Handball

Handball-EM: Möstl ist Weltklasse mit kaputten Schuhen

Sommerwechsel zum TBV Lemgo Lippe?

Austria-Held Möstl: Weltklasse mit kaputten Schuhen

Überbordende Freude: Constantin Möstl machte gegen Deutschland ein herausragendes Spiel.

Überbordende Freude: Constantin Möstl machte gegen Deutschland ein herausragendes Spiel. Sascha Klahn

Aus Köln berichtet Oliver Bitter

Alle Beteiligten hielten den Atem an, als der reaktionsschnelle Torhüter bei einer Rettungsaktion kurz vor der Halbzeit gegen den Pfosten des Tores prallte und etwas angeschlagen liegen blieb. Glück für Österreich: Nach kurzer Behandlungspause kehrte Constantin Möstl in den Kasten zurück und vernagelte da erneut das Tor, wie schon im bisherigen Verlauf des Turniers. "Am Anfang waren das extreme Schmerzen, aber durch das ganze Adrenalin war es keine Frage, dass ich weitermachen konnte."

Hauptrunde in Köln - 2. Spieltag

Das Überraschungsteam aus Österreich bleibt im Flow, allen voran der grandiose Torhüter, womöglich die beste Nummer eins im aktuellen Turnier. Am Samstagabend jedenfalls übertraf der Austria-Star sogar seinen Gegenüber Andreas Wolff, zeigte 17 Paraden und kam auf insgesamt 47 Prozent gehaltene Würfe.

Dabei hatte ihn zumindest zu Beginn die Atmosphäre in der Lanxess Arena deutlich beeindruckt. "Vor 20.000 Zuschauern spiele ich ja sonst nicht, das war der Wahnsinn", sagte der Torhüter lachend. "Da war ich am Anfang etwas aufgewühlt und noch nicht so richtig da." Wie er dann ins Spiel gefunden hat? "Dann haben die deutschen Spieler mich ein paarmal abgeschossen", gesteht Möstl schmunzelnd ein.

Er fühlte sich jedenfalls glänzend auf Juri Knorr, Julian Köster und Co. eingestellt, "die Würfe kamen zu 90 Prozent dahin, wo ich es nach dem Wurfbild erwartet habe", erzählte der grandiose Keeper bescheiden.

Möstl jedenfalls "vernagelte" seinen Kasten und brachte die deutschen Werfer zur Verzweiflung - und das mit etwas ungewöhnlichem Schuhwerk. Er trägt schwarze Schuhe mit den drei Streifen, die Kappen sind jeweils mit Tape abgeklebt. Aberglaube? Oh nein. Seine Erklärung: "Die sind kaputt, die muss ich jedes Mal vor dem Spiel zusammentapen. Und mein anderes Paar habe ich leider zu Hause vergessen. Schlechte Vorbereitung", erklärt der 23-Jährige.

Ob das Unentschieden gegen das Gastgeber-Team bei der EM die größte Partie seiner Karriere war, wie es Trainer Ales Pajovic bei der Pressekonferenz andeutete? "Oh, schwierige Frage. Aber zu den Top 3 gehört es garantiert." Und als "ganz besonders" empfand Österreichs Nummer 1, dass ihm Wolff anschließend zu einer Klasse-Leistung gratulierte.

Gerüchte um Bundesliga-Wechsel halten sich hartnäckig

Möstl jedenfalls trägt die junge, wenig erfahrene Überraschungsmannschaft durch das Turnier - und macht natürlich auch Werbung in eigener Sache. Wie fast ein Dutzend seiner Kollegen spielt er noch in der kleinen, österreichischen Liga, aber garantiert nicht mehr lange.

Zwar läuft sein Vertrag bei Alpla HC Hard (Vorarlberg) noch bis 2026, aber natürlich haben längst internationale Klubs ihre Angel ausgeworfen. Gut möglich, dass Möstl also demnächst in der deutschen Bundesliga auftaucht. "Warum nicht", so der Keeper, "das würde mich freuen, das wäre der nächste Schritt für mich. Anfragen gibt es aktuell nicht, aber natürlich steht jetzt die Konzentration auf die EM im Vordergrund." Hartnäckig halten sich Gerüchte um einen Wechsel zum TBV Lemgo Lippe.

Und so ein bisschen kann er sich aktuell ja schon auf die Stimmung in den Bundesliga-Arenen einstellen. Vielleicht also taucht der Austria-Held demnächst häufiger in Deutschland auf. Dann ganz sicher auch mit Schuhen ohne Löcher.

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