DFB-Pokal

Baumgarts Verdienst: Viel mehr als nur Modeste

Kölns Trainer rotiert erfolgreich und schafft auch so immer mehr Optionen

Baumgarts Verdienst: Viel mehr als nur Modeste

Gute Laune nach dem Spiel in Stuttgart: Anthony Modeste (li.) und Steffen Baumgart.

Gute Laune nach dem Spiel in Stuttgart: Anthony Modeste (li.) und Steffen Baumgart. picture alliance/dpa

Langsam bekommt die Geschichte übersinnliche Züge. Zum Ende des Interviews wurde Louis Schaub nach dem Sieg in Stuttgart noch nach seiner Kleidung befragt. Schließlich trug der Mittefeldspieler die Jacke mit der Nummer 27, die eigentlich dem doppelten Doppeltorschützen der vergangenen zwei Partien, Anthony Modeste gehört. Woraufhin der österreichische Nationalspieler mit einem Augenzwinkern erklärte: "Ich hoffe, dass ich seine Kräfte bekommen und dann auch mit meinem ersten Balkontakt ein Tor mache…"

Rein rationale Ansätze reichen offenbar selbst Modestes Mitspielern nicht aus, um die Wiederauferstehung des Franzosen unter Steffen Baumgart zu erklären. Zwei Treffer am Mittwoch in Stuttgart. Zuvor zwei beim 2:2 im Derby gegen Bayer 04 Leverkusen am Sonntag. Bereits acht Mal hat der 33-Jährige in elf Pflichtspielen in dieser Saison zugeschlagen, dazu einen weiteren Treffer vorbereitet. Und das als ein Spieler, der vor dem Amtsantritt des neuen Trainers aufgrund seiner Dauerkrise nur noch als wirtschaftlicher Ballast für den Klub angesehen wurde.

Natürlich fokussierte sich nach dem Sieg in Stuttgart wieder alles auf Modeste, der mit seinem ersten Ballkontakt nach seiner Einwechslung die Führung und kurz darauf auch den Endstand besorgt hatte. Doch Baumgart wollte den Mittelstürmer nicht in den Mittelpunkt der Jubelarien stellen.

Anthony Modeste war nicht der entscheidende Mann, sondern entscheidend war die Mannschaft, die es vorher sehr gut gemacht hat.

Steffen Baumgart

So erklärte der FC-Trainer: "Anthony Modeste war nicht der entscheidende Mann, sondern entscheidend war die Mannschaft, die es vorher sehr gut gemacht hat. Er hat die Mannschaft über die Ziellinie gebracht."

Denn auch wenn Modeste der Matchwinner war, gewann Baumgart doch weitere positive Erkenntnisse hinsichtlich seiner Mannschaft, die er auf acht Positionen personell verändert hatte.

Was von außen riskant aussah, war aus des Trainers Sicht notwendig. "Wenn es in die Hose gegangen wäre, hätten wir trotzdem ein gutes Spiel gemacht", erklärte Baumart, "ich kann es noch einmal betonen: wir haben einen sehr breiten und guten Kader. Man hat ganz deutlich gesehen, dass es bei uns kein A- und B-Team gibt. Es ist wichtig, dass wir auch den anderen Spielern eine Chance geben, sich zu zeigen."

Niemand fällt hinten runter

So kam Tomas Ostrak (21) zu seinem Startelf-Debüt, und Marvin Obuz (19) durfte in den Schlussminuten erstmal bei den Profis mitmischen. Kölns Trainer schafft es, alle Profis mitzunehmen. Ein weiterer Verdienst Baumgarts. Niemand fällt hinten runter. Das ist gut für das Klima, gut für die Mannschaft - und gut für den Klub. Schließlich gewinnen Akteure wie Modeste, Schaub oder Kingsley Schindler, die bereits abgeschrieben waren, wieder an Wert.

Das wohl deutlichste Angebot von Seiten der Akteure, die zuletzt auf der Ersatzbank saßen, kam in Stuttgart von beiden Innenverteidigern. Jorge Meré und Rückkehrer Timo Hübers überzeugten Baumgart als zentraler Abwehrblock.

"Beide haben sehr, sehr gut gespielt. Timo hat, glaube ich, keinen Zweikampf verloren. Jorge hat es immer wieder geschafft, unsere Kette rauszuschieben. Das hat er sehr gut organisiert", lobte der Trainer, "wir haben vier sehr, sehr gute Innenverteidiger." Und damit weitaus mehr zu bieten als nur einen wiederbelebten Anthony Modeste.

Stephan von Nocks