Football

NFL: Mr. Irrelevant & "Streber" Brock Purdy hat genug gelernt

Rookie-Quarterback geht in sein erstes Spiel von Anfang an

"Mir war egal wann": Mr. Irrelevant Purdy hat genug gelernt

Hat schon viel Football gespielt: Brock Purdy.

Hat schon viel Football gespielt: Brock Purdy. IMAGO/Icon Sportswire

37 Pässe, 25 angebracht für 210 Yards und zwei Touchdowns: Als Brock Purdy am vergangenen Wochenende nach dem Fußbruch von Jimmy Garoppolo, der nach nicht notwendiger Operation eventuell erst tief in den Play-offs wieder zurückkehren könnte, plötzlich "under center" übernommen hatte, wirkte der Rookie-Quarterback unbekümmert. Trotz einer Interception führte der 22-Jährige die Kalifornier zum souveränen 33:17 über die starken Miami Dolphins.

Und das kam nicht von ungefähr, schließlich war Purdy im April 2022 mit reichlich Football-Erfahrung in den Draft gegangen. Am College Iowa State hatte der im US-Bundesstaat Arizona geborene Footballer zwischen 2018 und 2021 gespielt - und zwar in stolzen 48 Partien. 12.170 Yards und 81 Passing Touchdowns waren ihm in dieser Zeit gelungen. Alles deutlich mehr als etwa der zu Saisonbeginn aufgebotene und ebenfalls verletzte 49ers-Hoffnungsträger Trey Lance, der es am College North Dakota State "nur" auf 19 Einsätze gebracht hatte.

Purdy und Brady: 23 Jahre Unterschied

Trotz dieser großen Football-Erfahrung auf gutem Niveau hatte sich Purdy im Draft dann allerdings in Geduld üben müssen. Erst in der letzten von sieben Runden und an letzter Stelle (262) war der Spielmacher von San Francisco geholt worden. Also "Mr. Irrelevant", wie der letzte Draft-Pick stets genannt wird.

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Doch sein erster Auftritt in Week 13 hatte wenig mit "irrelevant" zu tun. Im Gegenteil: Gerade seine zwei Touchdown-Pässe auf Running-Back-Star Christian McCaffrey und Fullback Kyle Juszczyk waren höchst bedeutsam.

Nun aber ging der Rookie in seine erste komplette Vorbereitungswoche mit dem Wissen, in der bevorstehenden Week 14 am Sonntagabend (22.25 Uhr MEZ) gegen die ebenfalls voll im Play-off-Rennen befindlichen Tampa Bay Buccaneers (mit 6:6 Erster der schwachen NFC South) der Starting Quarterback zu sein. Und damit ein Duell mit Tom Brady vor der Brust zu haben. Fun Fact: Als der siebenmalige Super-Bowl-Sieger einst im Draft 2000 ebenfalls spät (6. Runde, 199. Stelle) gezogen worden war, hatte der im Jahr 1999 geborenen Purdy erst einige Monate zuvor das Licht der Welt erblickt. 23 Jahre liegen zwischen dem 22- und 45-Jährigen.

Der "Streber" ist gewappnet

Angst und bange wird dem Jungspund deswegen aber nicht - weder wegen der Begegnung mit der NFL-Legende noch wegen des Umstands, nun sein erstes Spiel von Anfang an auf der größten Bühne des American Footballs zu bestreiten.

"Es hat mich nicht gekümmert, an welcher Stelle und in welcher Runde ich gepickt werde", erinnerte sich Purdy diese Woche vor US-Medien an seinen Draft zurück. "Ich dachte immer nur daran, dass ich da rausgehen und eine Chance will, mich auf diesem Niveau zu beweisen. Das ist meine Mentalität."

Brock Purdy

Muss die 49ers-Offensive für viele Wochen anführen: Rookie-Quarterback Brock Purdy. IMAGO/USA TODAY Network

Dieses Selbstvertrauen strahlt ganz offenbar auch auf das Team ab. Tight End Georg Kittle hat den Rookie bereits mit dem Spitznamen "BCB" für "Big Clock Brock" versehen - und Head Coach Kyle Shanahan meinte im Vorfeld des Wochenends: "Er muss ja gar nichts verändern, nur weil er jetzt auf einmal spielt. Er hatte (in all den letzten Monaten; Anm. d. Red.) so viel vorzubereiten und zu lernen." Der Trainer bemühte dabei einen netten Vergleich: "Das ist wirklich hart, das Woche für Woche zu machen ... Ich kann mir das gar nicht vorstellen, quasi jede Woche für einen Test zu lernen, den man dann nicht bestreiten darf." Andere Leute, so Shanahan, würden an so einer an den Nerven zehrenden Aufgabe auf Dauer scheitern, aufgeben und nicht mehr an die Chance eines Einsatzes glauben.

Nicht aber Brock Purdy, der seinen Beinamen auch am Sonntag von "Mr. Irrelevent" zu "Mr. Relevant" transformieren will. "Brock war immer bereit", befand Shanahan - und fand dabei Zustimmung von San Franciscos Quarterback-Legende Joe Montana: "Wenn er weiterhin das tut, was er in der vergangenen Woche getan hat, dann hat er das Zeug dazu."

Weich gebettet wird Purdy außerdem, verfügen die 49ers doch neben offensiven Athleten wie McCaffrey, Deebo Samuel oder Kittle über die beste Defense der NFL- Pass Rusher Nick Bosa & Co. lassen schließlich die wenigsten Punkte pro Spiel, die wenigsten Yards pro Spiel oder auch die wenigsten First Downs zu. Gut möglich also, dass sich am Ende des Tages eher Oldie Brady wärmer anziehen muss.

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