Int. Fußball

Rassismus: Katar und Neuseeland beschuldigen sich gegenseitig

Unverständnis vonseiten der Katarer

Abgebrochenes Länderspiel: Katar und Neuseeland beschuldigen sich gegenseitig

Soll rassistisch beleidigt worden sein, wogegen sich Katar allerdings vehement wehrt: Neuseelands Michael Boxall.

Soll rassistisch beleidigt worden sein, wogegen sich Katar allerdings vehement wehrt: Neuseelands Michael Boxall. Getty Images

Am Montagabend war der im Sonnenseestadion im österreichischen Ritzing ausgetragene Test zwischen Neuseeland und Katar in der Pause abgebrochen worden. Der Grund: Die Spieler der Neuseeländer hatten sich nach interner Absprache geschlossen geweigert, die Partie fortzusetzen, weil ihr Teamkollege Michael Boxall (34, Minnesota United) von einem Gegenspieler rassistisch beleidigt worden sei.

Heute, also einen Tag später, bestätigte Katars Verband mit einer Mitteilung via Twitter, dass Nationalspieler Yusuf Abdurisag (23, Al-Wakrah SC) einen Wortwechsel mit Boxall kurz vor der Pause "in der Hitze des Moments" gehabt habe. Abdurisag habe aber versichert, keine rassistische oder diskriminierende Sprache benutzt oder gegenüber seinen Gegenspieler gerichtet zu haben.

Ganz im Gegenteil, so der katarische Fußballverband weiter: Abdurisag habe vielmehr inzwischen betont, dass er während des Spiels selbst rassistisch beleidigt worden sei. Der Verband nehme die Vorwürfe "unglaublich ernst" und setze sich gegen Rassismus in jeder Form ein.

Katars Verbandschef Jassim bin Rashid Al Buenain sicherte Abdurisag zudem die Rückendeckung aller im Verband zu und "verurteilte entschieden" die ungerechtfertigte Aufmerksamkeit, die dem Spieler in den vergangenen 24 Stunden gegolten habe.

"Manche Probleme gehen über den Fußball hinaus"

Wem darf nun geglaubt werden?

Klar ist: Was genau auf dem Platz gegen Ende der ersten 45 Minuten beim Stand von 1:0 für die Neuseeländer gesagt worden ist, ist weiterhin unklar. Es gibt auch keine Kamera-Aufnahmen von dem Vorfall. Außerdem weicht Neuseeland wenig überraschend von der eigenen Sichtweise nicht ab, sieht den Spielabbruch der Nationalmannschaft vielmehr als absolut gerechtfertigt an.

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"Wir unterstützen voll und ganz die Aktion unserer Spieler, die sich gemeinsam auf diese Vorgehensweise geeinigt haben", sagte der Chef des neuseeländischen Fußballverbandes, Andrew Pragnell. Weiter führte er aus: "Wir wollen nie, dass ein Spiel abgebrochen wird, aber manche Probleme gehen über den Fußball hinaus und es ist wichtig, Stellung zu beziehen."

Pragnell weiter: "Ich werde nicht näher auf die Art des Kommentars eingehen, aber er war wirklich schwerwiegend und meiner Meinung nach abscheulich und hat absolut keinen Platz auf dem Fußballplatz oder anderswo, also möchte ich ihn nicht wiederholen. Auch Sportminister Grant Robertson lobte die Abbruch-Entscheidung. "Ich unterstütze die Mannschaft dabei, wie sie ihren Kollegen unterstützt und sich gegen Rassismus gewehrt hat. Das sollten wir alle tun."

Referee Schüttengruber: "Das ist ganz schwierig"

Der österreichische Schiedsrichter Manuel Schüttengruber gab derweil an, die angebliche Beschimpfung selbst nicht bemerkt zu haben, diese sei auf dem Platz auch kein Thema gewesen. Erst in der Pause sei er von den Neuseeländern informiert worden, dass diese nicht mehr einlaufen wollen. "Ich war dann verwundert. Man hat mir mitgeteilt, dass es eine rassistische Beleidigung gegeben hat, es gehe um das N-Wort", sagte Schüttengruber dem ORF. Der 39-Jährige habe einen Bericht verfasst, der nun auch an die FIFA weitergeleitet wird. An eine vollständige Aufklärung der tatsächlichen Vorkommnisse im Nachhinein glaubt er aber nicht: "Das ist aber wohl ganz schwierig, da jetzt etwas herauszufinden."

Katarische Medien zitierten am Montagabend außerdem Nationalcoach Carlos Queiroz mit den Worten, er sei überrascht über die Entscheidung des Gegners gewesen. "Der Schiedsrichter hat den Austausch nicht mitbekommen, niemand auf der Bank und die Trainer auch nicht", sagte er. "Es war nur ein Streit zwischen zwei Spielern." Er hoffe, dass die FIFA den Vorfall untersuchen werde.

Auch Kuwait wehrt sich

Einen weiteren Spielabbruch hatte es am Montag beim Duell zwischen den U-21-Mannschaften aus Irland und Kuwait gegeben. Wie der irische Verband via Twitter mitteilte, sei ein Auswechselspieler von einem Spieler aus Kuwait rassistisch beleidigt worden. Der Vorfall wurde den Verbänden FIFA und UEFA gemeldet, hieß es von den Iren.

Auf Twitter reagierte die Kuwait Football Association in einem Statement abwehrend auf die Vorwürfe des irischen Verbands. Die Berichte über rassistische Beleidigungen während des Spiels im österreichischen Bad Radkersburg seien "falsch und werden kategorisch zurückgewiesen". Die kuwaitischen Fußballer würden sich durch "Disziplin, gute Manieren und vorbildliches Verhalten" auszeichnen: "Keinem von ihnen ist es erlaubt, sich gegenüber anderen ungebührlich zu verhalten."

mag, dpa