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Antoine Griezmann: Wohin mit Barcelonas Sorgenkind?

Franzose droht im Clasico gegen Real Madrid die Bank

Antoine Griezmann: Wohin mit Barcelonas Sorgenkind?

Zwei Gesichter, zwei Positionen: Für Frankreich jubelt Antoine Griezmann im Zentrum, bei Barça enttäuscht er meist auf dem Flügel.

Zwei Gesichter, zwei Positionen: Für Frankreich jubelt Antoine Griezmann im Zentrum, bei Barça enttäuscht er meist auf dem Flügel. imago images

Welche Spieler er denn für Real Madrid und den FC Barcelona verpflichten würde, das wurde Guti während einer Veranstaltung der La-Liga-Botschafter gefragt. Für die Königlichen, seinen Herzensklub (387 Spiele), würde er sich Neymar und Kylian Mbappé wünschen. Und für Barça? "Da würde ich niemanden holen", sagte er schelmisch. "Damit Antoine Griezmann auch wirklich bleibt."

In der Tat ist dieser Antoine Griezmann mehr Problem als Lösung für Barcelona. Ein Vollblutstürmer, der bisher überall eingeschlagen hat, egal ob bei Real Sociedad, Atletico Madrid oder in der französischen Nationalmannschaft, für die er unlängst beim 2:1 gegen Kroatien die Kugel derart ins Tor hämmerte, dass das Netz noch Sekunden später erzitterte. Für den Barcelona 120 Millionen Euro ausgegeben hat und der sich mit 29 Jahren im besten Fußballalter befindet.

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Gegen Getafe klappt's auch als Mittelstürmer nicht

Doch bei den Katalanen, da kommt Griezmann einfach nicht in Tritt. Lief die Auftaktsaison schon schlecht, läuft die aktuelle sogar richtig miserabel. Keine einzige Torbeteiligung hat Griezmann in vier Ligaspielen zu verbuchen. Negativer Höhepunkt war die Riesenchance beim FC Getafe, der Franzose schoss völlig frei vor dem Tor einen guten halben Meter drüber. Barça verlor mit 0:1.

Dabei hatte Griezmann endlich mal dort gespielt, wo er sich ja am wohlsten fühlt: im Sturmzentrum, nicht auf dem rechten Flügel. In der vergangenen Saison war die Position entweder durch Luis Suarez oder Lionel Messi besetzt. Suarez wechselte zu Atletico Madrid - doch Ronald Koeman setzte zu Saisonbeginn auf Messi in vorderster Position. Der Versuch eines Rollentauschs gegen Getafe ging nach hinten los.

Wenger sieht das Problem auch bei Messi

Oder braucht Griezmann schlicht mehr Spielpraxis an vorderster Front? Diese Meinung vertritt zumindest Arsene Wenger. "Langfristig nicht in seiner Position zu spielen ist schwierig", sagte Griezmanns Landsmann bei BeIn Sports. "Zuerst akzeptiert der Junge es, aber wenn seine langfristigen Bedürfnisse nicht erfüllt werden und er den Eindruck hat, dass seine Position es ihm nicht erlaubt, seine besten Qualitäten auszudrücken, wird er entmutigt." Griezmann sei ein Spieler, "der in der Mitte spielen muss, weil er große Aktivität, Präzision in seinen Handlungen hat, im letzten Pass gefährlich sein kann und Tore schießt". Es gäbe aber im Zentrum eine "Überlastung", denn: "Es ist auch das Gebiet, durch das sich Leo Messi bewegt."

Griezmann mehr Freiheiten geben und Messi einschränken - ob das Ronald Koeman wirklich in Erwägung ziehen wird? Der Niederländer gibt sich salomonisch in der Personalie. Griezmann "arbeitet gut. Er weiß, dass er hart arbeiten muss, um Dinge zu verändern." Es gehe aber nicht nur um ihn, sondern "jeder im Angriff kann sich verbessern". Also auch Messi.

Der Trainer kennt Griezmanns Position - aber es ist nicht Koeman

Die Frage bleibt: Wohin mit Griezmann? Weiter auf den Flügel? Doch ins Zentrum? Oder sogar auf die Bank, wie beim Champions-League-Auftakt gegen Ferencvaros (5:1)? Der Clasico am Samstag (16 Uhr, LIVE! bei kicker) wird Aufschluss geben, wie Koeman die Personalie Griezmann bewertet.

Der Franzose selbst äußerte sich nach dem Länderspiel gegen Kroatien mehr als deutlich. Didier Deschamps hatte Griezmann ins Zentrum gestellt. "Der Trainer weiß, wo er mich spielen lassen muss", sagte er L'Equipe. "Ich kann daraus meinen Vorteil schöpfen, aus dieser Position, dem Vertrauen des Trainers und meiner Teamkollegen." Eine Aussage, die durchaus auch als Kritik an Barcelona und seinem Coach verstanden werden kann.

Christoph Laskowski