Champions League

PSG-Star Kylian Mbappé offen: "Ich habe die ganze Nacht durchgeweint"

PSG-Star drohte das Final-Turnier zu verpassen

Mbappé offen: "Ich habe die ganze Nacht durchgeweint"

Er fühlt sich bereit für das nächste große Finale: PSG-Flügelflitzer Kylian Mbappé.

Er fühlt sich bereit für das nächste große Finale: PSG-Flügelflitzer Kylian Mbappé. imago images

Aus Lissabon berichtet Jörg Wolfrum

Musste nochmal sein: Kylian Mbappé lachte am Ende des Abends ganz laut. Dann war Schluss, aber nur, was den Dienstag und das eigene Halbfinale gegen Leipzig anbelangte. Die 3:0-Sieger von PSG fuhren bester Dinge ins Quartier, einen Tag mehr Pause gegenüber dem Endspielgegner, das freute auch Trainer Thomas Tuchel.

Denn der gab offen zu: "Ich weiß nicht, wie man ein Finale in der Champions League vorbereitet." Woher auch, er stand ja noch nie in einem. Gegen die Bayern am Sonntag (21 Uhr, LIVE! bei kicker) ist Premiere für den 46-Jährigen, der eine knappe Woche später 47 wird. Das schönste Geschenk zum Geburtstag kann man sich ausmalen.

Doch zurück zur Finalvorbereitung: Er werde es arbeitstechnisch angehen wie im Viertel- und Halbfinale auch. Harte Arbeit garniert mit Freude und Lachen, das eine müsse das andere ja nicht ausschließen, so Tuchel. Denn im Königsklassen-Finale stand ja nicht nur der Trainer noch nie. Auch für seinen Klub Paris ist dies neu. Daher: "Wir dürfen die Früchte unserer Arbeit genießen."

Und genossen hatten sie schon im Estadio da Luz die 90 Minuten gegen Leipzig. Kaum hatte das Spiel begonnen, steckte der nach seiner weitestgehend überstandenen Bänderverletzung in die Startelf zurückgekehrte Kylian Mbappé auf Neymar durch. Doch der Brasilianer traf nur den Außenpfosten.

Ich hoffe, er wird in diesem Jahr Weltfußballer.

Mbappé über Neymar

Der Sturmwirbel der Pariser war damit aber eingeläutet, Mbappé und Neymar suchten und fanden sich, tauschten die Positionen, auch wenn der Weltmeister zumeist über links kam, um seine Tempovorteile ausnutzen zu können. Neymar spielte zentral, ließ sich oft auf die Zehner-Position fallen, Mbappé rochierte hier und da sogar mit dem über rechts kommenden Matchwinner Angel di Maria, der ein Tor erzielte und zwei auflegte.

Allerdings war Rückkehrer Mbappé mit zunehmender Spieldauer anzumerken, dass er noch nicht bei 100 Prozent ist. Doch erstmal war dem Angreifer etwas anderes wichtig: Für Neymar hatte er nur beste Worte übrig. "Er hat hier noch nicht getroffen, aber er ist einer der Besten der Welt." Und vor allem: "Ich hoffe, er wird in diesem Jahr Weltfußballer."

Mbappé sagte es und strahlte burschikos, wie man diesen 21-Jährigen eben kennt. Die Idee hinter seinem Wunsch schob er gleich nach: "Wenn wir die Champions League gewinnen, dann hat Neymar auch gute Chancen, Weltfußballer zu werden." Das eine hänge ja oft mit dem anderen zusammen.

"Wir sind nicht mehr nur auf uns zwei fokussiert"

Aber der Stürmer sagte all das nicht aus Eigennutz: "Wir lachen wirklich gerne zusammen, wir haben Spaß zusammen, wir zwei mögen uns." Doch noch wichtiger ist das neue Verhältnis für die Entwicklung der Mannschaft: "Wir sind nicht mehr nur auf uns zwei fokussiert." Will heißen, das Star-Duo habe sich "den anderen gegenüber geöffnet".

Die Folge hat auch Mbappé erkannt: "Das hat die Mannschaft auf dem Platz zusammengeschweißt." Entstanden sei ein noch besserer Mannschaftsgeist. "Wenn wir uns alle gut verstehen, dann sind die Chancen besser, Erfolg zu haben", weiß der Jungstar. Und er meint dabei natürlich nicht den x-ten Pokal oder Ligapokal in Frankreich.

Davon hatten dieser Tage in Lissabon schon Trainer Tuchel und auch Mittelfeldspieler Ander Herrera berichtet. Das Zusammenwachsen der Mannschaft sei wichtig, wolle man den ganz großen Erfolg einfahren, den Triumph in der Königsklasse. Ob es reicht, das Finale zu gewinnen? Mbappé: "Man wird sehen."

"Ich habe realisiert, dass ich der Mannschaft damit schade"

Der Franzose ist ja überhaupt schon froh, dass er wieder in der Startelf stand gegen Leipzig nach seiner Bänderdehnung im Sprunggelenk Ende Juli. Damals "habe ich die ganze Nacht durchgeweint", gestand Mabppé ganz offen über die Stunden nach dem 1:0 gegen St. Etienne im französischen Pokalfinale. Er sei auch in den Folgetagen schlecht drauf gewesen. "Aber dann habe ich realisiert, dass ich der Mannschaft damit schade." Also habe er positiv an seiner Situation gearbeitet. Er habe sich gesagt: "Helfe der Mannschaft. Und wenn du es nicht auf dem Platz tun kannst, dann zumindest durch gute Laune."

Es hat geklappt. Im Viertelfinale gegen Atalanta kam er vergangene Woche beim Stand von 0:1 ins Spiel. Die Mission Henkelpott hing am seidenen Faden. Doch Mbappés Einwechslung brachte dem Team Tempo und den nötigen Zug zum Tor. Am Ende stand ein 2:1-Sieg, auch dank eines Assists des Jokers. Gegen RB erfolgte nun eine weitere Steigerung: bei Mbappé und der Mannschaft.

Nicht unwichtig ist auch: "Ich habe keine Schmerzen mehr." Allerdings gab der Superstürmer zu: "Noch liegt die Verletzung nicht hinter mir, noch ist nicht alles super."

Aber das werde schon. Das hindere ihn nicht daran, seinen Plan zu verfolgen: "Ich kam her, um zu gewinnen."

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