Frauen

Megan Rapinoe "hätte den Elfmeter nicht schießen sollen"

Rachel Rinast zu Gast bei "FE:male view on football"

"An Rapinoes Stelle hätte ich den Elfmeter gar nicht geschossen"

Wollte einfach nur noch weg: Megan Rapinoe.

Wollte einfach nur noch weg: Megan Rapinoe. IMAGO/ZUMA Wire

Ihr Gesicht hatte sie in ihrer Trainingsjacke vergraben, als sie den Platz verließ. Megan Rapinoes lange und ruhmreiche Karriere in der US-amerikanischen Nationalmannschaft hätte bitterer kaum enden können als mit diesem verschossenen Elfmeter am Sonntag in Melbourne. Mit einem Treffer bei ihrem letzten großen Turnier hätte die 38-Jährige ihr Team im Elfmeterschießen gegen Schweden mit 4:2 in Führung bringen können. Stattdessen flog ihr Versuch über den Kasten - und ihr Team zog letztlich mit 4:5 den Kürzeren.

"An ihrer Stelle hätte ich den Elfmeter gar nicht geschossen", sagt die langjährige Bundesligaspielerin Rachel Rinast in der neuen Folge von "FE:male view on football". Rinast absolvierte 100 Spiele in der deutschen Bundesliga, nahm an zwei Europameisterschaften für die Schweiz teil und arbeitet bei der WM in Australien und Neuseeland als Expertin für das Schweizer Fernsehen. "Sie hat davor schon drei Eckbälle und einen Freistoß auf gut Deutsch komplett verkackt, eigentlich hat man schon gespürt: Nimm jetzt nicht noch den Elfmeter."

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Rapinoe war erst in der Verlängerung der Partie eingewechselt worden, konnte ihrem Ruf als Standardspezialistin aber nicht mehr gerecht werden - auch nicht im Elfmeterschießen. "Ich kann mich gar nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal verschossen habe", hatte sie im Anschluss an die Partie gesagt. Tatsächlich war es fünf Jahre her, seit sie vom Punkt vergeben hatte. In den letzten zehn Jahren standen bei 18 Versuchen 17 Treffer zu Buche. Dass sie mit ihrem seltenen Fehlschuss nun das Ende ihrer 201 Länderspiele langen Nationalmannschafts-Karriere mit verantwortete, nannte sie im Anschluss "einen kranken Scherz".

Nach Saisonschluss der US-Profiliga NWSL wird Rapinoe endgültig ihre Karriere beenden, die nicht nur für sportliche Großtaten stand. "Ich finde es toll, dass sie sich immer klar positioniert hat, immer ihre eigene Meinung hatte und das durchgezogen hat", sagt Rinast im Podcast über die Spielerin, die sich unter anderem für Gleichberechtigung und gegen Rassismus einsetzt. "Fußballerisch müssen wir nicht darüber sprechen, dass sie eine überragende Spielerin ist - trotz des unglücklichen Endes."

Dennoch sei sie rein sportlich gar nicht die größte Spielerin, deren letztes großes Turnier im Weltfußball überraschend früh zu Ende ging. "Marta will ich nicht schmälern wollen", sagt Rinast über die sechsmalige Weltfußballerin, die mit Brasilien bereits in der Gruppenphase ausschied. "Sie hatte eine fast noch wichtigere Rolle für Frauen aus Ländern, die weniger emanzipiert sind als die USA." Auch die ehemalige deutsche Nationalspielerin Turid Knaak, Co-Host des Podcasts, sagt: "Rapinoe hat über den Fußball hinaus mehr bewirkt, aber für den Fußball an sich hat Marta eine noch größere Rolle gespielt."

Welche junge Spielerin in die Fußstapfen der beiden Stars treten könnte, warum die kolumbianische Mannschaft sie "richtig angekotzt" hat und wer für sie der Favorit auf den Titel ist, erklärt Rinast ebenfalls bei "FE:male view on football". Der ganze Podcast ist jetzt auf allen digitalen kicker-Kanälen und bei Spotify, Deezer, Google Podcasts, Podimo und iTunes verfügbar.

mib