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Felix Seiwald: "Jeder Einzelne von uns will das schaffen"

Ried mittendrin im Kampf um die Meistergruppe

Felix Seiwald: "Jeder Einzelne von uns will das schaffen"

Felix Seiwald ist in der Bundesliga angekommen.

Felix Seiwald ist in der Bundesliga angekommen. GEPA pictures

Anfang Februar 2021 wechselte Außenverteidiger Felix Seiwald planmäßig für eineinhalb Jahre leihweise von der SV Guntamatic Ried zu Zweitligist Vorwärts Steyr, wo er wichtige Spielpraxis sammeln sollte. Nach einem überzeugenden Halbjahr mit 15 2.-Liga-Einsätzen holten die Rieder ihren Jungprofi bereits im vergangenen Sommer aber wieder zurück und integrierten ihn erfolgreich ins Profiteam.

Bundesliga - 20. Spieltag

Seitdem zählt der 21-Jährige zum erweiterten Stammpersonal und erlebte einen erfolgreichen ersten Herbst in der Bundesliga. Im Gespräch mit dem kicker bilanziert der Linksverteidiger seine ersten Auftritte in der höchsten österreichischen Fußballliga, spricht über seine Leihzeit in Steyr und wie er seine ersten Lehrgänge mit dem U-21-Nationalteam erlebt hat.

kicker: Herr Seiwald, in der Liga haben Sie mit Ihrem Team weiterhin alle Chancen, die Meistergruppe zu erreichen. Zudem stehen Sie im ÖFB-Cup-Halbfinale. Ein Saisonverlauf, an dem man eigentlich nichts ändern möchte, oder?

Felix Seiwald: Ich sehe das auch absolut positiv. Vor allem der Start in die Saison war super und ich glaube, dass wir uns auch von den Trainerwechseln nie rausbringen haben lassen, sondern immer unser Ding durchgezogen haben. Da haben wir bald gemerkt, dass wir damit erfolgreich sind. Wir haben auch innerhalb der Mannschaft einen super Zusammenhalt, wo jeder für jeden rennt. Das ist für Mannschaften wie Ried extrem wichtig und so haben wir immer konstant unsere Punkte gesammelt.

Wie sehr spricht das für die Mannschaft, dass man sich durch solche Wechsel und Störgeräusche bisher nie aus der Fassung hat bringen lassen?

Das spricht auf jeden Fall für uns. Als Spieler muss man das Beste aus so einer Situation machen und dann versuchen, wenn sich etwas ändert, das so schnell wie möglich umzusetzen. Wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen, funktioniert das gut und das haben wir bisher immer bei jedem Trainerwechsel zufriedenstellend geschafft.

Beim Ligaauftakt im Frühjahr gab es zwar eine knappe Niederlage gegen den WAC, im Kampf um die Meistergruppe sind Sie und Ihr Team aber weiterhin mittendrin. Auch wenn der Verein keinen Druck machen möchte, wie sehr spielt eine mögliche Qualifikation in den Köpfen der Spieler eine Rolle?

Das ist natürlich unser Ziel, auch wenn vom Verein in der Hinsicht nicht so der Druck da ist. Jeder Einzelne von uns will das schaffen, denn damit ist unglaublich viel abgehakt. Da geht es nicht mehr gegen den Abstieg, man kann sich nur mehr nach oben orientieren und hat noch richtig geile Spiele gegen richtig gute Gegner. Ich glaube daher schon, dass es für jeden das primäre Ziel ist, dass wir die drei restlichen Spiele noch positiv gestalten, damit wir da irgendwie hineinkommen. So knapp wie es ist, wer am Ende über dem Strich steht, der hat es geschafft und dafür werden wir alles geben.

Erfolgreich waren Sie und Ihr Team in dieser Saison auch im ÖFB-Cup, wo Sie zum Frühjahrsauftakt den Einzug ins Halbfinale fixieren konnten. Sie standen beim Duell gegen Austria Klagenfurt über die volle Spielzeit am Platz. Welche Chancen rechnet man sich aus, den ganz großen Coup zu schaffen?

Ried war immer schon eine Mannschaft, die im Cup gerne überrascht und diesen auch bereits zweimal gewonnen hat. Das ist aber auch wieder eine Zeit her und darum wollen wir jetzt natürlich alles reinhauen. Es ist super für uns, dass wir im Halbfinale ein Heimspiel bekommen haben, das hat mich sehr gefreut, weil wir zuhause, wie die Bilanz zeigt, extrem stark sind. Der Cup ist natürlich auch in gewisser Weise ein Weg, dass man internationale Spiele kriegt. Aber unabhängig davon, ist es für den jeden Fußballer natürlich ein Traum in einem Cupfinale spielen zu dürfen und dabei vielleicht sogar die Chance zu haben, dieses zu gewinnen. Dafür müssen wir aber noch eine Runde überstehen.

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Nach Ihrem halben Leihjahr in Steyr sind Sie in dieser Saison in elf Ligaspielen sowie drei Cuppartien auf dem Platz gestanden. Hat es Sie überrascht, dass Ihre Integration ins Bundesligateam gleich auf Anhieb so gut funktioniert hat?

