezeigt, dass ich das Spiel verändern kann. Aber ein Trainer wechselt niemals die Mannschaft, wenn es gut läuft. Das habe ich akzeptiert. Das muss ich auch. Wenn es nicht läuft, muss ich dem Trainer signalisieren, dass ich die beste Option bin. Ich würde nicht sagen, dass ich das vergangene halbe Jahr enttäuscht war, aber voll zufrieden war ich natürlich auch nicht immer. Trotzdem steht die Mannschaft immer an erster Stelle.

Als Mittelstürmer ist Markus Pink gesetzt. Was zeichnet ihn aus und was macht es so schwer, an ihm vorbeizukommen?

Ihn zeichnet sein Torriecher aus. Im Sechzehner ist er eine brutale Waffe, weil er dort die Chancen, die er bekommt, alle nutzt. Er ist vor dem Tor sehr effizient und kaltschnäuzig. Das hat unsere Mannschaft dorthin gebracht, wo sie jetzt steht. Weil er so viele Tore macht, ist es auch schwer, an ihm vorbeizukommen (lacht). Man hätte natürlich über eine Systemumstellung nachdenken können. Vielleicht macht der Trainer das in Zukunft auch noch. Ich weiß, dass ich mit Markus gut harmoniere und wir voneinander profitieren könnten. Ich kann auch auf anderen Positionen spielen, weil ich variabel einsetzbar bin. Das ist auch eine Qualität von mir.

Ich denke schon, dass es realistisch ist, die Meistergruppe zu erreichen.

Jonas Arweiler

Sie wurden bereits neben Pink eingesetzt. Wie gefällt Ihnen diese Rolle?

Auch sehr gut. Ich will spielen und für die Mannschaft wichtig sein. Mir ist relativ egal, auf welcher Position das ist. Wenn ich mit Markus zusammenspiele - sei es neben oder hinter ihm - ist das super interessant, weil ich ein etwas anderer Spielertyp bin als er. Ich kann finale Pässe spielen und agiere im Gegensatz zu Markus nicht nur im Sechszehner. Das ist seine große Qualität und damit hilft er uns auch. Ich bin eher derjenige, der ein bisschen mitspielt und deswegen habe ich auch gesagt, dass wir voneinander profitieren könnten. Ich könnte ihn mit Pässen oder Flanken bedienen. Darüber, dass wir mit unserer Größe von rund 1,90 Metern im Sechzehner Waffen sind, müssen wir natürlich nicht reden. Wir können bei Flanken enorm gefährlich sein.

Klagenfurt liegt aktuell auf Platz sechs und könnte erneut in die Meistergruppe einziehen. Ein realistisches Ziel?

Das Ziel ist der Nicht-Abstieg. Trotzdem wollen wir dort bleiben, wo wir jetzt sind. Ich denke schon, dass es realistisch ist, die Meistergruppe zu erreichen. Wir haben gegen direkte Konkurrenten wie Rapid Wien auch schon gewonnen. Es wird sich zeigen, wie wir in unsere letzten sechs Spiele starten werden. Schon die ersten zwei Partien gegen Austria Wien und den WAC werden mitentscheidend sein. Wir können jedenfalls mit viel Selbstvertrauen in diese Spiele gehen, weil wir bislang extrem gut performt haben und auch gegen vermeintlich bessere Mannschaften gewinnen konnten.

Sie haben in Klagenfurt noch bis 2024 Vertrag. Welche Pläne verfolgen Sie in Ihrer Karriere noch?

Ich habe immer noch das Potential, weiterzukommen. Ich bin auch jung genug, um mich noch weiterzuentwickeln. Ich denke, dass ich bei Klagenfurt dafür die richtige Chance bekomme. Ich fühle mich hier extrem wohl und habe vollstes Vertrauen in die Mannschaft und mich. Ich bin davon überzeugt, dass ich von hieraus den nächsten Schritt machen kann. Und dann schauen wir, wo die Reise hingeht. Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Ich bin für alles offen. Dementsprechend blicke ich positiv in die Zukunft.

Um den Kreis zu schließen: Wer wird Weltmeister?

Ich tippe auf Frankreich.

Interview: Nikolaus Fink

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