Zunächst vermeldete der FC Zürich am Samstag, dass sich sechs Spieler und drei Mitarbeiter infiziert hätten. Tags darauf folgte mit Präsident Ancillo Canepa ein weiterer positiver Befund. Canepa saß mit im Teambus, hat sich deswegen auch testen lassen und sich - wie das gesamte Team - in Quarantäne begeben. Symptome habe er keine, teilte er mit. Auch die restlichen Infizierten hätten keine oder leichte Symptome.
"Im Interesse des Schweizer Fußballs"
Trotz der schwierigen Umstände hat sich der Verein entschieden, zur Partie am Dienstag in Basel anzutreten. Man wolle den äußerst eng getakteten Spielplan nicht strapazieren. "Wir befinden uns alle in einer sehr schwierigen Situation. Besonders erschwerend ist für uns auch die Tatsache, dass einige Spieler der ersten Mannschaft nicht im Kanton Zürich wohnhaft sind und deshalb unterschiedliche Gesundheitsbehörden zuständig sind. Wir haben alle Pros und Kontras abgewogen und sind zum Schluss gekommen, im Interesse des Schweizer Fußballs die beiden Spiele gegen Basel und gegen die Young Boys austragen zu wollen. Wenn wir dadurch sicherstellen können, dass die Meisterschaft zu Ende gespielt werden kann, ist dies im Interesse aller Super-League-Vereine", begründet Canepa die Entscheidung.
Bei der zweiten Mannschaft handelt es sich um ein junges Team, das in der Promotion League (entspricht der 3. Liga) spielt. Ein Kaltstart wird es nicht, immerhin wurden zuletzt schon wieder zwei Testspiele absolviert. U-21-Trainer Marinko Jurendic wird die Mannschaft coachen.
Das Heimspiel gegen die Young Boys aus Bern am kommenden Samstag soll ebenfalls wie geplant ausgetragen werden.
Kryeziu erst am 10. Juli positiv getestet - Magnin wehrt sich
Nicht erwiesen ist indes, dass "Patient Null" beim FC Zürich Mirlind Kryeziu war, wie am Montag auf Basis einer Agenturmeldung auch an dieser Stelle berichtet worden war. Der 23-Jährige war am 10. Juli (und nicht wie auch hier leider irrtümlich berichtet schon am 3. Juli) positiv getestet und dann sofort in Quarantäne geschickt worden. Das Virus verbreitete sich offenbar auf der Busfahrt zu Xamax Neuchatel am 7. Juli.
"Mit großem Ärger und Erstaunen musste ich feststellen, dass in diversen deutschen Medien Falschinformationen in Umlauf geraten sind", sagte FCZ-Trainer Ludovic Magnin gegenüber dem kicker: "Mir wurde unterstellt, dass ich unseren Spieler Mirlind Kryeziu, der positiv auf das Coronavirus getestet worden sei, zu unserem Auswärtsspiel in Neuenburg mitgenommen hätte. Fakt ist, dass der Spieler erst nach der Partie Symptome gezeigt hat und erst am 10. Juli - nicht am 3. Juli - positiv getestet wurde. Zudem ist alles andere als erwiesen, dass er Patient Null ist. Ich bin sehr enttäuscht, dass man mir als Familienvater unterstellt, ich hätte so fahrlässig gehandelt und die Gesundheit meiner Spieler und meines Staffs aufs Spiel gesetzt."
Super League verzichtet auf regelmäßige Corona-Tests
Entstehen konnte das Chaos, weil die Super League im Gegensatz zur Bundesliga seit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs Mitte Juni keine regelmäßigen Corona-Tests durchführt. Die ersten 21 Tage ging alles gut: Der positiv getestete Boris Babic vom FC St. Gallen hatte keinen Kontakt zur Mannschaft gehabt. Beim FC Lugano gab es Verdachtsfälle, sie bestätigten sich allerdings nicht. Jetzt herrscht Ausnahmezustand.