Eishockey

Vegas' gefürchtete Offensivpower - Spielt Grubauer?

NHL Play-offs, Conference-Viertelfinale, Westen

Vegas' gefürchtete Offensivpower - Spielt Grubauer?

Brandgefährlich: Vegas-Stürmer Mark Stone (r., mit Robin Lehner) machte mit fünf Scorerpunkten auf sich aufmerksam.

Brandgefährlich: Vegas-Stürmer Mark Stone (r., mit Robin Lehner) machte mit fünf Scorerpunkten auf sich aufmerksam. Getty Images

Vegas Golden Knights (1.) - Chicago Blackhawks (8.)

Die Vegas Golden Knights sind seit dem Re-Start ungeschlagen: Mit einer maximalen Punkte-Ausbeute (3-0-0) in der Round Robin erarbeitete sich das Team aus Sin City die beste Position und damit die vermeintlich "leichtesten" Gegner bis zu einem möglichen Stanley Cup Finale. Trumpf war für Las Vegas die durchschlagskräftige Offensive, die im Schnitt fünf Tore pro Spiel erzielte. Das Scoring verteilten die Knights auf verschiedene Schultern: Zehn Spieler trafen, 16 von 18 eingesetzten Akteuren sammelten mindestens einen Scorerpunkt. Herausragend präsentierten sich die Stürmer Mark Stone (2-3-5) und Alex Tuch (3-0-3) sowie Verteidiger Shea Theodore (2-2-4).

St. Louis Blues - Vereinsdaten
St. Louis Blues

Gründungsdatum

05.06.1967

Vereinsfarben

Blau-Gold-Weiß

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Chicago Blackhawks - Vereinsdaten
Chicago Blackhawks

Gründungsdatum

25.09.1926

Vereinsfarben

Rot-Schwarz-Weiß

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Vancouver Canucks - Vereinsdaten
Vancouver Canucks

Gründungsdatum

01.01.1945

Vereinsfarben

Blau-Grün-Silber-Weiß

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Dallas Stars - Vereinsdaten
Dallas Stars

Gründungsdatum

09.02.1966

Vereinsfarben

Grün-Silber-Schwarz-Weiß

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Colorado Avalanche - Vereinsdaten
Colorado Avalanche

Gründungsdatum

01.01.1972

Vereinsfarben

Burgund-Blau-Weiß

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Arizona Coyotes - Vereinsdaten
Arizona Coyotes

Gründungsdatum

01.01.1972

Vereinsfarben

Dunkelrot-Schwarz-Weiß

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Calgary Flames - Vereinsdaten
Calgary Flames

Gründungsdatum

01.11.1971

Vereinsfarben

Rot-Gold-Schwarz-Weiß

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Vegas Golden Knights - Vereinsdaten
Vegas Golden Knights

Gründungsdatum

22.06.2016

Vereinsfarben

Gold-Grau-Rot-Schwarz

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Mit der Qualität in der Spitze, der unglaublichen Tiefe im Angriff sowie einem bislang überzeugendem Powerplay (27,3 Prozent Erfolgsquote) ist Vegas ein langer Play-off-Run zuzutrauen. Spannend wird sein, für wen sich Trainer Peter DeBoer im Tor entscheiden wird: Der vor der Trade-Deadline ausgerechnet vom kommenden Gegner verpflichtete Robin Lehner (zwei Starts, zwei Siege, 2,9 Gegentore/Spiel, 90,3 Prozent Fangquote) scheint die Nase im Vergleich zu Publikumsliebling Marc-Andre Fleury (ein Start, ein Sieg, 4,0 Gegentore/Spiel, 76,5 Prozent Fangquote) vorne zu haben.

Jonathan Toews

Zurück zu alter Stärke: Chicagos Kapitän Jonathan Toews präsentierte sich in Top-Form. Getty Images

Die Chicago Blackhawks erwiesen sich schon in der Stanley Cup Qualifikationsrunde als Favoriten-Schreck und warfen die Edmonton Oilers mit ihren Superstars Leon Draisaitl und Connor McDavid aus dem Turnier (3:1). Können die Hawks für eine weitere Überraschung sorgen?

