DFB-Pokal

Homburg-Trainer Schwarz: "Es kann als Verstärker wirken"

Ein Gespräch über Sensationen und Aufstiegsträume

Homburgs Trainer Schwarz im Interview: "Es kann als Verstärker wirken"

Als einziger Regionalligist noch im DFB-Pokal dabei: Der FC Homburg um Trainer Danny Schwarz.

Als einziger Regionalligist noch im DFB-Pokal dabei: Der FC Homburg um Trainer Danny Schwarz. IMAGO/Fussball-News Saarland

Der ganz große Fußball macht im Homburger Waldstadion nur noch selten Halt. Im Jahr 1990 endete das bislang letzte der drei Bundesliga-Jahre der Saarländer, 1995 verabschiedete man sich dann auch aus der 2. Liga. Nach dem mehrmaligen Abstieg in die Fünftklassigkeit spielt der FCH aktuell seine sechste Saison hintereinander in der Regionalliga Südwest.

In der 1. DFB-Pokal-Runde Anfang August gelang den Grün-Weißen mit ihrem neuen Trainer Danny Schwarz (als Spieler insgesamt 122 Bundesliga-Einsätze und 185 in der 2. Liga für den VfB Stuttgart, die SpVgg Unterhaching, den TSV 1860 und den Karlsruher SC) immerhin wieder ein seltenes Highlight: Bundesliga-Aufsteiger SV Darmstadt wurde damals mit 3:0 ausgeschaltet.

Wer in der 1. Runde einen Erstligisten ausgeschaltet hat, ist gegen Zweitligist Greuther Fürth nun der Favorit, oder, Herr Schwarz?

Nein, nein, wir wissen schon, dass wir erneut der Außenseiter sein werden. Greuther Fürth spielt zwei Klassen höher und hat enorm viel Qualität. Deshalb brauchen wir wieder viel Matchglück, einen sehr guten Tag und Fürth einen gebrauchten. Aber eine Chance gibt es im Fußball immer, gerade im DFB-Pokal.

Mit der SpVgg Unterhaching vermasselten Sie am letzten Spieltag der Saison 1999/2000 Bayer Leverkusen die Meisterschaft. Sind Sie als Ex-Hachinger prädestiniert, mit einem Underdog zu überraschen?

Das ist lange her, und schlussendlich waren wir ja Erstligist. Was es wie schon zuletzt beim 3:0 gegen Darmstadt braucht, sind eine außergewöhnliche Leidenschaft, eine extreme defensive Kompaktheit und vorne gezielte Nadelstiche, dann ist gegen Fürth etwas möglich.

Gemeinsame Zeit beim FC Bayern: Schwarz vor Wiedersehen mit Green und Sieb

Kennen Sie Ihren Kollegen Alexander Zorniger oder andere Fürther?

Meinen Kollegen noch nicht persönlich, aber Julian Green und Armindo Sieb kenne ich noch aus meiner Zeit als Coach im Unterbau von Bayern München, daher weiß ich, was auf uns zukommt.

Was würde eine weitere DFB-Pokal-Sensation für Homburg bedeuten?

Bestimmt eine gewisse Aufmerksamkeit in Fußball-Deutschland und natürlich für unsere eingeschränkten Möglichkeiten eine satte Zusatzeinnahme (siehe Prämienkasten; Anm. der Redaktion).

Pokal-prämien

  • 1. Hauptrunde: 215.600 Euro
  • 2. Hauptrunde: +431.200 Euro
  • Achtelfinale: +862.400 Euro
  • Viertelfinale: +1.724.800 Euro
  • Halbfinale: +3.449.600 Euro
  • Verlierer Finale: +2.880.000 Euro (ca.)
  • Sieger Finale: +4.320.000 Euro (ca.)

Sind solche Höhepunkte kontraproduktiv für den Fokus auf die Liga?

Nach dem Darmstadt-Spiel haben wir drei, vier Wochen gebraucht, um wieder richtig in die Spur zu finden. Wir wollen das nach dieser Erfahrung besser lösen und einordnen, egal, wie es ausgeht. Ich gehe es positiv an, es kann ja auch als Verstärker wirken.

Ist der Aufstieg in die 3.Liga das erklärte Ziel des FC Homburg?

