DFB-Pokal

Folgen nach Türkgücüs Klage wegen Schalke-Spiel: Missbrauch? "Das ist schon kühn"

BFV-Widerspruch in Bälde beim Landgericht

Folgen nach Türkgücüs Klage wegen Schalke-Spiel: Missbrauch? "Das ist schon kühn"

Nach Klage von Türkgücü München: Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) wird Widerspruch beim Landgericht einreichen.

Nach Klage von Türkgücü München: Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) wird Widerspruch beim Landgericht einreichen. imago images

Der Sportrechtsexperte der Münchner Kanzlei Lentze-Stopper war nach eigenem Bekunden ziemlich überrascht von der einstweiligen Verfügung des Landgerichts (LG) München, die das Startrecht es 1. FC Schweinfurt 05 im DFB-Pokal blockierte und eine Absage der Erstrundenpartie gegen Schalke 04 notwendig machte. "Zu mutmaßen, dass es eine Willkürhandlung beim Verband gibt, ist schon kühn", geht Stopper das LG hart an. Denn das Gericht sieht im Vorgehen des BFV offenbar eine missbräuchliche Handlung seiner Monopolstellung respektive in der COVID-19-Pandemie keine Sondersituation, die das Abweichen von bis dato üblichen Gepflogenheiten rechtfertigt. Die Frage ist, ob in diese ziemlich puristisch-kartellrechtliche Argumentation die recht komplizierte Vorgeschichte eingeflossen ist?

Die geht - stark verkürzt - so: Der BFV führte während der Corona-Pause wechselseitig Gespräche mit den Topklubs seiner Regionalliga, die in Bälde zu Ende gespielt werden soll. Türkgücü, damals Erster, sollte in die 3. Liga aufsteigen und dafür ans Tabellenende der Regionalliga gesetzt werden. Das ist ein wichtiger Fakt, denn in Bayern hat sowohl der Landespokalsieger, 1860 München, als auch der Amateurmeister, also der Regionalligameister, ein Startrecht im DFB-Pokal. Die, quasi interimistische, Amateurmeisterschaft 2019/20 und damit der zweite DFB-Pokalstartplatz gingen an Schweinfurt. Der lange darüber murrende und jetzige Tabellenvierte, die SpVgg Bayreuth, wurde über die erstmalige Austragung einer Play-off-Runde um den Titel, der zur Relegation zur 3. Liga 2021/22 berechtigen würde, halbwegs zufrieden gestellt. Man kann nun für oder gegen diese Absprachen sein, allerdings hat der BFV in diesen Dingen die Ligateilnehmer in sich wiederholenden Gesprächs- wie Abstimmungsrunden mit ins Boot genommen.

Verbandsautonomie im Fokus

Sportrechtsexperten sehen in der einstweiligen Verfügung des LG einen Eingriff in die Verbandsautonomie, kartellrechtlich lässt sich die Sache aber auch anders deuten. Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt, wie unterschiedlich derlei Entscheide juristisch betrachtet werden können. Der Rechtsstreit um den Abstieg von Toulouse und Amiens etwa aus der (abgebrochenen) Ligue 1 ging bis vor das höchste, nationale Verwaltungsgericht. Zwischenzeitliche hatte gar der Staatsrat interveniert. In Belgien dagegen musste die Pro League nach einer Klage von Waasland-Beveren den Abstieg des Schlusslichts zurücknehmen und die Liga aufstocken.

OLG Frankfurt stärkte zuletzt die Verbandsautonomie

Auf der anderen Seite stärkte das OLG Frankfurt im Berufungsverfahren zwischen dem DFB und Waldhof Mannheim die Verbandsautonomie in Fragen der Vereinsstrafen, ohne ein Urteil zu sprechen, da sich beide Parteien doch verglichen. Ein ebenso vom OLG Frankfurt gefällter Beschluss aus dem Juni 2020 - damals ging es um Auf- und Abstieg in der abgebrochenen 3. Tischtennisliga - liest sich so, dass derlei Fragen im Hauptsacheverfahren entschieden werden müssen, nicht im Eilverfahren. Darauf zielt der BFV nun mit seinem Widerspruch ab, der schon in Bälde beim LG eintreffen sollte.

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Benni Hofmann