Für Chicago sprechen ihre erfahrenen Stützen wie der wiedererstarkte Kapitän Jonathan Toews (32, 4-3-7), Patrick Kane (31, 1-3-4) und Verteidiger Duncan Keith (37, 0-4-4), die jeweils schon dreimal mit den Blackhawks den Stanley Cup nach Windy City holten (2010, 2013, 2015) und bereits ihre zehnten Play-offs spielen. Aber auch von ihren jungen Spielern erhielt Chicago Secondary Scoring. Allen voran Dominik Kubalik (24, 3-3-6), Olli Määttä (25, 2-2-4), Kirby Dach (19, 0-4-4), Matthew Highmore (24, 2-1-3) oder Alex DeBrincat (22, 0-3-3). Die Achillesferse der Blackhawks aber ist die anfällige Defensive (3,75 Gegentore pro Spiel). Auch Torwart Corey Crawford (3,75 Gegentore/Partie, 89,1 Prozent Fangquote) scheint noch nicht in Play-off-Form.

Hauptrunde: 2:1 n.P., 3:5, 5:1
kicker-Tipp: Es ist eine offensiv geführte Serie zu erwarten. Chicago bekommt es nun mit einem defensiv stärkeren und vor allem tiefer besetzen Gegner zu tun. Vegas wird nicht zu stoppen sein und setzt sich mit 4:1 durch.

Colorado Avalanche (2.) - Arizona Coyotes (7.)

Pavel Francouz & Philipp Grubauer

Duell zweier starker Goalies: Colorados Philipp Grubauer (r.) und Pavel Francouz. Getty Images

Die Colorado Avalanche gab in der Platzierungsrunde nur einen einzigen Punkt ab (3:4 n.V. gegen die Golden Knights) und zählen weiterhin zum ultimativen Favoritenkreis. Zwar liefen die ultimativen Top-Stürmer wie Nathan MacKinnon (1-2-3), Mikko Rantanen (0-4-4) oder Gabriel Landeskog (0-2-2) noch nicht heiß, doch verfügen die Avs über ausreichend Tiefe, um das zu kompensieren. So war der wieder genesene Zweitreihen-Center Nazem Kadri (1-3-4) eine der größten Überraschungen. Dass Colorado die Offensivreihen noch einmal neu komponiert - etwa mit Andre Burakovsky (1-2-3) statt Vladislav Namestnikov (1-0-1) in der ersten Linie -, scheint wahrscheinlich. In jedem Fall aber stellt die Avalanche drei gefährliche Scoring-Reihen. Das Team aus Denver bringt viele Scheiben zum Tor (37,7 im Schnitt Schüsse pro Partie) und hat ein gefährliches Powerplay (25 Prozent Erfolgsquote).

Auch aus deutscher Sicht ist vor allem die T-Frage interessant: Wer wird das Tor hüten? Der 28-jährige Rosenheimer Philipp Grubauer sollte dank seiner Athletik und Erfahrung die Nase vorne haben (2,46 Gegentore/Spiel, 91,4 Prozent Fangquote), doch hat er im 30-jährigen Tschechen Pavel Francouz einen ruhigen und souveränen Herausforderer, der in der Post-Season bislang kein einziges Gegentor kassierte (ein Spiel, 27 Saves, 100 Prozent Fangquote), wenngleich "Grubi" auch mehr zu tun bekam (zwei Spiele, 53 Saves).

Die Arizona Coyotes wollen sich als Stolperstein erweisen. In der Qualirunde setzten sich die Wüstenhunde schon gegen die Nashville Predators durch (3:1) und erwiesen sich als unangenehmer Gegner. Gegen eine erfahrene Defensive (im Schnitt 29,8 Jahre alt) um Abwehrchef Oliver Ekman-Larsson (1-3-4) und einen überragenden Torwart Darcy Kuemper (2,77 Gegentore/Spiel, 93,3 Prozent Fangquote) war es schwer, Tore zu erzielen. Gleichzeitig war vorne auf Ausnahme-Stürmer Phil Kessel (32, 1-3-4) und Taylor Hall (28, 1-3-4) Verlass. Mit Clayton Keller (22, 2-2-4) und Christian Dvorak (24, 2-1-3) taten sich auch zwei junge Angreifer hervor.

