Int. Fußball

Sporting Lissabon ist vorzeitig portugiesischer Meister

Weil Benfica bei Famalicao patzt

Amorims Abschiedsgeschenk? Sporting Lissabon vorzeitig Meister

Ruben Amorim führte Sporting Lissabon zum zweiten Meistertitel binnen vier Jahren - steht aber vor dem Abschied.

Ruben Amorim führte Sporting Lissabon zum zweiten Meistertitel binnen vier Jahren - steht aber vor dem Abschied. Getty Images

Weil Sporting am Samstag gegen Portimonense mit 3:0 gewann und der letzte Kontrahent Benfica Lissabon einen Tag später bei Famalicao patzte (0:2), wurden die Grün-Weißen auf dem Sofa Meister - zum 20. Mal in ihrer Vereinsgeschichte. Nur der FC Porto (30) und Benfica (38) waren erfolgreicher.

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Die wegen des Löwen im Wappen auch Leoes genannten Hauptstädter krönten damit eine überragende Saison. Sporting Clube de Portugal wie der Verein offiziell heißt, gewann alle bisherigen 16 Heimspiele bei einem Torverhältnis von 54:11 und führt auch trotz zweier Niederlagen in der Fremde die Auswärtstabelle an (36 Punkte). Mit Viktor Gyökeres stellt der Verein den aktuell besten Torjäger und Topscorer sowie zudem den aktuell besten Vorlagengeber (Pedro Goncalves).

Es ist der zweite Titel nach 2021 unter Trainer Ruben Amorim. Der 39-Jährige, der vor fast exakt vier Jahren das Zepter bei Sporting übernahm, ist der Vater des aktuellen Erfolgs. Zuvor musste Sporting seit 2002 auf eine Meisterschaft warten, fiel sowohl sportlich als auch finanziell hinter Benfica und den FC Porto zurück.

Und die Ankunft Amorims verlief im März 2020 alles andere als geräuschlos. Die Fans störten sich an der für einen Trainer horrenden Ablösesumme - Medienberichten zufolge überwies Sporting zehn Millionen Euro an den SC Braga. Und dann war da auch noch die Karriere Amorims. Denn dieser wurde als Aktiver dreimal portugiesischer Meister und einmal Pokalsieger - ausgerechnet mit dem verhassten Erzrivalen Benfica.

Mit schnellem Umschaltspiel über die Flügel zum Erfolg

Saison 2023/24

Doch Amorim überzeugte seine Kritiker schnell. Er implementierte bei Sporting ein 3-4-3 respektive ein 3-4-2-1 und setzte damit die Tradition des schnellen Umschaltspiels über die Flügel fort. In seiner ersten kompletten Saison führte er die Löwen gleich zur Meisterschaft, nach einer schwächeren Spielzeit 2022/23 kehrte Sporting in dieser Spielzeit wieder in die Erfolgsspur zurück. Die Angriffe werden dabei mehrheitlich über die Außenbahnen eingeleitet. Nur rund 26 Prozent der Torchancen werden über das zentrale Mittelfeld vorbereitet, wie TheAnalyst.com ermittelte, der Rest verteilt sich auf die linke und rechte Seite. Und in der Mitte ist dann noch ein Mann, der die Vorlagen der Schienen- und Kreativspieler eiskalt und traumwandlerisch verwertet: Gyökeres.

Der schwedische Nationalstürmer, der in der Saison 2019/20 auf Leihbasis für den FC St. Pauli spielte und mit sieben Toren auf sich aufmerksam machte, kam im letzten Sommer für kolportierte 24 Millionen Euro von Coventry City an den Tejo. Und überzeugte bei Sporting von Anfang an. Der 25-Jährige ist aus der Startelf Sportings nicht mehr wegzudenken und der mit Abstand beste Torschütze der Liga. Zusammen mit dem Engländer Marcus Edwards bildet Gyökeres ein pfeilschnelles und spielstarkes Offensiv-Duo. Wobei Gyökeres wie von Amorim gewünscht weit mehr als ein reiner Strafraumspieler ist - nur knapp fünf Prozent seiner Ballkontakte finden im zentralen Strafraum statt.

Einige Erfolgsgaranten werden wohl kaum zu halten sein

Nach der eingetüteten Meisterschaft kann sich Sporting ab sofort auf das Pokalfinale konzentrieren, am 26. Mai steigt das Endspiel gegen den FC Porto. Und danach? Im Sommer steht - wie so oft - wohl ein Umbruch an. Denn der Erfolg hat die internationale Konkurrenz auf Sporting aufmerksam werden lassen. Und dabei rückt insbesondere Amorim in den Fokus. Der Erfolgscoach wird in der Premier League gehandelt, zuletzt verhandelte er bereits in London mit West Ham United.

Und auch Gyökeres dürfte kaum zu halten sein. Immerhin wird Sporting mit einem Verkauf aber ordentlich Gewinn machen: Denn der Schwede hat im letzten Sommer einen Vertrag bis 2028 unterschrieben - der eine Ausstiegsklausel von über 100 Millionen Euro beinhaltet. Und Interessenten gibt es viele - vor allem aus der finanziell besonders potenten Premier League. Ein Wettbieten dürfte den Preis wohl noch nach oben treiben - und Sporting sich die Hände reiben.

jer