Ich würde nicht sagen überrascht. Ich habe immer an mich geglaubt und mir immer gedacht, dass ich das Zeug dafür habe. Aber es war trotzdem bemerkenswert und da möchte ich mich auch bei unserem damaligen Trainer Andreas Heraf bedanken. Ich habe von Anfang an das Vertrauen geschenkt bekommen, habe dann gleich in der ersten Bundesligarunde mein Startelfdebüt feiern dürfen und dieses Vertrauen tut extrem gut. Gerade jungen Spielern hilft das enorm, wenn sie merken, dass Trainer und Verein hinter ihnen stehen. Die Halbsaison sehe ich für mich richtig positiv, dass ich gleich so viele Einsätze bekomme, mit dem war - wenn man es objektiv betrachtet - vielleicht gar nicht so zu rechnen. Ich habe es mir immer zugetraut und für mich war es dann auch klar, dass ich gleich nach Ried zurückkommen wollte. Im Endeffekt war das sicher die richtige Entscheidung.

Vor Ihrer Rückkehr nach Ried hätten Sie sich wohl nicht gedacht, dass Sie nach einem halben Jahr bereits unter drei verschiedenen Trainern gespielt haben. Wie schwierig ist das für einen jungen Profi, wenn man sich immer wieder auf etwas Neues einstellen muss? Oder sieht man das gar als Vorteil, andere Spielsysteme kennenzulernen?

Ich sehe das genauso, wie Sie das sagen. Egal, ob man jetzt ein junger Spieler ist oder nicht, bei jedem neuen Trainer muss man sich neu beweisen und bekommt eine neue Chance, dass man sich richtig zeigt. Ich glaube, dass das einem mit den verschiedenen Spielsystemen auf lange Sicht nur zugute kommt, wenn man variabel einsetzbar ist und in verschiedenen Spielstilen zurecht kommt. Darum war das ein Vorteil für mich, wo ich richtig viel lernen konnte.

In der Vereinsführung sind wir richtig gut aufgestellt und ich glaube, dass sich der positive Trend mit Sicherheit fortsetzen kann.

Felix Seiwald über die Entwicklung des Klubs

Wie wichtig war für Sie das Halbjahr in Steyr? Ist das Niveau in der 2. Liga mittlerweile einfach so hoch, dass der Umstieg in die Bundesliga dadurch schneller gelingt?

Es ist auf jeden Fall nochmal ein Schritt, aber es ist ein extremer Unterschied, ob man zum Beispiel von der Regionalliga in die Bundesliga kommt oder ob man den Zwischenschritt, so wie ich, über die 2. Liga macht. Für mich war das extrem wichtig, weil es eine Profiliga ist und da konnte ich bereits etwas Fuß fassen. Allgemein war das halbe Jahr perfekt, weil ich einfach viel Spielpraxis im Profifußball sammeln konnte und auf meine Minuten gekommen bin. Das hat dann den Aufstieg in die Bundesliga um einiges erleichtert.

Im Herbst haben Sie auch Ihr Debüt für das U-21-Nationalteam gefeiert. Was haben Sie aus diesen Lehrgängen mitnehmen können?

Das war ein riesiger Traum für mich, dass ich da überhaupt dabei sein konnte und eine richtige Ehre, wenn man dann sogar zu Kurzeinsätzen kommt. Die Qualität in der U 21 ist einfach unglaublich. Mit welchen Spielern man da zusammenspielt und täglich im Training miteinander agiert. Da kann man sich von jedem einiges abschauen, man kann extrem viel lernen und die Lehrgänge waren für mich deshalb eine feine Sache. Das hat mir definitiv weitergeholfen.

Sie sind ein wahrer Vereinskenner, haben bei der SV Ried alle Akademiemannschaften durchlaufen, waren für die Amateure und sind nun für das Profiteam im Einsatz. Wie sehr spricht das für die Entwicklung des gesamten Vereins, dass man in diesem Jahr um die Meistergruppe kämpfen kann?

Ich glaube, dass sich das alles in die richtige Richtung entwickelt hat. Die drei Jahre in der 2. Liga waren für den Verein sowohl finanziell als auch sportlich extrem schwierig, aber seit dem Aufstieg nimmt das alles einen positiven Lauf. In der Vereinsführung sind wir sehr gut aufgestellt und ich glaube, dass sich der positive Trend mit Sicherheit fortsetzen kann. Es ist auch schön, dass der Verein weiter auf junge Spieler setzt, das war für Ried ja schon früher sehr wichtig war und wird jetzt auch immer wichtiger.

Mit der WSG Tirol, Austria Klagenfurt und Sturm Graz haben Sie und Ihr Team noch ein interessantes Restprogramm im Grunddurchgang vor sich. Worauf wird es ankommen, dass man sich noch für die Top sechs qualifiziert?

Wir müssen wieder alles auf den Platz bringen, wofür wir uns in der Woche vorbereiten. Wir müssen vor allem zuhause wieder unsere Stärken ausspielen, sodass wir im eigenen Stadion weiter nicht verlieren. Jetzt am Wochenende wäre ein Sieg extrem wichtig und den werden wir auch brauchen, wenn wir dann noch mitreden wollen im Kampf um die Top sechs. Wir werden uns auf jedes Spiel akribisch vorbereiten, sodass wir das am Wochenende bestmöglich auf den Platz bringen.

Interview: Maximilian Augustin