Was Arizona Mut machen sollte ist, dass die Defensive trotz durchschnittlich 40,8 Schüssen pro Spiel (!) nicht bröckelte. Das könnte sich allerdings schnell ändern wenn - wie jetzt - ein Gegner kommt, der über deutlich mehr Durchschlagskraft verfügt. Die Rolle des Underdogs aber dürfte den Coyotes liegen.

Hauptrunde: 3:2 n.V., 0:3
kicker-Tipp: Colorado ist der turmhohe Favorit in dieser Serie, doch es wird schwerer als erwartet. Am Ende setzt sich die Avalanche dank Tiefe, Secondary Scoring und einer durchschlagskräftigen Offensive mit 4:2 durch.

Dallas Stars (3.) - Calgary Flames (6.)

Joe Pavelski

Einer der besten Abfälscher der Liga: Dallas-Stürmer Joe Pavelski (r.). Getty Images

Die Dallas Stars warfen in der Round Robin das eine oder andere Fragezeichen auf: In zwei Spielen (3:5 gegen Vegas, 0:4 gegen Colorado) schepperte es hinten zu oft. Gleichzeitig kam die Defensive nicht in Schwung. Der einzige Sieg gelang im "Nachsitzen" mit 2:1 n.P. gegen St. Louis. Wo also stehen die Texaner nun zum Play-off-Beginn? Gerade mal 1,33 Tore pro Partie und eine Powerplay-Erfolgsquote von nur 11,1 Prozent zeigen, dass der Schuh vor allem in der Offensive drückt: Der einzige Spieler, der mehr als ein Tor erzielte, ist Joe Pavelski (2-0-2). Top-Scorer war mit Miro Heiskanen (0-4-4) ein Verteidiger.

Außerdem schwächelte der eigentliche Starter Ben Bishop (4,07 Gegentore/Partie, 87,5 Prozent Fangquote), den Dallas als Unterschiedsspieler dringend braucht. Backup Anton Khudobin konnte sich dagegen empfehlen (2,42 Gegentore/Spiel, 91,9 Prozent Fangquote) und stünde bereit, sollte Bishop nicht in Form kommen. Die Stars müssen schnell die Balance finden.

Milan Lucic

Raubein: Calgarys Milan Lucic (r.) steht für Härte, hat aber auch seinen Scoring-Touch wiedergefunden. picture alliance

Mit den Calgary Flames geht es nämlich gegen einen heißen Gegner: Im kanadischen Duell in der Qualirunde setzte sich Calgary mit 3:1 gegen die Winnipeg Jets durch. Dabei half den Flames freilich auch, dass sich beim Gegner mit Mark Scheifele und Patrik Laine gleich zwei immens wichtige Schlüsselspieler schon in Spiel 1 verletzten. Allerdings bewies Calgary auch, dass es physisch mithalten kann. Die Defensive machte einen sehr stabilen Eindruck (1,5 Gegentore/Spiel), auch war voll auf die Special Teams Verlass (29,4 Prozent Powerplay, 88,2 Prozent Penalty Killing).

Bei den Flames scheint die Mischung aus Härte und guten Händen zu stimmen. Sean Monahan (2-4-6) führt die Scorer-Wertung an, dahinter steht mit Power Forward Milan Lucic (1-3-4) durchaus eine faustdicke Überraschung auf Platz zwei (gleichauf mit Andrew Mangiapane). Auch der deutsche Viertreihen-Stürmer Tobias Rieder wusste voll zu überzeugen: Der 27-jährige Landshuter ist in Unterzahl eine feste Stütze, trat aber auch schon als Siegtorschütze und Scorer in Erscheinung (1-1-2). Mit letzterem Wert liegt er immerhin gleichauf mit Matthew Tkachuk. Auch im Tor war ein derart stabiler Auftritt von Cam Talbot (1,51 Gegentore/Spiel, 94,5 Prozent Fangquote, ein Shutout) so nicht zu erwarten.

