Int. Fußball

Früherer Milan-Präsident Berlusconi verstorben

Im Alter von 86 Jahren

Früherer Milan-Präsident Berlusconi verstorben

Silvio Berlusconi (1936-2023)

Silvio Berlusconi (1936-2023) picture alliance / dpa

Die Nachricht vom Tode Berlusconis in einem Mailänder Krankenhaus bestätigte am Montag ein Sprecher auch auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatten italienische Medien darüber berichtet. Der Milliardär hatte in den vergangenen Jahrzehnten die Politik in Italien wie kein zweiter bestimmt, zugleich aber auch extrem polarisiert.

Berlusconi wurde am 29. September 1936 geboren, war zunächst Geschäftsmann und stand seit 1994 insgesamt vier Regierungen in Italien als Ministerpräsident vor. Er bestimmte die Geschicke des Landes mehr als zwei Jahrzehnte mit und war zeitlebens umstritten, wurde aber von vielen auch bewundert.

"Vater aller Populisten" - Vorwürfe von Machtmissbrauch

Für den früheren Regierungschef Mario Monti war Berlusconi der "Vater aller Populisten", er selbst nannte sich einmal "Jesus Christus der Politik". Immer wieder gab es Vorwürfe von Interessenkonflikten zwischen seinem Amt und dem von ihm kontrollierten Medienimperium Mediaset. Auch musste er sich zahlreichen Gerichtsprozessen stellen.

Im Zusammenhang mit einer Strafe wegen Steuerhinterziehung wurde er 2013 aus dem Parlament ausgeschlossen und durfte in den folgenden Jahren keine öffentlichen Ämter ausüben. Er klagte dagegen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Zuletzt war er Abgeordneter im Senat, der kleineren der zwei Parlamentskammern in Rom.

Bunga-Bunga-Prozess endet mit Freispruch

Im März 2015 wurde er im "Bunga-Bunga"-Prozess um Sex mit minderjährigen Prostituierten und Amtsmissbrauch in letzter Instanz freigesprochen. Auch ein Folgeverfahren wegen Zeugenbestechung endete mit einem Freispruch. Seiner Beliebtheit bei vielen Italienern taten die Konflikte mit dem Gesetz aber keinen Abbruch.

Im Zuge der Finanzkrise hatte er 2011 endgültig als Ministerpräsident abtreten müssen. Immer wieder versuchte er das politische Comeback für ein Spitzenamt. Doch die rauschende Rückkehr auf die ganz große Bühne gelang dem "Cavaliere" nicht - auch sein letzter Traum, Staatspräsident zu werden, platzte Anfang 2022.

Milan und Monza kondolieren

Auf Sportebene stand Berlusconi als Besitzer des italienischen Renommierklubs AC Mailand lange Zeit im Rampenlicht. Von 1986 bis 2017 gehörten ihm die Rossoneri, bis 2004 und von 2006 bis 2008 war er auch Präsident der Lombarden, bis ihn ein Gesetz zur Regelung des Interessenkonflikts dazu zwang, zurückzutreten.

Milan kondolierte der Familie Berlusconi ebenso wie Ex-Trainer Arrigo Sacchi und mehrere Spieler. Auch Erstligist AC Monza gedachte des Unternehmers und Politikers, der den Klub im Jahr 2018 übernommen und erstmals in die Serie A geführt hatte. "Für immer mit uns: Geschäftsführer Adriano Galliani und ganz Monza trauern angesichts des Todes von Silvio Berlusconi", hieß es auf der Website des lombardischen Klubs: "Er hinterlässt eine Lücke, die nie gefüllt werden kann. Wir danken Ihnen für alles, Herr Präsident."

Gründer der "Forza Italia"

Gesundheitlich hatte Berlusconi in seinen letzten Jahren immer wieder große Probleme: 2016 wurde er am Herz operiert, 2020 musste er wegen einer Corona-Infektion und einer Lungenentzündung ins Krankenhaus. Auch 2022 wurde er wegen einer Harnwegsinfektion stationär behandelt. Bereits 1997 wurde er wegen eines Tumors an der Prostata operiert. Schon seit mehreren Jahren hatte er zudem einen Herzschrittmacher. Zuletzt wurde bekannt, dass er an chronischer Leukämie leidet.

Seine Forza Italia, die er bei den Parlamentswahlen 1994 aus dem Stand zur größten Partei gemacht hatte, schrumpfte im Stiefelstaat immer weiter zusammen. Das lag auch daran, dass Berlusconi kaum politische Erben zuließ und Forza Italia immer mit seinem Namen verbunden war. Immerhin schaffte sie es als kleiner Partner von Giorgia Meloni im Herbst 2022 noch mal in die Regierung.

Auch privat sorgte Berlusconi stets für Schlagzeilen. Der zweimal geschiedene Politiker hinterlässt fünf Kinder und viele Enkel. Zuletzt war er mit der Forza-Italia-Abgeordneten Marta Fascina zusammen, die mehr als 50 Jahre jünger war als Berlusconi.

aho, dpa