Nations League

Brief an UEFA: Norwegens Gesundheitsdirektor fordert Länderspiel-Stopp

Kritik wird immer lauter - DFB rechtfertigt die Partien

Brief an UEFA: Norwegens Gesundheitsdirektor fordert Länderspiel-Stopp

Es rührt sich Widerstand: Norwegen kritisiert die internationalen Spiele.

Es rührt sich Widerstand: Norwegen kritisiert die internationalen Spiele. imago images

Björn Guldvog fordert, dass aufgrund der Infektionsgefahr in Europa internationale Fußballspiele und Turniere abgesagt werden sollen. In einem Interview mit dem Norwegischen Rundfunk NRK sagte Guldvog am Montagabend: "Für eine gewisse Zeit ist es nicht so ratsam, sich bei internationalen Großveranstaltungen und Spielen zu treffen."

In einem Brief an die UEFA und den norwegischen Fußballverband NFF habe er empfohlen, sich die Infektionssituation genauer anzusehen, sagte Guldvog. Angesichts der Infektionsraten, die wir derzeit in Europa haben, sei es schwer vorstellbar, dass ein UEFA-Protokoll engmaschig genug sein könne. "Wir sehen, dass immer mehr in ihren Mannschaften infiziert werden."

Hintergrund für die Äußerung ist die Absage des Nations-League-Spiels in Rumänien am vergangenen Sonntag. Wegen eines positiven Corona-Befundes beim ehemaligen Braunschweiger Omar Elabdellaoui war von den norwegischen Gesundheitsbehörden eine zehntägige häusliche Quarantäne für alle Nationalspieler verhängt worden, darunter der Dortmunder Erling Haaland, der Leipziger Alexander Sörloth und Hertha-Torwart Rune Jarstein.

Auch die Durchführung der Partie zwischen Deutschland und der Ukraine wirft Fragen auf. Vor dem Spiel in Leipzig wurde bekannt, dass vier Spieler und ein Teammanager positiv getestet wurden. Am Montag sickerte schließlich durch, dass weitere drei Personen bei einem Test einen Tag nach dem Spiel gegen die DFB-Elf einen positiven Befund bekamen, Bundestrainer Joachim Löw gab sich daraufhin überrascht. Die Partie zwischen der Schweiz und der Ukraine wurde wenige Stunden vor dem Anpfiff von der UEFA abgesagt, nachdem Schweizer Behörden bestimmt hatten, dass das ukrainische Team in die Quarantäne muss.

DFB rechtfertigt Austragung der Spiele

Der DFB hat die Austragung von Länderspielen mitten in der Pandemie derweil gerechtfertigt. Für den Verband seien die abgeschlossenen Verträge bindend, "sofern die behördlichen Verfügungslagen dies erlauben", teilte der DFB am Dienstag - wenige Stunden vor dem abschließenden Nations-League-Gruppenspiel in Spanien - mit. Sportlich seien die Länderspiele für Deutschland ein wichtiger Gradmesser auf dem Weg zur EM. Noch größer ist der wirtschaftliche Faktor, da die Einnahmen durch die Nationalmannschaft für die finanzielle Unterstützung des Amateur- und Nachwuchsbereiches essenziell seien. So erhalten die 21 Landesverbände jährlich zwölf Millionen Euro vom DFB.

Norwegens "Notmannschaft" soll in Österreich ran

Derweil ist noch offen, wie das Spiel der Norweger in Bukarest gegen Rumänien gewertet wird. Das muss die UEFA entscheiden. Die Rumänen könnten die drei Punkte am grünen Tisch bekommen. Damit das nicht wieder passiert, soll eine "Notmannschaft" am Mittwoch gegen Österreich spielen. Guldvog hält das nicht für klug. "In Österreich gibt es ein sehr hohes Infektionsniveau, deshalb muss man damit rechnen, dass es bei denen, die dorthin reisen, zu Infektionen kommen kann." Seit heute gilt in Österreich ein strenger Lockdown, die Infektionszahlen sind dort deutlich höher als etwa in Deutschland. In Wien sitzt übrigens auch das Team von Südkorea in Quarantäne. Dort wurden fünf Spieler und ein Betreuer positiv getestet.

Nils Öyvind Fisketjönn vom NFF sagte indes, er habe keine Bedenken. "Jeder wird bei der Ankunft getestet, und ein negativer Test ist erforderlich, bevor wir per Charterflug nach Österreich reisen. In Österreich lebt die Truppe isoliert von der Außenwelt."

Votum der kicker-Leser ist eindeutig

Das Votum der kicker-Leser fiel im Übrigen sehr deutlich aus: 88,7 Prozent halten die Durchführung von Länderspielen in der aktuellen Situation für nicht gerechtfertigt. Nur eine Minderheit von 11,3 Prozent sprachen sich für die Spiele aus. 69.700 Leser hatten abgestimmt.

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