Hauptrunde: 2:3 n.P., 3:1, 1:5
kicker-Tipp: Während Dallas noch nach seiner Form sucht, scheint Calgary schon voll in Schwung zu sein. Genau das wird in der Best-of-7-Serie ein wichtiger Vorteil sein. Aber auch dank ihrer physischen Vorteile und der besseren Balance zwischen Offensive und Defensive setzen sich die Flames mit 4:2 durch.

St. Louis Blues (4.) - Vancouver Canucks (5.)

Ryan O'Reilly

Ins Stolpern geraten: Ryan O'Reilly und die St. Louis Blues müssen wieder aufstehen. Getty Images

Die St. Louis Blues haben mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen: Der amtierende Stanley-Cup-Sieger blieb in der Round Robin sieglos und holte nur einen einzigen Punkt (0-2-1). Gegen die anderen Top-Teams im Westen wirkten die Blues regelrecht überfordert, gaben im Schnitt nur 23,7 Schüsse pro Spiel ab (schlechtester Wert aller Teams) und ließen gleichzeitig deren 38 pro Partie (zweitschlechtester Wert) zu. Zudem war das Powerplay harmlos (8,3 Prozent), das Penalty Killing ausbaufähig (81,3 Prozent). Die Offensive kam nicht in Schwung (2,0 Tore/Spiel), während die Defensive (3,0 Gegentore/Spiel) bei weitem noch nicht das Vorjahres-Niveau erreicht hat. Der lange Zeit verletzte Scharfschütze Vladimir Tarasenko ist auch noch nicht wieder der alte und wartet noch auf seinen ersten Scorerpunkt.

Die Statistik spricht also nicht gerade für St. Louis. Beim Triumph 2019 lebte die Mannschaft von einem im Januar startenden Lauf, der sie bis zum Titel trug. Die Corona-Unterbrechung samt holpriger Platzierungsrunde scheint den Wind aus den Segeln genommen zu haben. Die Blues brauchen eine schnelle Leistungssteigerung und müssen ihren physischen Spielstil etablieren.

Bo Horvat, Quinn Hughes & J.T. Miller

Drei Spieler, 13 Scorerpunkte: Vancouvers Bo Horvat, Quinn Hughes und J.T. Miller (v.l.n.r.). Getty Images

Die Vancouver Canucks wussten sich im Verlauf der Qualifiaktionsrunde zu steigern und setzten sich am Ende gegen die Minnesota Wild durch (3:1). Der einzige Ausrutscher blieb ein 0:3 in Spiel 1, ansonsten bekamen die Canucks ihre Offensive gut zum Laufen: Rookie-Verteidiger Quinn Hughes (1-5-6) führt die Scorerwertung vor den Stürmern Bo Horvat (2-2-4), Chris Tanev (1-3-4), Elias Pettersson (1-3-4), Tanner Pearson (2-1-3), Brock Boeser (2-1-3) und J.T. Miller (1-2-3) an. Es zeigt, dass Vancouver aus mehreren Kanonen erfolgreich feuert. Zudem war das Über- (21,2 Prozent) und das Unterzahlspiel (86,4 Prozent) stark. Goalie Jacob Markström, der im Alter von 30 Jahren seine erste Endrunde spielt, fremdelte nicht, sondern erwies sich als sicherer Rückhalt (2,27 Gegentore/Spiel, 92,6 Prozent Fangquote, ein Shutout).

Mit ihrem Tempo könnten die Canucks den auf Körper spielenden Blues entwischen und müssen gleichzeitig mit ihrem aggressiven Forechecking für Fehler im gegnerischen Aufbau sorgen. Die im Vergleich zu St. Louis fehlende Play-off-Erfahrung muss Vancouver mit vielen Extra-Metern und Engagement ausgleichen.

Hauptrunde: 3:4 n.P., 2:1 n.V., 1:3
kicker-Tipp: Schon in der Hauptrunde waren die Duelle zwischen Blues und Canucks eng und spannend. Davon ist auch in den Play-offs auszugehen. Das unterschiedliche Form-Niveau könnte den Unterschied ausmachen. Vancouver setzt sich knapp mit 4:3 durch.

Christian Rupp