Wie ist Atalanta gerade drauf?
Gut bis sehr gut. 20 Pflichtspiele haben die Bergamasken seit Dezember bestritten und davon nur eins verloren (1:3 gegen Lazio am 31. Januar). In der Liga sind die Champions-League-Plätze voll in Reichweite, im Pokal steht Atalanta im Finale und in der Champions League beendete der letztjährige Viertelfinalist die Gruppenphase auf Platz zwei hinter Liverpool und vor Ajax. Vor allem läuft die Offensiv-Maschine wieder auf Hochtouren: Das 4:2 am Sonntag gegen Napoli war bereits der 15. Sieg in dieser Saison mit drei oder mehr Toren, nur Inter weist in der Serie A mehr Treffer auf (57) als Atalanta (53).
Wer sind die Schlüsselspieler?
Seit dem Amtsantritt vor viereinhalb Jahren stellt Trainer Gian Piero Gasperini seine Mannschaft im 3-5-2 auf und kann sich (fast) auf die gleiche Achse verlassen. Die Dreierkette bilden wie gewohnt Rafael Toloi, Berat Djimsiti und Cristian Romero, davor sorgen Marten de Roon und Remo Freuler für Stabilität. Auf der linken Außenbahn könnte Nationalspieler Robin Gosens seine herausragende Scorer-Quote der Vorsaison (18) nochmal verbessern (jetzt schon 14), auf der rechten Seite schmerzt der Ausfall von Hans Hateboer. Ihn könnte Winter-Neuzugang Joakim Maehle ersetzen. In der Doppelspitze ist Duvan Zapata gesetzt und Josip Ilicic wieder in Form. Allerdings: Besser als Luis Muriel war in dieser Saison keiner, der Edel-Joker empfahl sich gegen Napoli von Beginn an mit einem Traumtor und einer Vorlage. Hinter den zwei Stürmern wird Matteo Pessina die Fäden ziehen, weil Kapitän Papu Gomez nicht mehr da ist.
Wieso wurde Kapitän Papu Gomez verkauft?
Während des vorletzten Gruppenspiels gegen Midtjylland kam es zwischen Gomez und Trainer Gian Piero Gasperini zu einer Auseinandersetzung, die folgenreich endete: Gasperini berücksichtigte seinen langjährigen Spielmacher nicht mehr, Atalanta verkaufte ihn im Januar an Sevilla. Bislang verkraftet Atalanta den Verlust jedoch gut. Pessina füllt die großen Fußstapfen gut aus, auch Mario Pasalic kommt nach langer Verletzungspause wieder näher ans erste Team.
Wie tritt Atalanta auf?
Gewohnt spielfreudig, aggressiv und offensiv. Der intensive Pressingstil fängt vorne bei den Stürmern an und zieht sich bis hinten durch. Beim gegnerischen Spielaufbau schieben Pessina und zumeist auch die Außenverteidiger hoch vor, um gleich größtmöglichen Druck aufzubauen. Im eigenen Ballbesitz wird aus dem 3-5-2-System fast schon ein 2-2-2-4-System, weil die Außenverteidiger Gosens und (in diesem Fall) Maehle angehalten sind, in den Strafraum einzudringen. Dass Gosens schon wieder sieben Liga-Tore auf dem Konto hat und auch beim 2:0 in Liverpool traf, ist kein Zufall.
Wie stehen die Chancen gegen Real Madrid?
Beim Blick auf das Madrider Lazarett fast schon zu gut. Mit seiner Routine bleibt Real der leichte Favorit, könnte ohne Karim Benzema, Dani Carvajal, Sergio Ramos und Co. aber Probleme bekommen gegen das aggressive Spiel der Italiener. Atalanta muss sich nicht verstecken, erst recht nicht nach den überragenden Vorstellungen gegen Valencia im vergangenen Achtelfinale (4:1, 4:3), auch wenn die Madrilenen natürlich ein anderes Kaliber sind. Gasperini hat bereits versprochen, nicht von seiner Spielidee abzurücken, sie lediglich etwas dem Gegner anzupassen. Die Lehrstunde im Hinspiel gegen Liverpool (0:5) dürfte genug Anschauungsmaterial geliefert haben, wie es gegen einen "großen Gegner" nicht gemacht wird.