Es gab einen größeren Umbruch im Team, aber wir haben uns mittlerweile gut gefunden und wollen in der Spitzengruppe mitmischen.

Aktuell liegt der FCH auf Rang 6 …

… die Saison ist noch jung, und wir halten nach Punkten Kontakt nach oben, auch wenn wir anfangs Mühe hatten. Wenn wir gerade in der Chancenverwertung konstanter werden und uns das Verletzungspech weniger beeinträchtigt, ist vieles möglich.

Da sind regionale Konkurrenten wie der 1. FC Saarbrücken oder die SV Elversberg weiter.

Danny Schwarz

Die wirklich erfolgreichen Zeiten des Traditionsklubs liegen lange zurück. Die 2. Liga fast 30 Jahre, auch drittklassig war der Klub zuletzt im vorigen Jahrhundert. Er unterhält aber nach wie vor eine Profi-Abteilung. Ist damit über die Ambitionen alles gesagt?

Schwierige Frage. Natürlich herrscht hier eine aus der Historie gewachsene Vision, auch dort wieder hinzukommen. Aber das benötigt eben Zeit, und dazu müssen der Verein und die Infrastruktur auch wachsen. Da sind regionale Konkurrenten wie der 1. FC Saarbrücken oder die SV Elversberg weiter. Aber auch ohne diese Gegner ist diese Südstaffel mit ambitionierten Klubs wie Kickers Offenbach oder den Stuttgarter Kickers sehr anspruchsvoll. Auch durch die zweiten Mannschaften der Bundesligisten Stuttgart, Mainz, Hoffenheim und Frankfurt; da sind viele hochwertige Gegner in unserer Liga.

Nach Ihrer Zeit im Unterbau des FC Bayern München ging die erste Station als Chefcoach bei Drittligist Würzburger Kickers schief. War es im Nachhinein die falsche Entscheidung?

Ich betrachte das eher nüchtern. Nach zehn Jahren beim FC Bayern wollte ich einfach andere Erfahrungen sammeln, und ich bin Würzburg nach wie vor sehr dankbar für dieses Vertrauen und diese Chance. Manche Entwicklungen kann man nur bedingt beeinflussen. So ist das im Fußball: Mal wirst du gefeiert, mal bist du der Depp! Aber es war sicherlich kein Fehler, sondern eine sehr lehrreiche Zeit für mich.

Fehlte bei den Kickers die uneingeschränkte Rückendeckung?

Es gab zum Schluss einfach ein paar Dinge, die sich mit meiner Trainer-Philosophie nicht vereinbaren ließen.

Sie waren danach erstmals in Ihrer Karriere arbeitslos. Und zwar über ein Jahr lang …

Das war ungewohnt für mich, ja. Nach einigen Monaten macht man sich da schon Gedanken und will wieder arbeiten. Es gab dann einige Anfragen, unter anderem auch aus der 3. Liga, woraus sich allerdings aus verschiedenen Gründen nichts ergeben hat.

Und dann wurde es letztlich die Regionalliga …

Weil das Gesamtpaket hier in Homburg einfach gepasst hat und es stimmig war und ist.

Vor allem Guardiolas Idee des Positionsspiels zu verstehen, hat mich beeindruckt und geprägt.

Danny Schwarz

Sie haben gerade in München viele gute Trainer erlebt. Wer davon hat Sie besonders beeinflusst?

Du schaust natürlich Größen wie Ancelotti, Guardiola oder Heynckes über die Schulter und versuchst, Wissen rauszuziehen, sei es für die Trainingssteuerung, für Trainingsformen oder für die Spielidee. Vor allem Guardiolas Idee des Positionsspiels zu verstehen, hat mich beeindruckt und geprägt.

Ist der FC Homburg also auch für Ihre Trainerkarriere eine entscheidende und wegweisende Station?

Jede Trainerstation ist für mich wichtig, und mein Ziel ist es immer, das Maximale zu erreichen. Es wäre natürlich traumhaft, wenn ich gemeinsam mit dem FC Homburg wieder höherklassig arbeiten könnte.

Dieses Interview erschien zuerst in der kicker-Ausgabe Nr. 88 am Montag, den 30. Oktober 2023 (auch als eMagazine).

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